Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens

Hinweise zur Bedeutung des Steines 

Herausgegeben von Hanns Bächtold-Stäubli

unter Mitwirkung von Eduard Hoffmann-Krayer

 

http://de.wikipedia.org/wiki/Handw%C3%B6rterbuch_des_deutschen_Aberglaubens

 

 

Die Überlieferungen des Volkes wurden meist als Aberglaube, Märchen und Sage ins Abseits verdrängt

Überzeichnungen und Lügengeschichten der feudal-klerikalen Klicken uns jedoch als Geschichtsschreibung verordnet

 

 2. Ziemlich häufig wird auch behauptet, daß die Menschheit aus Steinen oder einem Fels hervorgegangen ist.

[Lexikon: Anthropogonie. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 1190

(vgl. HWA Bd. 1, S. 463)]

Auch der erste König der Sachsen, Aschanes, ist aus einem Felsen im Harz erwachsen, mitten im Walde bei rieselndem Quell10).

[Lexikon: Anthropogonie. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 1190

(vgl. HWA Bd. 1, S. 463)]

 

Gleichklang der griechischen Worte für Leute (laoi) und Steine (laes)

[Lexikon: Anthropogonie. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 1191

(vgl. HWA Bd. 1, S. 463)]

 

Der ganze lokrische Adel leitete sich persönlich von Deukalion her, während das ihnen untergebene Volk aus den Steinen geworden sein sollte

[Lexikon: Anthropogonie. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 1191

(vgl. HWA Bd. 1, S. 463)]

Die mittelaustralischen Aranda glauben, daß der Keim jedes Menschen entweder aus einem Felsen (oder von einem Steinhaufen), oder aus einem sehr alten Baume in die Mutter hineinfliegt, weil die betreffenden Felsen, Steine oder Bäume das Totemgrundwesen in sich enthalten und nach den totemistischen Sagen selbst aus Totemurwesen, den sagenhaften Urfahren der Klans, bei ihrem Abscheiden aus dem irdischen Dasein entstanden sind12).

[Lexikon: Anthropogonie. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 1191

(vgl. HWA Bd. 1, S. 463-464)]

Nach dem Glauben im preußischen Samlande wurden die, welche den hl. Sonntag mit Werktagsa. zu beflecken wagten, in Steine verwandelt (s.d.)5).

[Lexikon: Arbeit, arbeiten. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 1382

(vgl. HWA Bd. 1, S. 569)]

Die Skythen warfen auf die glühenden Steine Hanfsamen (Herodot IV, 75) und schwitzten in dem Dampf. Das war ihr Reinigungsbad. Wie Herodot meint, brüllten sie vor Freude193), in Wirklichkeit infolge der Haschischvergiftung.

[Lexikon: Bad, baden. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 1867

(vgl. HWA Bd. 1, S. 829)]

Im Karlbad am Fuße des Königsstuhls in Kärnten (1700 m hoch gelegen) erhitzt man das B. dadurch, daß man glühend gemachte Steine in die Badewanne (einen ausgehöhlten Baumstamm) wirft. Nicht im Wasser liegt dem Volksglauben nach die Kraft, sondern in den Steinen, womit es erwärmt ist, die im Bach sorgfältig ausgewählt werden. Nur Grauwacke ist das richtige Gestein304). –

[Lexikon: Bad, baden. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 1897

(vgl. HWA Bd. 1, S. 848)]

Es hat einen giftigen Hauch, macht Gras verdorren und Steine zerspringen6). Des B.en gefährlichste Eigenschaft ist aber sein stechender Blick, der Menschen und Tiere tötet; entweder fällt man sogleich um, oder man ist wie gebunden und kann sich weder rühren noch von der Stelle fortbewegen7).

    Um das Ungeheuer unschädlich zu machen, nähert man sich ihm mit Spiegeln; sieht es darin den eignen Blick, dann kommt es um8)

[Lexikon: Basilisk. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 2058

(vgl. HWA Bd. 1, S. 935)]

Der »Walstein« oder »B.« bei Besko (Lausitz) ist »auf mancherlei Art gestaltet, bald

wie ein Arm, bald wie ein Bein, oder auch ein Finger; ja einer dieser Steine soll ganz die Gestalt eines Menschen gehabt haben. Er ist besonders heilsam für die, welche einen Arm oder ein Bein gebrochen haben«7)

[Lexikon: Beinbruch. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 2208

(vgl. HWA Bd. 1, S. 1012)]

d) Steinopfer auf B.en. Wenn ein Kind das erstemal auf eine Alpe steigt, muß es einen Stein aufheben, ihn auf den Steinhaufen, unter dem die wilden Fräulein wohnen, werfen und sagen: »Ich opfere dem wilden Fräulein«38). In christlichem Gewande lebt das alte Opfer als Bußübung weiter, schwere Steine werden zu hochgelegenen Wallfahrtsorten geschleppt und zu Hügeln, gewaltigen Wällen aufgeschichtet39). Solche Steinopfer sind sehr alt und auf der ganzen Erde üblich40). In einer Beichtfrage des Burchard von Worms († 1024) wird verboten, Steine zu Hügeln zusammenzutragen41).

[Lexikon: Berg. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 2285

(vgl. HWA Bd. 1, S. 1046-1047)]

Als B. gelten auch der Blutachat, roter Marmor, der rote Jaspis; in der Steiermark und Oberösterreich werden diese Steine als Amulett gegen den Rotlauf getragen12).

[Lexikon: Blutstein. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 3012

(vgl. HWA Bd. 1, S. 1456-1457)]

     5. Kleine rundliche Steine, die abgelösten fossilen Stielglieder eines Haarsterns (Encrinas liliiformis), die sich häufig in der Muschelkalkformation finden, werden in Thüringen B.pfennige genannt, weil der Heilige einst alles Gold und Geld der Thüringer zu Stein verwünscht hatte und darauf jeder Pfennig zu einer Linse wurde19).

[Lexikon: Bonifatius II. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 3066

(vgl. HWA Bd. 1, S. 1479)]

Stein im Kopf (28a). Med.: Die Steine »werdend in silber vnd gold eyngefasset / getregt als ein sonder secret wider das bauch grimmen vnd die Můter / doch söllend sy nitt kaufft / sonder geschenckt worden seyn« (28b).

[Lexikon: Brassen. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 3125

(vgl. HWA Bd. 1, S. 1508)]

                 Und als der Herr aus der Kirche kam,

                Wollt er aufschneiden das B.:

                Das B. war wie die Steine,

                Das Messer von Blut so rot.

 

Die steinernen Laibe werden sogar noch gezeigt105). Anderseits hat die Versteinerung des B.es in der Sage einen guten Zweck: Als der mildtätige Torwart Seemoser vom Freisinger Dom das für die Armen be-

stimmte B. dem geizigen Bischof Gerold zeigen sollte, verwandelte sich das B. in Stein106).

[Lexikon: Brot. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 3290

(vgl. HWA Bd. 1, S. 1599)]

Kinder dürfen keine Steine in den B.werfen, »denn es ist Gottes Auge darin«105

[Lexikon: Brunnen. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 3424

(vgl. HWA Bd. 1, S. 1682)]

Oder es werden ebensoviele aus fließendem Wasser geholte Steine als entwendete Stücke im Feuer angeglüht, drei Tage unter der Türschwelle vergraben, dann Stein für Stein unter Namensnennung in gesegnetes Wasser geworfen, beim Schuldigen zischt das Wasser auf128)

[Lexikon: Dieb. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 3988

(vgl. HWA Bd. 2, S. 210)]

Im ostdeutschen Gebiete bäckt manchmal das abziehende Gesinde ins Martinibrot Eisenstücke oder vergräbt Steine und Bretter in den Gartenbeeten278).

[Lexikon: Dienstbote. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 4093

(vgl. HWA Bd. 2, S. 278)]

19. E.-Steine. Es gab Steine und Säulen, auf welche man beim Schwur die Hand legte37). Zuweilen wiesen solche Steine das Antlitz eines Tieres oder eines Menschen auf. In dessen offenen Mund streckt der Schwörende seine Hand hinein.

[Lexikon: Eid. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 4797

(vgl. HWA Bd. 2, S. 671)]

Fruchtbarkeitszauberisch wirkt man auf den Ackerdämon ein, indem man Brot126) und Steine127) in die letzten Halme legt, regenzauberisch, indem man sie mit Wein, Branntwein128) oder mit Wasser129) besprengt.

[Lexikon: Ernte. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 5334

(vgl. HWA Bd. 2, S. 948)]

Eva.

    1. Die biblische Urmutter. Mannigfache Sagen und Schwänke von ihrer Erschaffung (oft aus einem Hunde-, Katzen-, Affenschwanz) sollen ihre und des ganzen weiblichen Geschlechtes Minderwertigkeit in verschiedenen Beziehungen erweisen1). Sie soll mit dem Teufel gesündigt haben2), aus ihrem Teige werden Steine3), aber aus ihren Reuetränen Perlen4). Sie ahmt Adam nach wie der Teufel Gott5).

[Lexikon: Eva. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 5575

(vgl. HWA Bd. 2, S. 1084-1085)]

Als Amulette wer den gegen F. metallene Gegenstände oder Steine getragen135)

[Lexikon: Fallsucht. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 5724

(vgl. HWA Bd. 2, S. 1176-1177)]

Manche Steine ändern ihre F., wenn ihrem Besitzer ein Unglück oder Tod bevorsteht107).

[Lexikon: Farbe. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 5772

(vgl. HWA Bd. 2, S. 1206-1207)]

  In Winterberg stürzte man dabei eine Katze vom Turm28); in Selfkant und Limburg wurde »de Vauste utgebrannt« durch das vom Priester aus dem Steine geschlagene Osterfeuer an der Kirchentür29).

[Lexikon: Fastenzeit. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 5835

(vgl. HWA Bd. 2, S. 1246)]

Feuerbock. Man versteht darunter ein seit Jahrtausenden nachweisbares, heute noch gebräuchliches Herdgerät, das zum Auflegen des einen Endes der Brandscheiter dient, die durch solche Schräglage auch von unten her Luftzutritt gewinnen. Der einfachste F. ist ein auf den Herd gelegtes Holzscheit oder ein länglicher Stein. Solche Steine haben im deutschen MA. die Namen »Brandreite« und »Wichelstein« geführt1).

[Lexikon: Feuerbock. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 6114

(vgl. HWA Bd. 2, S. 1402)]

Feuerstein, Flintstein. »Donar, Thor schlägt mit dem Stahle aus dem F. die Blitzfunken, er schleudert auch den F. als Blitz«1). Deshalb galten aus dem F. geschlagene Funken bei den Angelsachsen als Schutzmittel gegen Blitz, Donner und alles Blendwerk2). Saxo Grammaticus nennt die aus einem Stein geschlagenen Funken einen guten Schutz vor Dämonen3). Noch heute schützt man sich in der Mark gegen Spukgespenster, indem man mit Stahl und F. Funken schlägt; denn »das können sie nicht vertragen«4). In Württemberg gilt der F. für ein gegen den Blitz schützendes Mittel5). Eine 1659 erschienene Schrift berichtet, daß, wenn eine Wöchnerin sich legte, man als Schutz gegen böse Geister, die sie anfechten könnten, einen in ein weißes Linnen gelegten F. gebrauchte6). In Schlesien befestigte man vor der Walpurgisnacht über der Stalltür einen recht durchlöcherten F. als Schutz gegen die Hexen7). In den Hünengräbern finden sich an Stelle der Donnerkeile nicht selten F.e8). In Mecklenburg war es einst Sitte, bei Begräbnissen den Toten einen F. zu Häupten zu legen9). Mit Stahl und Stein auf altertümliche Art entzündetes Feuer galt als kräftiger und reiner als anderes10); man entzündet so das Osterfeuer, in Oldenburg das Herdfeuer eines neuerbauten Hauses11) (vgl. Stahl, Eisen).

    Wie der Donnerstein, ist auch der F. Schutzmittel  bei gefährlichen Zuständen des Menschen und des Viehs. Namentlich durchlöcherte gelten als zauberkräftig (vgl. Trudenstein). In Oldenburg hängt man einen solchen Stein über dem Bett als Schutz gegen Krankheiten auf12). In Menz und Umgegend wird er an der Tür des Schafstalles aufgehängt als Abwehr gegen Pocken und andere Krankheiten13). Im Oberspreewald hängt man solche Steine dem Vieh als Schutz gegen Beulen und Geschwülste um14). Hat eine Kuh ein geschwollenes Euter, so melkt man sie durch das Loch des F.s (vgl. Donnerkeil, Kuhstein)15). Wie im Altertum fand der F. auch später in der Volksheilkunde Verwendung. So verordneten Schäfer gepulverten F. gegen Magenkrampf; in der Pfalz gilt gepulverter F. als wirksames Mittel gegen Sodbrennen16). In Mecklenburg begegnet uns oft die Erwähnung des F.s bei Besprechungen17). Der F. gehört zu den Werkzeugen, mit denen man die Wünschelrute ungefährdet gewinnen kann18).

[Lexikon: Feuerstein. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 6174

(vgl. HWA Bd. 2, S. 1438)]

  In Böhmen muß man an einem Abend, wo der Mond aufgeht, unversehens eine Wegschnecke f.; mit dieser bestreicht man die Warzen und legt sie zwischen zwei Steine, damit sie nicht fortkriechen kann37).

[Lexikon: finden. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 6232

(vgl. HWA Bd. 2, S. 1471)]

Findlingssteine. Von jeher haben die erratischen Blöcke, die sich in ganz Deutschland zerstreut finden, die Aufmerksamkeit auf sich gelenkt. Erst spät und nach mancherlei vergeblichen Versuchen gelang es der Geologie, ihr Vorkommen zu erklären1). Das Volk hatte schon frühzeitig erkannt, daß diese einsam und freiliegenden Blöcke nicht von Anfang an auf dem Boden, wo sie jetzt liegen, gelegen haben können und suchte sich ihr Dasein zu deuten. Das war der Ausgangspunkt für mannigfache Erzählungen. Man meinte, Riesen hätten in grauer Vorzeit diese Steine aus irgend welcher Ursache (Haß gegen die christlichen Kirchen, das Zwergengeschlecht der Menschen usw.) geschleudert oder unterwegs verloren2). In Nordschleswig nennt man die erratischen Blöcke geradezu Slyngsteen (Schleuderstein)3). Die absonderliche Gestalt mancher Findlinge, seltsame Eindrücke auf ihrer Oberfläche (Finger, Fäuste u.a.) förderten die weitere Sagenausgestaltung. Für die Riesen trat später der Teufel ein; er griff zu solch gewaltigen Schleudersteinen, um die ihm verhaßten Kirchen (Kapellen, Klöster) zu zerstören4). So schleppte, nach der Sage, der Teufel den Süntelstein herbei, um die Kirche in Venne zu zerschmettern, und noch heute sieht man in der Mitte des gewaltigen Blockes den tiefen Eindruck, wo er dem Satan auf dem Rücken  lag5). Bei der Kapelle der Kirche der heiligen Ursula in der freien Reichsstadt Coela lag, wie Zedler erzählt, ein großer Stein; am 3. Oktober 1404 soll ihn unter gewaltigem Sturm der Teufel nachts geschleudert haben, um boshaft die Kapelle zu zerschmettern; man zeigt noch im Gewölbe das Loch, durch das der Stein herabfiel6). Glockenklang und Hahnenkrähen kann der Teufel nicht vertragen; man wird deshalb wohl zu den Teufelssteinen auch die Findlinge zählen können, die sich umdrehen, wenn sie das hören. Ein solcher liegt z.B. bei Vehta in Oldenburg; nach dem Volksglauben dreht er sich dreimal herum, wenn des Bauern Beneke Hahn kräht. Von einem erratischen Blocke im Thurgau wird berichtet, er springe herum, wenn er am Mittag die Glocke läuten hört7). Andere Sagen berichten, Frevler seien um ihrer Sünden willen in solche Steine verwandelt worden; ihre ungefähr einem Menschen ähnliche Gestalt mag diesen Aberglauben veranlaßt haben. Als ewiges Warnungsmal stehen sie nun vor den Menschen8). Unter anderen erratischen Blöcken befinden sich nach dem Volksglauben große Schätze9). Im deutschen Nordosten meint man hier und da, die Findlinge beherbergten kleine Kinder; Veranlassung dazu gab vielleicht der Name »Findlinge«; es kann aber auch auf die in Steinen wohnenden Zwerge zurückgehen (vgl. Kleinkinder- Titistein)10). Auf die einzelnen F. genauer einzuge hen, verbietet der beschränkte Raum. Joh. Folkers zählt allein in der Mark, Mecklenburg, Norddeutschland, Schleswig-Holstein, Sachsen und Niedersachsen auf Grund der vorliegenden Sagensammlungen nicht weniger als 120 erratische Blöcke, an denen ätiologische Sagen haften11). Es ist derselbe Vorgang wie bei anderen ätiologischen Sagen: der Erklärungsversuch knüpfte an alte mythische Vorstellungen an; das fabulierende Volk spinnt die Gedanken weiter aus, und schließlich sind die F. gleichsam das letzte übriggebliebene Andenken. Richtig sagt deshalb Bartsch: hätten die Riesen nicht allenthalben die mächtigen Steine aufgerichtet, so würde man von ihnen nichts mehr wissen12).

[Lexikon: Findlingssteine. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 6242

(vgl. HWA Bd. 2, S. 1477)]

  In Ostpreußen greifen die Mädchen am Silvesterabend aus einem f.n W. eine Handvoll Kies und zählen die Steine; ist die Zahl gerade, so heiraten sie im nächsten Jahre102).

[Lexikon: Fluß, fließendes Wasser. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 6604

(vgl. HWA Bd. 2, S. 1689)]

Als die Erntezeit herankam und der Bauer seine Linsen einheimsen wollte, o Wunder, da fand er in den Schoten statt der Früchte kleine, runde Steine. Er selbst ward von Gott gestraft und auf seinem Feld zu Stein verwandelt. Erst wenn all die zahllosen steinernen Linsen von Vorübergehenden aufgelesen sind, wird seine Erlösungsstunde schlagen. Seit dieser Zeit führt jenes Feld seinen sonderbaren Namen«7).

[Lexikon: Fossilien. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 6642

(vgl. HWA Bd. 2, S. 1708)]

Unterdem Namen lapides Judaici begegnen uns in der Literatur die fossilen Stacheln einer Seeigelart, deren lateinische Bezeichnung Cidaris glandaria die Gestalt dieser Stacheln als einer Eichel (glans) ähnlich kennzeichnet. Diese Stacheln bestehen aus festem, aschgrauem Kalk, haben gekerbte Längsstreifen, die wie mit einem Schnitzmesser eingeritzt sind, und sind oft mit einem Stiele versehen, wodurch sie noch mehr einer Frucht gleichen18). Schon von Dioscorides und Galen wurden die in der Kreideformation Palästinas häufigen Stacheln als Judensteine bezeichnet. Ibn al Baitar berichtet unter Hagar Jahudi, er habe diese Steine an einem Berge in der Nähe von Beirut gesammelt und sie kämen von da nach Damaskus19).

[Lexikon: Fossilien. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 6646

(vgl. HWA Bd. 2, S. 1711)]

Neben den echten aus dem Morgenlande stammenden Judensteinen galten als treffliches Heilmittel, besonders gegen Nieren- und Blasenleiden, auch die im Kreidegrünsandstein von Essen vorkommenden ähnlich geformten Stacheln einer anderen kugelköpfigen Seeigelart, Cydaris globiceps25).

[Lexikon: Fossilien. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 6648

(vgl. HWA Bd. 2, S. 1712)]

Von fossilen Muscheln spielen der Hysterolites vulvarius, eine Rhynochenella und eine Terebratula im Aberglauben eine Rolle. Der Hysterolites bildet eine der wichtigsten Leitmuscheln für die deutsche Grauwackenform; man kennt von ihm nur den Steinkern. Bereits Plinius scheint unter dem Namen Diphyes (Genitale utriusque sexus distinguente linea) diesen Stein gekannt zu haben. Sicherer ist die Bemerkung von Agricola (de nat. foss. V, 640), daß in der Diözese Trier bei der Burg Ehrenbreitstein sich schwärzliche, harte Steine fanden, die den weiblichen Scham teil ausdrückten. Cardanos nannte daher den Steinkern Hysteropetra (Hysteriestein), erst Scheuchzer gab ihm später den Namen Hysterolites. Der Steinkern des Hysterolites vulvarius galt nach dem Grundsatze similia similibus curantur wegen seiner Ähnlichkeit mit der weiblichen Vulva als ein wirksames Heilmittel bei verschiedenen Frauenleiden. In Zedlers Lexikon heißt es von ihm: Hystera-Petra (Gebärmutterstein), auch Mutterstein ist ein schwarzer, bisweilen auch weißer und gleichsam verrosteter Stein von der Größe einer welschen Nuß, auf der einen Seite rund gewölbt, auf der anderen aber wie die äußeren Geburtsglieder des Weibes anzusehen, weswegen der Stein den Namen erhalten hat; zuweilen sieht man daran auch das männliche Glied. Horst schloß aus der Signatur des Steins, daß er gegen Mutterschwachheit und deren Erstickung gut sei, auch wenn die Männer der Mannheit, die Eheweiber der Fruchtbarkeit durch Hexerei beraubt worden, dagegen zu helfen vermöchte, ja, er glaubt auch, daß wenn dieser Stein an die Hände angehängt werde, derselbe Lust zum Beischlaf in beiderlei Geschlecht erwecke.

[Lexikon: Fossilien. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 6653

(vgl. HWA Bd. 2, S. 1715-1716)]

     Heute weiß man von den Wirkungen des G.s nichts mehr. Im Departement Haute-Garonne tragen Ammen als Amulett den Garde-lait, die Albanierinnen tragen einen Milchstein als Schutzmittel10). Doch dürften diese Steine kaum dem deutschen Milchstein entsprechen, da er wegen seiner Beschaffenheit sich weder zum Bearbeiten noch längerem Tragen eignet.

[Lexikon: Galaktit. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 7215

(vgl. HWA Bd. 3, S. 257)]

  (wie in süddeutschem Sprachgebiet Schwangere zur Sicherung leichter G. durch Steine kriechen)123)

[Lexikon: Geburt. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 7498

(vgl. HWA Bd. 3, S. 416)]

In der französischen Schweiz wendet man u.a. auch Steine, die von einer schwangeren Frau unter einer Brücke geholt werden, über die man die Toten führt17).

[Lexikon: Gegenzauber. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 7535

(vgl. HWA Bd. 3, S. 437)]

Außerdem kennt der Volksglaube geisterhafte Bäume und Blumen171), Mauern172), Stiefel173), Fässer174), Knäuel und Kugeln175) und vor allem Steine. Diese Steine sind entweder die Behausungen von Geistern – dann sieht man gelegentlich den G. auf dem Stein sitzen176), oder er kommt als große, graue Schlange unter dem Stein hervor, um sich von Menschen küssen und erlösen zu lassen177) – oder die Verbindung ist noch enger, der Stein ist der G. selbst. Dann hat dieser Stein die Eigenschaften aller geisterhaften Gegenstände, er kann sich bewegen und zu unglaublicher Größe  anwachsen178). An einem solchen Stein klopften die Mädchen Wäsche. Da kam es nachts zu ihnen, schlug sie und warf sie aus dem Bett. Als der Stein mit größter Mühe weggeschafft wurde, ereignete sich allerlei Unglück179). Ein solcher Geisterstein kann einer Verwandlung sein Dasein verdanken180). Nach Pausanias 9, 38. 5 ging im alten Orchomenos ein G., »mit einem Stein« um und verwüstete die Gegend181). Nach indischem Brauch umgeht das Brautpaar zuerst dreimal das heilige Feuer. Dann bringt man den sonst beim Begräbnis gebrauchten »Geisterstein«, in den nach dem Volksglauben die Seele des Toten eingeht. Vor diesem Stein bleibt die Braut stehen, während der Priester ein Gebet spricht (Fruchtbarkeitszauber?). In verschiedenen Gegenden Englands springen die Brautleute über einen Stein182). Auch in Deutschland finden sich Reste solcher Gebräuche (s. fruchtbar 3, 145 ff., Stein).

[Lexikon: Geist. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 7631

(vgl. HWA Bd. 3, S. 493)]

Ein Mädchen hatte gelobt, auf einem Berg eine Kapelle zu bauen. Sie trug alle Steine selbst herbei und starb vor Anstrengung, ehe die Kapelle fertig war. Um ihres unerfüllten G.s willen muß sie Sisyphusarbeit machen: man hört sie unter viel Ächzen und Stöhnen Steine tragen16).

[Lexikon: Gelübde. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 7862

(vgl. HWA Bd. 3, S. 628)]

  In Steiermark nimmt man einen Kiesel- oder Blutstein, macht über dem G. das Kreuzeszeichen und fährt dann mit dem Steine neunmal über die Stelle herab, worauf der Stein an seinen früheren Platz gelegt wird4).

[Lexikon: Gewächs. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 8175

(vgl. HWA Bd. 3, S. 804-805)]

1. Eine Anzahl von Findlingen in Norddeutschland zeigt glatte, polierte Rinnen, die jetzt von Kindern zum spielenden Herabg. benutzt werden. Fast an alle knüpfen sich Sagen, oder sie werden doch mit abergläubischer Scheu betrachtet1). Aus der Schweiz sind bis jetzt nur zwei Steine bekannt, die eingegrabene Schalen in Verbindung mit einer Gleitrinne aufweisen. Sie liegen im Lötschental (Kt. Wallis) und dienen ebenfalls den Kindern zum Hinabrutschen. Wahrscheinlich sind diese Gleitsteine ursprünglich zum Fruchtbarkeitszauber verwandt worden2). In Frankreich rutschen junge Mädchen, meist nachts, auf solchen Gleitflächen hinunter, um einen Mann, junge Frauen, um Kinder zu bekommen. Der unmittelbaren Berührung des weiblichen Körpers mit dem Stein wird eine fruchtbar machende Wirkung zugeschrieben. Gewöhnlich ist die Handlung mit einem Opfer verbunden3).

[Lexikon: gleiten. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 8292

(vgl. HWA Bd. 3, S. 864-865)]

Glossopetren (s. a. Fossilien 2, 1716 f). »Glossopetrae, die Natter-Zünglein, sind dreyeckigte und zugespitzte aschenfarbichte Steine, oben glatt, und unten mit einem rauchen Satz versehen, so am meisten in der Insel Malta gefunden, und deswegen Linguae Melitenses oder Maltesische Otterzungen, von den Teutschen aber Stein-Zungen genannt werden: sie werden auch in Teutschland um Lüneburg und Hildesheim, in Ungarn und in der Schweitz gefunden. Sie wiederstehen allem Gifft, bewahren vor gifftigen Bissen, heilen auch gifftige Bisse, werden am Halse oder Armen getragen«1).

[Lexikon: Glossopetren. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 8318

(vgl. HWA Bd. 3, S. 877-878)]

Glück(s)stein. Wie Ringe, so eignen sich auch kleinere Steine (s.d.) oder Steinchen sehr gut zu Talismanen und Amuletten. Aus den Nachrichten, die über das Vorkommen solcher G.e in Deutschland vorhanden sind1), scheint hervorzugehen, daß es sich dabei in der Regel um gefundene Steine mit einem natürlichen Loch darin handelt; aus Italien z.B. hat man dagegen Nachrichten über kleine G.e ohne Loch2). In der Zimmernschen Chronik wird ein erblicher glückbringender Edelstein als »glick- oder sigstain« bezeichnet3). – Auch die moderne spekulative Industrie hat sich den G. nicht entgehen lassen; im Juli 1925 erschien in Schweizer Zeitungen eine Notiz folgenden Inhalts: »Warnung vor ›Glücksteinen‹. Von London aus verschickt jetzt massenweise eine Firma Drucksachen, in denen sie ›Glücksteine‹ gegen vorherige Einsendung von 5 Franken zum Kaufe anbietet. Diese Glücksteine sollen aus Indien stammen, dort in hohem Ansehen stehen und einen wunderbaren Einfluß haben, wenn man sie immer bei sich trägt. Je mehr, desto besser!«

[Lexikon: Glück(s)stein. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 8374

(vgl. HWA Bd. 3, S. 898-899)]

  Bei den Deutschen mag man das Kommen des Donar im Blitz und als Blitzstein, besonders in der Hammer- oder Donnerkeilgestalt vergleichen; wird doch hier der »Kuhstein«, ein ausgehöhlter Feuerstein, als Schutzmittel gegen böse Geister sehr geschätzt71).

[Lexikon: Gott. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 8489

(vgl. HWA Bd. 3, S. 959)]

Grabstein. Der G. wird heutzutage wohl meist als dauerhaftere, vornehmere Grabzier als das Holzkreuz empfunden. Die Formen sind verschieden; eine eigentümliche Art waren in Solingen die Bruchstücke von Schleifsteinen, die auf die Gräber von Schleifern gestellt wurden, welche durch sie ums Leben gekommen waren1). Die Steine sollen bis zum Jahrestag aufgestellt worden sein2); umgekehrt heißt es auch, man dürfe vor Ablauf des Jahres keinen G. setzen, sonst sterbe wieder jemand3). An den alten Glauben, daß der Stein den Toten im Grab festhalten soll, erinnert der Brauch, sogleich aufs Kopfende des Grabes Steine zu legen4), und diese Absicht wird manchmal auch noch ausgesprochen5), besonders deutlich, wenn es sich um Tote handelt, die ihre Ruhe nicht finden können: Selbstmörder, Ermordete6), Tote, deren Hand zum Grab herauswächst7). ›Leichenstein‹ nannte man in Mecklenburg Steine, die an Stellen errichtet wurden, wo jemand erschlagen worden war8) (vgl. Stein-, Reisighaufen). Im 17. Jh. glaubte ein Witwer vor seiner wiederkehrenden toten Frau Ruhe zu bekommen, wenn er sie durch Setzen eines Leichensteins im Grabe »einschwere«9).

[Lexikon: Grabstein. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 8731

(vgl. HWA Bd. 3, S. 1108-1109)]

     Die alt germanische Landes-G. ist durch Ödungen oder Landwehren, aber auch schon durch besondere G.zeichen – marka – vor allem G.steine vorgestellt worden1). Das mittelalterliche Dorf ist ebenso nach außen durch eine feste Land  wehr mit zahlreichen Malbäumen und anderen G.zeichen geschützt und abgeschieden2), vgl. Zaun. Und innerhalb der Dorfgemeinde teilen gleiche Zeichen das Einzeleigentum ab. Als solche G.zeichen häufen sich neben natürlichen Scheiden wie Wäldern, Flüssen, Quellen, Mündungen, Berggipfeln, Felsen und Bäumen, besonders Eichen und Buchen, mit Absicht gesetzte Male wie eingeschlagene Pfähle und behauene Steine3). Die zunehmende Aufteilung des Landes führt zu immer unnatürlicheren G.n, die zuweilen sogar (mit einer heiligenden Absicht?) Haus und Herd durchqueren4); eine Bodenseesage läßt sogar eine G. mitten durch eine Kirche laufen5).

[Lexikon: Grenze, Rain; Grenzstein. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 8796

(vgl. HWA Bd. 3, S. 1138)]

Auch dieses ließ mit kultischer Feierlichkeit die Kennzeichnung der G., besonders das Setzen der G.steine vor sich gehen – ein Stück Religion wie jeder altgermanische Rechtsbrauch. Am bekanntesten ist hier die einst allgemein verbreitete Mitwirkung von Kindern, denen Ohrfeigen und Prügel das Ereignis einprägen sollten21), welche Maßregeln vielfach neben Sang und Tanz, Spielen und Geschenken bei den G.umgängen wiederholt wurden22).

[Lexikon: Grenze, Rain; Grenzstein. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 8800

(vgl. HWA Bd. 3, S. 1141)]

  in dem Eingraben gewisser Wahrzeichen, wie kleinerer Steine, Kohle, Glas, Eierschalen, sogar menschenähnlicher Figuren (Österreich), unter neu gesetzte G.steine, zweifellos alte G.opfer, deren Sinn später in Merkzeichen, »Zeugen«, umgewandelt worden, als welche diese Maßnahmen ostdeutsch, aber auch hessisch noch im 18. Jh., ja noch heute begegnen33). G.opfer sind vielfach auch die durch die Wanderer immer weiter vermehrten Steinhaufen an G.n, vgl. Steinhaufen, ferner der Kinderbrauch, beim Heidelbeerpflücken drei Beeren auf einen G.stein zu legen, um den Ertrag nicht zu verschütten34).

[Lexikon: Grenze, Rain; Grenzstein. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 8802

(vgl. HWA Bd. 3, S. 1142)]

Das schützende Band der G. wird gekräftigt, wenn der alemannische Bauer am Karsamstag, sein ganzes Gut umschreitend, alle »Loche« (G.steine) mit dem Ostertauf (s.d.) bespritzt, um dadurch Feldschaden, Schlangen und Ungeziefer fernzuhalten77).

[Lexikon: Grenze, Rain; Grenzstein. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 8810

(vgl. HWA Bd. 3, S. 1147)]

G.steine fördern noch manche Zauber, so gebraucht man ihrer drei in ostdeutschen Zaubern gegen Milchverhexung147). In Schlesien bringt man auch das Butterfaß, wenn die Milch nicht zu Butter werden will, an die G. des Nachbargrundstückes148), und in Ostpreußen reitet die Frau mit dem Butterfaß auf dem Rücken um die ganze Dorf-G.149), damit der Zauber gelöst werde. In Württemberg streut man von einem Dreiherrenstein abgestoßenes Pulver ins Butterfaß, damit die Butter eine schöne gelbe Farbe bekomme150); hier ist der alte Abwehrzauber offensichtlich verblaßt.

[Lexikon: Grenze, Rain; Grenzstein. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 8819

(vgl. HWA Bd. 3, S. 1153-1154)]

Alte Sitte scheint es gewesen zu sein, die Sterne zu g.; sie spiegelt sich wieder in dem Glauben, daß wenn eine Frau zu Bette geht und die Sterne grüßt, der Geier oder Habicht ihr keine Hühner raubt13). Norwegischem Glauben gemäß mußte man, wenn man im Frühjahr mit dem Vieh zu Berge fuhr, gewisse Steine oder alte Bäume g.; denn sonst wurde das Vieh »friedlos« (unruhig) und blieb nicht im Pferch14), und auf Island begrüßt der Heilung Suchende die Herdkette mit: »Heil und Glück, liebe Kette« und frägt, ob der Hausherr (= Schutzgeist des Hauses) zu Hause sei15).

[Lexikon: Gruß, grüßen. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 8912

(vgl. HWA Bd. 3, S. 1198-1199)]

     Drittpersonen können Liebe zwischen jungen Leuten dadurch hervorrufen, daß sie ein H. von dem Mädchen und eins von dem jungen Mann so zwischen zwei Steine legen, daß der Wind damit spielen kann348).

[Lexikon: Haar. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 9051

(vgl. HWA Bd. 3, S. 1281)]

Auf altheidnischen Begräbnisplätzen im bergischen Land spukt ein riesenhaftes Katzenungetüm86).

[Lexikon: Heiden. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 9721

(vgl. HWA Bd. 3, S. 1644)]

Anderer Art ist das H., das in der Trierer Gegend üblich war. Die Jugend und Wallfahrer pflegten hier den Marmortorso einer Venus victrix, welcher ehedem neben der Klosterkirche zu St. Matthias bei Trier auf einer Steinbasis stand, mit Steinen zu bewerfen, in der ausgesprochenen Absicht, die heidnische Göttin zu verhöhnen. Eine Zeitlang war der Torso auf dem Kirchhofe in Ketten aufgehängt, dann in eine ausgemauerte Vertiefung gestürzt, immer den Steinwürfen der Frommen ausgesetzt (bis zum Jahre 1811). In gleicher Weise wurde eine Figur zu Antweiler (Kr. Euskirchen) als Abgott gesteinigt. Der Pfarrer soll die Kinder vor der ersten Kommunion zu diesem Bilde geführt haben  und sie es steinigen lassen6). Daß es sich hier wie in den niederdeutschen Bräuchen kaum um einen vorchristlichen heidnischen Brauch handelt, in dem die Steinwürfe ursprüngliche Opferbezeugungen seien, wie Liebrecht in seinem Aufsatz »Die geworfenen Steine« wahrscheinlich zu machen sucht7), zeigt z.B. die oldenburgische Sitte, die bis zum Ende des 18. Jhs. bestand, die Häuser, insbesondere die Haustüren der Juden am Gründonnerstagabend, mit Kieselsteinen zu bewerfen. Und zwar taten dies Wallfahrer, sie betrachteten dies Steinwerfen als gottgefälliges Werk8). Dagegen in Liebrechts Sinn ist das Bewerfen von alten Malsteinen in Schlesien auf dem Zobten zu deuten, das man gelegentlich ebenfalls als H. bezeichnet hat9). Übrigens heißt H. das Spiel, flache Kieselsteine auf dem Wasser hintanzen zu lassen (Schweiz10), Bayern11)).

[Lexikon: Heidenwerfen. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 9737

(vgl. HWA Bd. 3, S. 1654)]

  Heliotrop. Griech. λιότροπος = Sonnwendstein; mhd. eljotropia. Der H. der Alten ist der orientalische grüne, rot gestreifte, geaderte oder gefleckte Jaspis1). Im Altertum und MA. schrieb man dem H. magische Kräfte zu: in ein Gefäß mit Wasser gelegt, sollte er die auffallenden Sonnenstrahlen blutrot zurückgeben. Wenn man ihn ins Wasser legte, sollte die Sonne ihren Schein verlieren, Wolken heraufziehen und Regen eintreten. Als Amulett getragen, machte er seinen Besitzer kräftig, verlängerte ihm das Leben, sicherte ihn vor Schmerzen usw.2). Ein weiterer mit dem Steine von jeher verbundener Aberglaube war: wer den Sonnwendstein mit dem Safte der Sonnwende genannten Pflanze oder mit dem des Ringelkrautes (Goldblume) bestrich oder diese Pflanze unter den Stein legte, wird unsichtbar3). Von dem rotgezeichneten H. glaubte man, er bringe Blutfluß zum Stehen (vgl. Blutstein)4). Im Alpengebiete wird er noch heute als Blutstiller auf Wunden gehalten oder gebunden5). Auch hier galt der Grundsatz similia similibus, da seine rötlichen Flecken Blutstropfen ähnlich erschienen. In der Volksheilkunde schrieb man wie im Altertum einst dem H. große Wirkungen zur Stärkung des Hauptes, Herzens und Magens zu. Auch sollte er Gift vertreiben, wider das böse Weh gut sein und den Stein nicht wachsen lassen6). Als Siegelstein, Ring, Gemme wird er noch heute gern getragen.

[Lexikon: Heliotrop. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 9845

(vgl. HWA Bd. 3, S. 1706)]

  Seen, Weiher, Gumpen und Hülben, weiter Steine und Höhlen bergen Kinder, oder sie kommen aus dem Keller27). Die Vorstellungen über dies unterirdische Land bleiben unbestimmt.

[Lexikon: Hölle. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 10533

(vgl. HWA Bd. 4, S. 187)]

ferner bei den Türken durch blaue Stoffstücke mit Koransprüchen und Ornamenten in blauer Farbe, die Hände und Hufeisen darstellen, bei den Griechen durch blaue, in Silber gefaßte Steine oder blaues Glas197), sonst auch oft durch rote Schutzdinge198) und endlich durch magische Quadrate auf Porzellan oder Papier, Koransprüche auf Papier und andere Amulette, welche auch die erwachsenen Mohamedaner meist im Turban tragen199).

[Lexikon: Hut. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 11111

(vgl. HWA Bd. 4, S. 533-534)]

Mädchen schreiben die Namen von Freiern auf Steine, erhitzen diese und werfen sie ins Wasser. Der Stein, der dabei knistert, bezeichnet den Zukünftigen, s. Klapper MschlesVk. 17, 33 Nr. 26;

[Lexikon: Hydromantie. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 11171

(vgl. HWA Bd. 4, S. 568-569)]

Auch Steine werden zum Heil- und Fruchtbarkeitszauber ins Feuer gerollt: Sébillot 1, 354 f. 355. 88) Mannhardt 1, 177 ff. 513 A. 4; Sartori 3, 226 f.; Frazer 10, 180 (Oesel). 181 (Tscheremissen). 185 (Normandie). 188 (Beauce und Perche). 192 (Südfrankreich). 199 (Cornwall). 89) Baumgarten Jahr 27. 28. 90) Mannhardt 1, 180; vgl. 524 f.; Panzer Beitr. 1, 217. 219. 91) Panzer 2, 239.

[Lexikon: Johannisfeuer. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 11484

(vgl. HWA Bd. 4, S. 739)]

Irrsteine sind lichte Steine mitten im Walde, durch die eine dunkle Ader zieht. Ihre Gestalt ist gleichgültig, wenn nur ein Streifen hindurchgeht und die helle Färbung des Steins von der dunklen trennt. Ihren Namen haben sie davon, daß sie den Menschen in die Irre führen1).

[Lexikon: Irrsteine. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 11569

(vgl. HWA Bd. 4, S. 786)]

Ebenfalls in Schlesien wurde in symbolisch-mimischer Handlung der Judas in Gestalt einer Tonne31) mittels Steine und alter Töpfe solange beworfen, bis er zerbarst. Als weiteres Glied in der Kette der Bräuche, den J. zu jagen und zu vernichten, könnte man den Brauch ansehen, an seiner Stelle ein Tier (Katze, Ziegenbock) vom Kirchturm zu stürzen, wie es in Schlesien geschah, genannt das J.stürzen32).

[Lexikon: Judas. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 11602

(vgl. HWA Bd. 4, S. 804)]

ein Kind mit einem goldenen Zahn geboren wird149a), wenn Steine zusammenwachsen150), wenn der Fuhrmann im Gestirn Gr. Wagen auf das Pferd springt151), oder der Gr. Wagen – als Kessel gedacht – überkocht152).

[Lexikon: jüngster Tag. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 11723

(vgl. HWA Bd. 4, S. 871)]

     VI. Das große Erschrecken. Die Schöpfung wird von bangem Entsetzen ergriffen, so daß die Steine schreien und laut aneinander schlagen153), das Meer mit einer Stimme brüllt154). Die wilden Tiere155) und Vögel156) verlassen ihren Ort. Der Rabe wird vor Schreck weiß, die Taube schwarz157).

[Lexikon: jüngster Tag. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 11724

(vgl. HWA Bd. 4, S. 872)]

Der j. T. ist, wenn bestimmte schlafende Steinbilder erwachen228), Burg Grimmenstein ins Tal hinabge rückt229), bestimmte Steine in die Erde gesunken sein werden230), sich aus der Erde heben230a), umdrehen230b), die Steinplatte der Wallfahrtskirche Maria Schnee (Böhmen) so weit klafft, daß ein beladener Wagen durchfährt231),

[Lexikon: jüngster Tag. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 11734

(vgl. HWA Bd. 4, S. 878)]

Steine zerreißen unter furchtbarem Getön vgl. 153);

[Lexikon: jüngster Tag. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 11738

(vgl. HWA Bd. 4, S. 881)]

Niemand darf ungestraft Steine vom Gemäuer einer K. für weltliche Bauten benützen8).

[Lexikon: Kapelle. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 11899

(vgl. HWA Bd. 4, S. 970)]

Karfunkelstein. Plinius führt als Karfunkelsteine Edelsteine von verschiedener Art und Farbe an. Im allgemeinen war Karfunkel Bezeichnung für rötlich strahlende Edelsteine; seit dem 13. Jh. unterschied man als Arten des Karfunkels: Rubin, Rubin = Balais, Granat und echten Karfunkel1). Da man diesen »echten« Karfunkel nicht bekam, verkauften die Edelsteinhändler als Karfunkel die sog. »Katzenaugen«; nach Zedler stammten sie ja auch, wie der Karfunkel, aus Indien und waren köstliche, durchsichtige, feurig glänzende Steine2). Der echte »große« Karfunkelstein, von dem im Mittelalter so viel erzählt wird, der auch in Märchen und Sagen eine Rolle spielt, gehört in das Reich der Fabel. Seit den frühesten Zeiten hatten Indienfahrer die abenteuerlichsten Geschichten von der ungewöhnlichen Größe und dem übernatürlichen Glanz der Karfunkelsteine berichtet, die sie in den Palästen der indischen Fürsten gesehen hätten. So sollten der König von Pegu, der König von Siam, der Kaiser der Tataren u.a. Karfunkel besitzen, die so wunderbar leuchteten, daß sie die finstersten Räume sonnengleich erhellten3).

[Lexikon: Karfunkelstein. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 11958

(vgl. HWA Bd. 4, S. 1004)]

Auf dem Käsebrett, einer Steinlehne im Heuscheuergebirge, schändete einst ein Hüterbub Brot und Käse; dafür wurde er zu Stein102). Auf dem Felde des Gutes Hohenwardin sieht man drei Steine, an die sich folgende Sage knüpft: Zwei Schäferknechte warfen zum Zeitvertreib ihren K. auf der Erde umher und haschten ihn gegenseitig; zur Strafe wurden sie in Steine verwandelt103). Der Siebenbrüderberg bei Mohrin in der Mark hat seinen Namen davon, daß dort sieben Brüder zur Strafe versteinert wurden; sie hatten nämlich auf einen Käse so lange drauflosgehauen, bis Blut kam (vgl. Brot § 8)104)

[Lexikon: Käse. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 12028

(vgl. HWA Bd. 4, S. 1043)]

Liebrecht42) meint nun, wahrscheinlich mit Recht, daß dies Hindurchschreiten auch der Rasengang, das Kriechen durch hohle Steine und ähnliche Zeremonien, wie sie z.B. mit der Blutsbrüderschaft (s.d.) verbunden waren, zusammengehörten und einen Reinigungsritus bildeten, der ein notwendiger Teil jeder Bundesschließung gewesen sei.

[Lexikon: Kathartik. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 12108

(vgl. HWA Bd. 4, S. 1091-1092)]

     In ältester Zeit erscheint der Blitz lediglich als Stein, und mythische Wesen haben neben der Keule auch bloß Steine zu Waffen38); Keule, Keil und Kegel aber sind verwandt39); Steinkugel und Steinkegel sind Riesenspielzeug40), Teufel und Ritter werfen mit Steinen um die Seele41), Felsblöcke sind Kugeln der Riesen42). Der Donnerstein oder Donnerkeil (Nephritbeil) unter dem Hausdach ist ein Schutzmittel43), und die Bezeichnung Donnerkugel für Stechapfel44), mag sie nun auf Donar oder Donner zurückführen, vermittelt doch auch deutlich das Bild. Ein althd. Segenspruch bringt den Riesen Donner als Teufelssohn, der einen Stein in Stücke zu schlagen vermag45), und Donars Nachfolger, St. Michael, wird auf skandinavischen Runensteinen mit dem Donnerkeil dargestellt46). Thor schleudert während des Gewitters feurige Kugeln über die Himmelsbahn, er wird von St. Peter abgelöst47). Gewitter erregende Gestalten werfen Felskegel48); wirft Bruder Blitz mit der Kugel, so geht sie über das Ziel tief in einen Felsen hinein49).

[Lexikon: Kegel, Kegelspiel. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 12288

(vgl. HWA Bd. 4, S. 1200)]

Bei den Griechen kennt man konische und pyramidale Steinfiguren als Götterbilder184), ein kegelförmiger Stein findet sich für eine Gottheit auf Votivtafeln zu Thugga185) (Afrika); vom Himmel gefallene Meteore verehrte man; Blitze hielt man für glühende Steine, die vom Himmel gefallen seien186); hinter dem Blitze stecken Gewitter erregende Dämonen187). Der hl. Silex im Jupiterkult ist das Abbild des Donnerkeiles188); ein Stein vertritt den Blitz beim römischen Bündnisritual, wahrscheinlich aufgefaßt als ein im Blitze niedergefallener Stein189).

    Auch der talmudische Stein der Lilith ist als Pfeil mit dem Blitze auf die Erde gekommen190).

    Auch die Beziehung zum Phallus erscheint gegeben, denn bei den Griechen bildeten die Meteoriten, die öfter als Phallen dargestellt wurden und später als behauene Säulen erscheinen, die Grundlage zu den Hermen, an denen man namentlich den Phallus stark hervorhob191). Ähnlich unserem Unheil abwehrenden Donnerkeil unter dem Hausdache stand bei den Griechen der Übel abhaltende Stein vor der Haustüre (später Apollo Agyieus) in Form einer Spitzsäule; auf römischen Boden wurden daran Phallen angebracht, so kamen die phallischen Hermen zustande192).

[Lexikon: Kegel, Kegelspiel. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 12304

(vgl. HWA Bd. 4, S. 1210-1211)]

Diese Reinigung geschieht bei Männern öffentlich und zwar auf folgende Weise: »Es wird eine Portion Kokusnußkern geschabt und mit Meerwasser und Ingwer (wahrscheinlich unter Zauberworten) gemischt. Diese Mischung muß der Verunreinigte trinken, dann wird er ins Meer gestürzt. Die Blätter, worin der Trunk enthalten war, nimmt er mit in die See und legt sie unter einem Steine am Boden nieder. Hierauf badet er, entfernt die Bekleidung, welche er während seines Vergehens getragen hat, und wirft sie weg.

[Lexikon: Keuschheit. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 12445

(vgl. HWA Bd. 4, S. 1294)]

Kieselstein. Alles Wasser, das über glatte Kiesel läuft, ist heilkräftig, besonders Bachwasser. Nimmt man einen Bachkiesel aus dem Wasser und berührt damit schlimme Augen, so heilt er das Übel, wenn man ihn nachher wieder an die Stelle legt, wo er gelegen hat1). Ebenso sucht, wer Seitenstechen hat, stillschweigend drei K.chen in einem Bache und steckt sie an die Seite, wo es ihn schmerzt, dann schwindet das Stechen2). Im Altenburgischen drückt man einen am Bachrande gefundenen K. dreimal auf die Wunde und spricht dabei: »Im Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes«; dann legt man den Stein wieder an seine frühere Stelle3). Daß es ein fließender Bach sein muß, weist auf das »Wegschwemmen« der Krankheit hin. In Schwaben spuckt man bei Zahnschmerzen auf die untere Seite eines am Wege gefundenen K.s und legt ihn wieder an seinen Ort4). Eines zufällig auf einem Zaun gefundenen K.s bedient man sich gegen Hühneraugen, indem man sie damit umreißt und einen Zauberspruch dabei hersagt5). Um wunde Frostbeulen fährt man dreimal mit einem K. herum und sagt dabei: »Bein, du sollst so wenig geschwellen und geschwären als wie dieser Stein, im Namen usw.«6). Am Muskelschwund kranke Glieder bestreicht man mit einem K. bei wachsendem Monde unter Hersagen eines Zauberspruches7). Aufgekochtes Bachwasser, in dem drei K.e liegen, gilt in Simmenthal als Mittel gegen Husten8); in Mettersdorf wirft man als Mittel gegen Gicht neun heiße Kiesel in die Badewanne9).

    1) Birlinger Volkst. 1, 140 Nr. 218; Lammert 227 und 236; vgl. Grohmann 46. 2) Alpenburg Tirol 4. 11. 3) Seyfarth Sachsen 221; vgl. Grohmann a.a.O.; Bohnenberger 15. 4) Lammert 236 (Schwaben). 5) Baumgarten Aus der Heimat 1, 158. 6) Meier Schwaben 2, 521 Nr. 469; Wuttke 346 § 517; vgl. Hovorka-Kronfeld 2, 370. 7) Manz Sargans 74. 8) Zahler Simmenthal 91. 9) Gaßner Mettersdorf 79.

    Ist die Milch verhext und erhält man keine Butter beim Buttern, so gibt man entweder glühende K.e ins Butterfaß und schüttet dann Wasser darauf, daß es zischt und prasselt; das tut der Hexe weh – oder man schlägt, nachdem man die Steine hineingeworfen hat, das Faß mit einem Kreuzdorn. Dann kommt die Hexe herbei und hebt den Bann auf10). Sollen die Hühner viel Eier legen, so holt man einen schönen glatten K. aus dem Bache und wirft ihn übers Dach in den Hof unter die Hühner11). Ein alter Brauch, den nach Staricius der bewährte Bereiter des Königs von Navarra erfunden hat, ist: einem unruhigen, unbändigen Pferde steckt man einen kleinen, runden K. ins Ohr und hält dieses mit der Hand fest zu; dann wird es lamm fromm12).

    10) John Westböhmen 66. 204. 205. 255; Egerl. 5 (1901), 5. 11) Grohmann 142. 12) Staricius Heldenschatz (1706) 116; Drechsler 2, 113 Nr. 486; ZdVfV. 13 (1903), 272; ZfrwVk. 8, 145.

    Ein schlesischer Aberglaube ist: Wenn eine Mutter das Kind entwöhnt und sich dabei auf einen K. setzt, bekommt das Kind nie Zahnschmerzen; es erhält steinharte Zähne, wenn sie, sobald zur Kirche geläutet wird, sich mit dem bloßen Gesäß auf einen Stein setzt13). Im Erzgebirge legt man in eine Ecke des Feldes einen K. (einen Besen und einen Nesselsack), dann kann kein Dieb etwas entwenden14). Eine eigenartige »Diebsstellung« steht bei Jühling: Wenn etwas im Hause verloren ging, schreibt man die Taufnamen aller, die man im Verdachte hat, auf Bachkiesel und läßt dann die Steine über Nacht in fließendem Wasser liegen, die Namen der Unschuldigen sind dann ausgelöscht15).

     Da die mit Stahl geschlagenen Quarz-k.e Funken geben, hat man sie mit dem Gewitter in Zusammenhang gebracht (vgl. Stahl und Stein, Feuerstein). In Waldeck und der Oberpfalz glaubt man, daß auf Äckern gefundene weiße (kristallinische) K.e vom Gewitter herrühren (versteinerte Donnerkeile sind)16). Ein Wetterorakel im Aargau lautet: wenn Kinder im Frühjahr viel mit K.n spielen, deutet dies schwere Gewitter im Sommer voraus17). In Röpersdorf hält der Bauer, solange er Weizen sät, einen, weißen K. im Munde; dann können die Sperlinge, wenn der Weizen groß wird, ihn nicht sehen18). In der Volksheilkunde wird gepulverter K. in einer Latwerge gegen Steinleiden (similia similibus) erwähnt19).

    16) Curtze Waldeck 412 Nr. 201; Schönwerth Oberpfalz 2, 214. 17) Rochholz Kinderlied 319. 18) Engelien und Lahn 268 Nr. 162. 19) G. Schmidt Mieser Kräuterbuch 36 Nr. 10. Vgl. Quarz und heilende Steine.

[Lexikon: Kieselstein. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 12470

(vgl. HWA Bd. 4, S. 1308)]

Kindersteine (Titisteine). Ein alter, verbreiteter Aberglaube ist, daß die Kinder aus Felsen kommen1). In Heubach sagt man, daß die Hebamme die kleinen Kinder aus einer Höhle des Rosensteins hole, dort sei eine weiße Frau, die sie der Hebamme darreiche2). Am Wiesensteig von Schirmeck nach Rothau in Schwaben ragt ein Fels hervor, von welchem die Kinder kommen3). In vielen Dörfern des Aargaus gelten erratische Blöcke, Felsen, Bergwände als »Titi-«, d.h. Kleinkindersteine, aus denen die Hebammen die Neugeborenen hervorholen. Auf dem Herdmännlistein bei Wohlen haben die Erdmännchen ihre Stuben; die Hebamme von Wohlen holt von dort die Kinder. Rochholz nennt solche Steine die Geburtsfelsen des Zwergengeschlechts, aus »dessen Überfluß an Kinderseelen sich das Menschengeschlecht ergänzt«. Kleinkinderfelsen sind auch der isoliert turmförmig aufragende Fels an der Burgflüh bei Wölfiswil und der Tegernseer Schloßberg, auf dem eine weiße Frau umgeht. Auf beiden stehen Tröge, aus denen die Hebamme die Neugeborenen holt. Ist der Name des gewaltigen Berges Titlis nicht etwa rhätischer Herkunft, so wäre er der größte Titistein4). Die Amme von Riedichen über dem Wiesenthal hat den Schlüssel zu einem großen Stein auf der Hohen Möhr. Aus dem Herrenbrunnen bei Oberöwisheim bei Bruchsal lockt die  Hebamme die kleinen Kinder hervor, indem sie mit der flachen Hand auf einen davorliegenden Stein schlägt. Die Hebamme von Agenbach (Calw) holt die kleinen Kinder unter einem Stein am Heldebrunnen hervor5). Wenn Steine und Höhlen Kinder bergen, so scheint das Vorhandensein von Wasser doch oft Voraussetzung zu sein. Der Gewitterregen sammelt sich an den Gebirgsfelsen, wo die Kleinkindertröge stehen, und kommt mit den Quellen und Waldbächen zu Tale und bildet dort die Teiche und Brunnen, in denen Frau Holle wohnt und die wiederum die Kleinkinderbrunnen sind6). In Schwaben hat fast jeder Ort einen bestimmten tiefen Brunnen, aus dem man die kleinen Kinder holt7). Unter den schönen Seen des hohen Schwarzwaldes, die nach dem Volksglauben den Ungeborenen als Aufenthalt angewiesen sind, ist der Titisee der größte Kleinkinderbrunnen8).

[Lexikon: Kindersteine. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 12607

(vgl. HWA Bd. 4, S. 1388)]

Kindesmörderin.

    1. Bei vielen Völkern ist Kindesmord, d.h. Mord Neugeborener, welche noch nicht in die soziale Gemeinschaft aufgenommen waren (s. Aussetzung und Kinderraub) ein vielgebrauchtes1) und wahrscheinlich notwendiges Mittel2), um einem unerwünschten Wachsen der Volkszahl3) oder einer relativen Übervölkerung zu Zeiten plötzlich einbrechender Hungersnot4), wie sie in früheren Zeiten öfter eintrat, vorzubeugen. Besonders häufig fallen Mädchen diesen Beschränkungstendenzen zum Opfer5). In China sollen an öffentlichen Kanälen in größeren Städten Steine mit der Aufschrift stehen: »Hier dürfen keine Mädchen ertränkt werden«6). Aus ähnlichen Motiven entsprang – wenn die Erzählung historisch ist – das Gebot des Pharao an die Hebammen von Ägypten, die Knäblein der Hebräer ums Leben zu bringen7). Nicht hierher gehört die Geschichte vom bethlehemitischen Kindermord, welche vielmehr als singuläres Ereignis zu deuten ist.

[Lexikon: Kindesmörderin. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 12609

(vgl. HWA Bd. 4, S. 1388-1389)]

Einzelne der verbreiteten Sagen von sog. Teufelssteinen (Felsblöcken mit auffälligen Spuren) erzählen von der bösen Absicht des Satans, Steine durch Zerkratzen für den Bau unbrauchbar zu machen61). Seine Pläne werden aber immer, meist durch List, vereitelt: Christus begegnet dem Teufel in verwandelter Gestalt, lähmt ihm den Arm62), überredet ihn, den Stein abzusetzen, den er nachher nicht mehr allein aufheben kann und in den er vor Wut seine Krallen eingräbt63); oder der Stein erweicht und ist für das böse Werk unbrauchbar, er muß ihn in der Nähe liegen lassen64).

[Lexikon: Kirche. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 12636

(vgl. HWA Bd. 4, S. 1403)]

     Durch K. kann man Ratten und Mäuse vertreiben44). Wenn im Norden das erste Fuder Getreide in die Scheune gefahren wird, muß man mittelst des Daumens einen Kreis um den rechten Fuß auf dem Boden der Heudiele schreiben. Darein müssen zwei Feldsteine nebst dem Schienbein eines toten Mannes gelegt und die erste Garbe darauf gesetzt werden. Dann wird gesprochen: »Mäuse u. Ratten dürfen dieses Korn nicht fressen, ehe sie diese Steine und dieses Bein gefressen haben«45).

[Lexikon: Knochen. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 12966

(vgl. HWA Bd. 5, S. 11)]

     Eine ganz primitive Art des K.s stellt die Verwendung erhitzter Steine dar. Wo die Herstellung und der Gebrauch von Tongefäßen noch unbekannt ist, werden erhitzte Steine in eine mit Wasser gefüllte Grube geworfen, wie es bei dem nordwestindianischen Stamm der Assiniboin und auch bei den Itelmen noch üblich war1).

[Lexikon: kochen. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 13033

(vgl. HWA Bd. 5, S. 49)]

»Kochsteine« werden Steine benannt, in deren Innern man unaufhörlich Brodeln hört108).

[Lexikon: kochen. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 13048

(vgl. HWA Bd. 5, S. 59)]

 

Und den Frevler, der Steine einer niedergerissenen luth. Kirche verwendet, um davon Kühen als Milchzauber in den Trank zu schaben, trifft schwere Strafe, sein Geist umnachtet sich, und nach dem Tode muß er an dem Platz der Kirche umgehen77).

[Lexikon: Konfession. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 13240

(vgl. HWA Bd. 5, S. 179)]

 

In Einsiedeln bringt man ein handförmiges Wahrzeichen in einem Steine mit ihm in Verbindung2).

[Lexikon: Konrad, hl.. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 13259

(vgl. HWA Bd. 5, S. 189)]

Das Tragen von Amuletten wird verboten, weil diese Fesseln für die eigene Seele sind7). Aus dem Anblick eines Tieres soll man nicht Glück oder Unglück erschließen8). Kleriker dürfen sich nicht als Astrologen und Mathematiker betätigen9). Aus den Sternzeichen, in denen jemand geboren ist, darf man nicht Eigenschaften oder Schicksal voraussagen, auch sich nicht nach diesen Zeichen richten, wenn man ein Haus bauen oder eine Ehe schließen will; ebenso wenig darf man auf die Kalenden des Monats, auf den Lauf der Sonne, des Mondes und der Sterne abergläubisch achten10). Augurien dürfen nicht angestellt werden11). Einer sechsjährigen Strafe verfallen die, welche Bären und ähnliche Tiere zum Schaden der Einfältigen herumführen. Die Haare der Bären wurden als Medizin oder als Amulette verkauft12). Bäume, Felsen, Steine, Quellen und Brunnen dürfen nicht verehrt werden13); den Götzen geheiligte Bäume und Haine sollen zerstört werden14). Höhere und niedere Kleriker dürfen keine Beschwörer sein15), Hirten und Jäger dürfen keine Beschwörungen anwenden16). Niemand darf  Bilder, bestehend aus einem hölzernen (?) Fuße, oder Menschen machen17). Wer aus Gewinnsucht den heiligen Bildern zur Förderung des Aberglaubens besondere Namen beilegt, z.B. Notre Dame de Recouvrance, N.D. de Pitié, de Consolation et de Grâce, als ob in einem Bilde mehr sei als in einem andern, soll nach dem Ermessen des Ordinarius bestraft werden18). Die Ordinarien sollen in ihren Diözesen jeden unberechtigten Kult von Bildern abstellen19). Törichte Priester werfen bei Brandfällen das Corporale in das Feuer; dies darf bei Strafe des Anathems nicht mehr geschehen20). Als Reste heidnischen Aberglaubens werden verboten die Kalendenfeste, die Bota (zu Ehren des Pan), die Brumalien (zu Ehren des Bacchus) und die Versammlungen am ersten März21). Verdammt sind alle Bücher und Traktate über Magie und Wahrsagerei22).

[Lexikon: Konzil. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 13268

(vgl. HWA Bd. 5, S. 193)]

Eine frühere Sitte, Kranken etwas von einem besonderen Stein (Wunderstein) als Medizin zu geben, darf nicht fortgesetzt werden80). Die Verehrung von Steinen ist als heidnischer Überrest auszurotten81). Besessene dürfen Steine, aber ohne Zauberformeln, tragen82

[Lexikon: Konzil. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 13274

(vgl. HWA Bd. 5, S. 197)]

     Zur Krankheitsverhütung wird geraten, sich beim ersten Gewitter mit einem Steine dreimal vor den Kopf zu schlagen, dann bleibt man das ganze Jahr von K. befreit58), auch soll man sich Mittwochs nicht den Kopf waschen59). Man soll nicht von Tierköpfen essen, vor allem keine Fischköpfe60).

[Lexikon: Kopfschmerz. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 13342

(vgl. HWA Bd. 5, S. 236)]

e) Garbenpuppen. Die Nachbildung des Korndämonen in der Garbenpuppe darf als alte und allgemein verbreitete Sitte betrachtet werden. Sowohl die männliche als die weibliche Gestalt, besonders die des Alten und der Alten, werden im ganzen Gebiet ihres Vorkommens in rohen Umrissen oder mit Kleidern und Beiwerk angetan aus dem Stroh der l. G. dargestellt. Eine Übersicht, die nach den Fragebogen Mannhardts hergestellt wurde, zeigt jedoch, daß die wohl ursprünglicheren naturalistischen Formen im nördlichen Ostdeutschland, in Pommern, Ost- und Westpreußen vorzüglich sich finden. Besonders ist die von den Binderinnen gemeinsam vorgenommene Ausstattung der Puppe des Alten mit männlichen Geschlechtsteilen (aufgerichteter Penis mit Aster und angebundenen Kartoffeln; Tuch mit zwei Steinen an die G. gebunden usw.) nur aus diesen Landstrichen be richtet. Bemerkenswert ist, daß die an die Alte und die Baba anschließende Hure (vgl. Karte der weiblichen Gestalten) nie als Puppe dargestellt wird.

    Einen eigenen Hinweis verdient der Gegensatz menschen- und tierförmiger Garbenpuppen, der auf eine verschiedene Stufe der historischen Entwicklung schließen läßt. Die Nachbildung von Korntieren wird in den Jahren 1864/65 häufiger nur für den Erntehahn in Westfalen, für Wolf, Pferd, Schwein, Bock aber nur noch aus ungenauer Erinnerung berichtet. Der Hahn mag später als andere Tiere in den Kreis der K. aufgenommen worden sein, andererseits war das Jahre überdauernde Material (Holz, Pappe, Metall) der Herstellung und eine lokal festüberlieferte Technik (vgl. die Erhaltung mythischer Tiergestalten bis heute in Gebildbrot und Gebäck) des Brauches der Dauerhaftigkeit des Hahnenbildes förderlich. Außerhalb Westfalens und seiner Umgebung werden Korntiere nicht mehr dargestellt, weder der Wolf in Mecklenburg oder der Hase in Ostpreußen, noch Hahn und Hase in den Landschaften des mittleren Deutschlands. Dieses starke Fehlen der bildlichen Darstellung bei tierförmigen K. widerspricht der weitgehenden Gleichstellung tier- und menschenförmiger K., aus der Mannhardt auf ein gleiches Alter und gleiche historische Entwicklung schließen wollte.

     Die Erinnerung an die in der l. G. eingebundenen oder durch sie dargestellten K. ist ferner lebendig in den aus ganz Deutschland berichteten Ersatzbräuchen: in der l. G. wird ein Stein, ein Brot, das Vesperbrot, Halbabendbrot, eine Flasche Schnaps eingebunden. Die Garbe wird mit 2, 3, 6, oft mit 7 Strohseilen umwickelt, meistens, weil sie zugleich besonders dick und an sich oder durch die eingebundenen Steine sehr schwer gemacht wurde. Unübersehbar sind die Belege für das parallele Auftreten von l. G. und Erntekranz79), Ährenzopf, Ährenbüschel, Erntestrauß (vgl. Ernte; Kranz) und für die Übergänge der l. G. in diese abgeleiteten Symbole.

[Lexikon: Korndämonen. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 13444

(vgl. HWA Bd. 5, S. 303)]

Aus der Strohpuppe wird ein Topf, oft noch mit Strohseilen umwickelt (Gegend von Bautzen), mit Backobst gefüllt, ein Topf voll Apfelschalen, faulen Nüssen (ADV Rheinland), ein Sack voll Steine (vgl. o. Getreidepuppe), die zum faulen Nachbar getragen werden. Von diesem erwischt, wird der Scheunbatze angerußt, mit Strohseilen festgebunden und auf einem Wagenrad durchs Dorf gefahren (Gegend von Bautzen). Ein Junge wird zum Nachbar geschickt, die Banselschabe zu holen und kehrt von diesem Narrenauftrag mit einem Beutel voll Wurst und Obst oder – in bezeichnender Wendung zum Ulk – voll Steinen, Briketts und Pferdeäpfeln (Rheinland, Sachsen) zurück.

[Lexikon: Korndämonen. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 13458

(vgl. HWA Bd. 5, S. 312)]

Nach Meinung der Alten liebte sie besonders die Feigen36); harte Dinge wie Nüsse läßt sie aus großer Höhe auf Steine fallen, um sie zu öffnen37). Sie nistet gern auf hohen Bäumen, Eichen oder Pappeln38), lehrt der Taube den Nestbau39), vertauscht mit ihr auch die Zahl der Jungen40).

[Lexikon: Krähe. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 13533

(vgl. HWA Bd. 5, S. 354)]

Seine zoologischen Eigentümlichkeiten, das Rotwerden beim Kochen, die K.steine oder K.augen (vgl. diese), besonders aber die Vielgliedrigkeit und das Rückwärtsbewegen haben die Stellung des K.es im Aberglauben bestimmt.

[Lexikon: Krebs. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 13694

(vgl. HWA Bd. 5, S. 447)]

Krebsauge, Krebsstein. Das Volk sagt, der Krebs hat zwei Steine, um sich zu stärken, wenn er sich schält, da er sonst nicht essen kann. Es liegt hier eine richtige Beobachtung zugrunde: vor der Häutung bildet der Krebs nämlich an den beiden Seitenwänden seines Magens Kalksteine, die bei der Häutung samt dem alten Kauapparate in die Mundhöhle geworfen und dort aufgelöst werden, so daß sich aus ihnen die neue Schale und ein neuer Kauapparat bilden können1). Der Krebsstein galt seit Paracelsus als ein vielseitiges Heil- und Hausmittel, das geradezu unentbehrlich war. Man glaubte, er dämpfe und entziehe wegen seines Kalkgehaltes dem Körper alle Säuren2). In der Schweiz verwendet man ihn noch heute gepulvert innerlich gegen Seitenstechen3). Luther erwähnt eine Arznei gegen den Blasenstein, in der gepulverte Krebsaugen enthalten sind4)

[Lexikon: Krebsauge, Krebsstein. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 13715

(vgl. HWA Bd. 5, S. 458-459)]

Am Neumondsamstag, wann drei Steine mahlen, nimmt man Mehl und Fett und backt daraus einen Kreisk.; in diesen sticht man mit der Spindel einer Witwe ein Loch; durch dieses Loch schaut man das Mädchen an, damit es Liebe gewährt415).

[Lexikon: Kuchen. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 14103

(vgl. HWA Bd. 5, S. 685)]

Kuhstein. In Hessen nennt man ausgehöhlte Feuersteine Kuhsteine. Sie werden bei Krankheiten des Viehes verwendet. Man legt sie dem Vieh in die Krippe und bestreicht mit ihnen das Euter der Kühe, damit sie reichlich Milch geben1). Im bayrischen Lechrain legt man ebenfalls »durchlöcherte Steine« krankem Stallvieh in die Krippe, um es gesund und milchreich zu machen2). In Unterhessen legt man den Kuhstein in die Wiege der Kinder, damit sie nicht vom Blitze berührt werden; er wird dort »durchlochter Blitzstein« (lapis fulminaris) genannt3). In der Schweiz melkt man eine Kuh, wenn sie blutige Milch gibt, durch das Loch des Kuhsteins; Gesner erwähnt das bereits als Altweiberglauben4). Der Gedanke ist derselbe wie beim Durchziehen (s.d.); nur tritt hier für das Ganze der Teil ein, von dem die Krankheit abgestreift und so übertragen wird. Als besonders wirkungsvoll gilt der Kuhstein, wenn er der Form des Donnerkeils, der Donneraxt, ähnlich ist5).

[Lexikon: Kuhstein. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 14282

(vgl. HWA Bd. 5, S. 791)]

Auch sonst begrüßte man Altäre, Statuen, geweihte Steine und hl. Haine mit diesem Gestus. Der lateinische Ausdruck für anbeten lautet adorare = die Hand zum Munde führen52). Die Sitte der K.hand ist vom Christentum übernommen worden. In Spanien und in Neapel wurden früher die Heiligenbilder auf die nämliche Art verehrt53). In Schwaben werfen heute noch fromme Bauersleute dem Kruzifix oder den Heiligenbildern am Wege K.hände zu, und in Steiermark zeigt man den kleinen Kindern, sobald sie verstehen gelernt haben, die Bilder von Christus und Maria und lehrt sie, »ein Busserl hinaufgeben zum Himmelvater und zur Himmelmutter«54).

[Lexikon: Kuß (K.), küssen (k.). Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 14379

(vgl. HWA Bd. 5, S. 847-848)]

Zum Schirm des Federviehs werden Überbleibsel oder auch Steine den Raubvögeln mit einer Ritusanzeige (s. Segen § 3) zugeworfen; auch ist ein Gebet an den hl. »Henderich« (aus Henne gebildet) überliefert17

[Lexikon: landwirtschaftliche Segen. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 14474

(vgl. HWA Bd. 5, S. 897)]

  In der Gegend von Ruppin nimmt man, wenn ein Finger verletzt wurde, zum Blutstillen einen leinenen L., steckt ihn zuerst in den Busen und streicht dann dreimal über die Wunde mit den Worten:

 

                    Ich bespreche dich alleine,

                    Schwäre nicht wie diese Steine.

[Lexikon: Lappen. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 14497

(vgl. HWA Bd. 5, S. 906)]

Etwa einmal sehen die Leute den Toten aus dem Grab kommen, auf dem Wagen heimfahren und dann zur Dachluke herausschauen521). Meist lassen die Berichte im Dunkel, ob die Leiche eigentlich noch im Sarg liege, oder sie nennen die Erscheinung die Seele. Manchmal aber wird sie voll leibhaftig aufgefaßt, der Sarg wird immer schwerer, und wenn man ihn öffnet, findet man nur Steine drin522).

[Lexikon: Leichenzug. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 14961

(vgl. HWA Bd. 5, S. 1166)]

Man hat daher die Pfarrkirche in Bad Wildungen ihm geweiht. Seine Attribute sind ein Buch, auf dem kleine Steine liegen, und ein Pfau1).

[Lexikon: Liborius, hl.. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 15100

(vgl. HWA Bd. 5, S. 1240)]

Ebenso alt scheint es, daß man Froschschenkel ins Schnupftuch tut, und damit die Geliebte berührt oder mit Froschkrallen ihr die Haut ritzt, ein Froschskelett ihr ans Kleid heftet150) (oder daß man Pfeile, bestimmte Steine, Fledermausblut u.a. unter das Kopfkissen der Geliebten legt)151).

[Lexikon: Liebeszauber. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 15188

(vgl. HWA Bd. 5, S. 1292)]

Zu den alten, weltweit verbreiteten Mitteln, wie etwa dem Nestelknüpfen180) (auf Neuguinea lockt man Mädchen durch kleine in Fäden geknüpfte Steine u.a.181)), gehört der Sudzauber, den auch Luther kennt182).

[Lexikon: Liebeszauber. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 15193

(vgl. HWA Bd. 5, S. 1294-1295)]

Ein lebender Fisch muß auf der Brust absterben55), Kellerasseln sollen in einer hohlen Nuß auf dem bloßen Leibe getragen werden56). Der Auswurf wird verspindet, verpflöckt, unter Steine gespuckt57

[Lexikon: Lunge. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 15492

(vgl. HWA Bd. 5, S. 1462)]

  In weiten Gebieten Deutschlands vom Rheinland bis Schlesien wird diese Verbindung in der Weise eingeleitet, daß einer auf einem Steine2) oder unter einem Baume »die Lehen ausruft«, worauf von der anwesenden Versammlung die Paare einander zugesprochen werden3). Auch werden die Mädchen vor der Ausrufung verlost4), gewöhnlich aber versteigert5) und auf diese Weise den Burschen für eine bestimmte Zeit zu Lehen gegeben. Im Siebengebirge werden nach der Versteigerung die alten M. in Gestalt von Strohpuppen verbrannt; dann holt jeder Bursche für sein neues Maimädchen einen Maibaum oder -zweig aus dem Walde6). Überhaupt setzt der Ansteigerer der Gewonnenen sofort einen schönen Maien auf ihren Hausgiebel7) und hat das Recht und die Pflicht, sein Mädchen auf eine bestimmte längere oder kürzere Zeit zum Tanze und auf alle Dorffestlichkeiten zu führen. Die Maid, die das höchste Gebot erzielt hat, wird auch wohl Maikönigin, ihr Junge oder Tänzer ist dann Maikönig8).

[Lexikon: Mailehen. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 15641

(vgl. HWA Bd. 5, S. 1537)]

Sehr alt dürften die »Rollen« und »Treicheln« sein, metallene Hohlkugeln, in denen frei bewegliche Steine rasseln, oft in großer Zahl an einem Gurt zum »Geschell« vereinigt; die Analogien zu primitiven Tanzrasseln liegen auf der Hand.

[Lexikon: Maske, Maskereien. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 16133

(vgl. HWA Bd. 5, S. 1812)]

Wenn der Verschlossene an die M. die rechten Gegensprüche zu stellen weiß, kommt er ohne Trinkgeld los; will er nicht zahlen, so spielt man ihm einen Streich, bewirft ihn mit Mörtel und läßt Steine auf ihn herabfallen (Grafenried)6)

[Lexikon: Maurer. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 16284

(vgl. HWA Bd. 6, S. 29)]

Die Steine werden als heilkräftig angesehen und begünstigen das Wachstum. Deswegen bringen die Bräute an dem Dolmen Pierre des Fées (Loire-Inférieure) Weihegaben an, rosa Leinwand umwickelt von Flittergold, wenn sie im nächsten Jahre heiraten wollen. Von dem Dolmen Bois d'Urbe dans la Creuse werfen sie sich herunter, anderswo lassen sie sich über eine schräge Dolmenwand gleiten oder reiben sich an einem Ganggrab. In dem Pyrenäental Larboust küssen die Bauern die hl. Steine und legen ihre Ohren daran, um die Stimme zu vernehmen. Der Menhir von Plouarzel (Finistère) trägt auf beiden Seiten in 1 m Höhe eine runde Erhöhung von der Form einer Frauenbrust. Die Neuvermählten entblößen sich dort und reiben den Leib an dieser Erhöhung. Der Mann erhofft davon den Sohn, die Frau die Herrschaft im Hause. Andere Dolmen heilen Rheumatismen und Fieber. Das Umfangen von Menhiren, die in der Schweiz auch als »Toggelisteine, Titisteine oder Kindlisteine« bekannt sind, verhilft den Frauen zur Fruchtbarkeit. In Ablaincourt werden die kranken Kinder auf eine Steinbank in der Kapelle St. Georges gesetzt, die hart neben dem Menhir St. Aignan steht. Das Volk unternimmt Wallfahrten zum Stein Pas de St. Martin, zur Heilung vom intermittierenden Fieber und legt Weihegaben nieder.

[Lexikon: Megalithbauten. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 16393

(vgl. HWA Bd. 6, S. 83-84)]

Megalithbauten.

    A. Beschreibung der Bauten. Unter den M.1) verstehen wir mächtige Steinbauten, die meist in den Übergang von der Stein- zur Bronzezeit gesetzt werden, und in ihrer Gesamtheit sakraler Art zu sein scheinen. Im einzelnen unterscheidet man Menhire (vom spätbret. men = Stein, hir = lang), Steinkreise oder Cromlech (crom = krumm, lec'h = Stein), Steinreihen oder alignements, Dolmen (Dol = Tisch, men = Stein) und Steinkisten, die im Norden als mächtig versenkte Steingräber bis zu 7 m Länge auftreten, während die übrigen Steinkisten trotz ihrer dolmenähnlichen Anlage infolge ihrer Kleinheit nicht mehr zu den Megalithen gerechnet werden können, auch wenn sie mit den mächtigen Steinkisten auf die gleiche Wurzel zurückzuführen sind. Nicht berücksichtigt sind hier die seltenen Trilithen, die aus zwei Menhiren und quer gelegter Platte bestehen.

    Die Menhire sind mächtige, rohe Steinsäulen, deren Höhe bis zu 20 m erreicht. Ihre Zweckbestimmung ist nicht mit Sicherheit ermittelt, doch deutet ihr Vorkommen in der Nähe der Dolmen auf einen kultischen Charakter hin, wobei man in erster Linie an einen uralten Säulenkult zu denken hat. Dagegen sind andere Deutungen nicht nur möglich, sondern wahrschein lich, da man in ihnen auch Grab-, Gedenk- oder Grenzsteine erblicken kann, die in viel späteren Epochen errichtet worden sein können. Doch scheint es ausgeschlossen, sie in verschiedene, zeitlich getrennte Typen scheiden zu können. Ihr Hauptverbreitungsgebiet ist Frankreich mit über 6000 Vorkommnissen, von denen mehr als die Hälfte dem Dep. Morbihan angehört. In Deutschland sind sie in mittleren und südlichen Lagen bekannt geworden, in den Gebieten der Glockenbecher- und Hinkelsteinerkultur2), in der Schweiz in der Gegend von Grandson, Bonvillars, Corcelles3) und in Attiswil4), also sämtliche am Jurafuße. Im Norden kommen sie als Bautasteine vor und finden sich in großer Zahl besonders auf der Insel Bornholm5). Nach der Volksüberlieferung sind sie zum Gedächtnis und zur Ehre der Toten errichtet.

    Kreisförmig aufgestellte Menhire heißen Steinkreise, Cromlechs oder circles. Die bekanntesten sind Avebury in der englischen Grafschaft Wilts und Stonehenge bei Salisbury, sowie der zum Teil zerstörte von Carnac. Die Steinkreise finden sich oftmals in Verbindung mit den Steinreihen, wie in Carnac, wo sie sich in einer Länge von 3 km von West nach Ost ausdehnen. Man kann dort nach den Weilern Ménec, Kermario und Kerlescan drei deutlich getrennte Gruppen unterscheiden, die zusammen etwa 2800 Menhire bergen. Man hat in diesen Anlagen Sonnentempel er blicken wollen und zuletzt hat sie Schuchhardt als großartige Anlagen für den Totenkult bezeichnet6). Neben den stattlichen Megalithgräbern liege der Festplatz für Tausende von Menschen, zu dem eine Steinallee führe. Eine durchschlagende Erklärung steht noch aus. Besser unterrichtet sind wir über die Dolmen, die unzweifelhafte Grabanlagen darstellen. Sie zerfallen in verschiedene Gruppen:

    1. Grabkammern mit rundem oder polygonalem Grundriß. Das sind die eigentlichen Dolmen, deren Verbreitungsgebiet sich in Südskandinavien, Dänemark, Norddeutschland bis zur Oder, Holland, Großbritannien, Frankreich und Corsika, Pyrenäenhalbinsel, Etrurien, Nordafrika, Oberägypten, Syrien, Palästina, Balkan, Krim, Kaukasus, Nordpersien und Indien findet. In Mittel- und Süddeutschland fehlen sie.

    2. Übergangstypus vom Dolmen zum Ganggrab, mit vorgestellten Eingangsplatten.

    3. Daraus entsteht das Ganggrab, runde Kammer mit langem Gang, das weniger allgemeine Verbreitung gefunden hat als der ganglose Dolmen. Doch läßt es sich von England, Frankreich, Spanien, Ober- Nordwestdeutschland, Skandinavien über die Krim bis in den Kaukasus und nach Japan verfolgen.

    4. Galerie couverte, lange Gänge ohne Kammer.

    5. Kuppelgräber, mit runder Kammer und sog. falschem Gewölbe.

     6. Steinkisten, kleiner Form. Verkleinerung der galerie couverte.

    Diese Gräber enthalten deutliche Spuren eines ausgeprägten Totenkultes in Form von Ritualfeuern, Totenspeisen und Beigaben. Manche Gräber enthalten die Skelette vieler Toten, so daß man sie als eigentliche Ossuarien bezeichnen kann. Im Verschlußsteine mancher dieser Gräber oder wenn es zwei sind, in beiden zusammen, befindet sich ein rundes oder ovales Loch, das sog. Seelenloch, das jedenfalls der Seele des Verstorbenen den Verkehr mit der Oberwelt ermöglichen sollte und vermutlich auch dazu diente, diese mit Speise und Trank zu versehen. Derartige Gräber sind besonders zahlreich an der Götaelfmündung, in Mittelwestdeutschland, England und Südfrankreich. Sie fehlen auf der Pyrenäenhalbinsel, erscheinen in abgeänderter Form in Sardinien und in der Provinz Otranto und lassen sich von da über Syrien, Palästina, den Kaukasus und Nordpersien bis nach Indien verfolgen, wo beispielsweise im Distrikt von Dekhan unter 2200 Gräbern 1100 ein Giebelloch aufwiesen.

    B. Die Megalithbauten im Volksglauben. Das klassische Land der Megalithbauten hat einen entsprechend starken Niederschlag dieser Denkmäler in der Sprache und im Volksglauben zu verzeichnen. S. Reinach hat hierüber eine sehr auf schlußreiche Untersuchung geschrieben, die wir in den Hauptergebnissen wiedergeben7). Die Namen der Megalithen sind oftmals rein beschreibender Natur, benannt nach Größe (Riesenstein), Gewicht (Schwerer Stein), äußerem Aussehen (Weißer Stein, schwarzer Fels), nach der Konstruktion (Gehobener Stein, »pierre levée«, gedeckter Stein), nach der Lage im Gelände, etwa auf einem Hügel oder einem Felsen oder nach einer zufälligen Einzelheit (durchbohrter Stein, durchlöchertes Haus). Ein sehr häufiger Name für die Menhire ist »pierre fitte, fritte, fixe«, also offenbar fester Stein, der dann für eine ganze Anzahl von Gemeinden »Pierrefitte« namengebend geworden ist.

    Die Bezeichnung kann auch von der sagenhaften Tätigkeit dieser Steine hergeleitet werden, wie »pierre qui pousse, la ronde des fées, bal des dames oder chorea gigantum« (Monmouth). Weil sich nach dem Volksglauben eine Anzahl um Mitternacht drehen, heißen sie »pierres de minuit«.

    In das Gebiet des Aberglaubens gehören die Benennungen, die auf kosmische Vorstellungen zurückzuführen sind wie Sonnensteine oder »sasso della luna« bei Como.

    Ferner werden ihnen hellseherische Eigenschaften zugesprochen in den »pierres du sort« oder in der Bretagne »pierres des dogans«, d.h. der hintergange nen Ehemänner. Wiederum wird die Idee einer religiösen Handlung damit verknüpft, wenn die Namen vorliegen, wie »pierre du serment, pierre de la valse, pierre du feu, pierre du sabbat«. Wie bei urgeschichtlichen Gräbern, so ist auch mit den Megalithen die Vorstellung von einem versenkten Schatz verknüpft, wie »pierre du trésor«. Bei andern kommt die Vorstellung zum Ausdruck, als ob eine Versammlung oder eine Familienvereinigung stattgefunden hätte; dies ist bei manchen Steinkreisen der Fall, so »les demoiselles de Langou«, Long Meg und seine Töchter, la place du juge, oder die skandinavischen »domaresáte« = Sitze der Richter.

    Gedenksteine sind die englischen cathstone (Schlachtsteine). Daß auch heidnische Gottheiten oder historische Personen mit diesen Bauten in Verbindung gebracht worden sind, braucht uns nicht zu wundern. Ein Dolmen in Berkshire heißt Schmied Wielands Grab, auf den Orkneyinseln Odinsstein. Ganz allgemein werden die Riesen an diesen Stellen lokalisiert. Dann heißen die Dolmen Hünenkeller, Riesenkeller, Riesenstuben in Schweden, Hünenbetten, Riesenbetten oder Hünengräber. Daß in Frankreich auch der Riese Gargantua verewigt erscheint, ist nicht verwunderlich; wenn der Name aber vor 1526 nicht beglaubigt ist, wie S. Reinach behauptet, so dürfte dieses Beispiel später Benennung vor zu weitgehenden  Schlüssen warnen. So heißen einige Menhire »but de Gargantua«, Spindel von Gargantuas Gemahlin und der kleine Finger von Gargantua. Häufig werden die Dolmen als Behausung der Zwerge angesprochen (»manoir des nains«), oder in Nordafrika werden die Megalithen den »djinn oder ghoul, ghoulats« = Vampiren zugeschrieben. Auch Feen und Zauberinnen leben in diesen Dolmen, daher Namen, wie »antres, cabanes, tuiles des fées ou sorcières«. Wo es sich um Namen, wie »grottes ou roches des mères« handelt, ist ein Zusammenhang mit den keltisch-römischen Muttergottheiten (matres, matronae) nicht ausgeschlossen. Anderswo schimmert die Erinnerung an Jungfrauen noch durch, wie der alte Name der »table des marchands« von Locmariaquer besagt, der »dolmerch« hieß = Tafel der Jungfrau. Eine starke Verbreitung haben die Namen der Megalithen, die mit dem Teufel in Beziehung gebracht werden. Die Dolmen heißen dann »autels, cavernes, chaires, enclumes, maisons du diable«, die Menhire »flèches, palets du diable«. Wenn dann auch da und dort Heilige mit diesen Steinen verknüpft werden, wie »pierre de Ste Radegonde, Ste Christine, grès de St. Aignan, pierres de St. Hubert, Urbain« usw. so macht S. Reinach dazu eine Einschränkung, wonach diese Denkmäler etwa bloß dem Christentum angeglichen werden, daß es aber nur Lokalheilige gewesen seien, die durch keine bestimm ten Legenden mit den Steinen in Beziehung gebracht werden könnten. In England sind speziell keltische Helden nicht auffällig in Namen von Dolmen, wie Arthur's Quoit (Steinscheibe) oder Steinkreisen »Arthurs Tafelrunde« oder Arthurs Park. Die indischen Dolmen heißen oftmals Häuser der Pandus, die kaukasischen Dolmen Häuser der Ritter. Auch historische Personen fanden ihre Verwertung. Noch 1755 wurden die Steinkreise von Carnac »camp de César« genannt, oder ein Dolmen in Belgien trägt den Namen Brunhilde, und auch der Name Roland erscheint verknüpft mit pyrenäischen und französischen Dolmen und Menhiren. Auch die Sarazenen und Mauren finden wir verkörpert in südfranzösischen Dolmen, während solche in Norddeutschland als Sorben- und Wendengräber bezeichnet werden.

    Spiegelt sich schon in den Namen der Megalithbauten ein Teil des Volksglaubens wieder, so sind mit ihnen noch weitere Vorstellungen und Gebräuche verknüpft, auf die besonders eingetreten werden muß. Ganz allgemein flößen sie den Bewohnern Angst ein, so daß die Hirten sie nicht nur nachts, sondern auch tags meiden. Wenn sie vor dem Menhir »femme blanche« durchgehen, machen sie das Zeichen des Kreuzes. Wer den Dolmen d'Essé (Ille-et-Vilaine) zerstört, stirbt im Laufe des Jahres. Allgemein ist die Vorstellung lebendig, daß diese Steindenkmäler in Verbin dung mit den Geistern stehen. Die Steine werden als heilkräftig angesehen und begünstigen das Wachstum. Deswegen bringen die Bräute an dem Dolmen Pierre des Fées (Loire-Inférieure) Weihegaben an, rosa Leinwand umwickelt von Flittergold, wenn sie im nächsten Jahre heiraten wollen. Von dem Dolmen Bois d'Urbe dans la Creuse werfen sie sich herunter, anderswo lassen sie sich über eine schräge Dolmenwand gleiten oder reiben sich an einem Ganggrab. In dem Pyrenäental Larboust küssen die Bauern die hl. Steine und legen ihre Ohren daran, um die Stimme zu vernehmen. Der Menhir von Plouarzel (Finistère) trägt auf beiden Seiten in 1 m Höhe eine runde Erhöhung von der Form einer Frauenbrust. Die Neuvermählten entblößen sich dort und reiben den Leib an dieser Erhöhung. Der Mann erhofft davon den Sohn, die Frau die Herrschaft im Hause. Andere Dolmen heilen Rheumatismen und Fieber. Das Umfangen von Menhiren, die in der Schweiz auch als »Toggelisteine, Titisteine oder Kindlisteine« bekannt sind, verhilft den Frauen zur Fruchtbarkeit. In Ablaincourt werden die kranken Kinder auf eine Steinbank in der Kapelle St. Georges gesetzt, die hart neben dem Menhir St. Aignan steht. Das Volk unternimmt Wallfahrten zum Stein Pas de St. Martin, zur Heilung vom intermittierenden Fieber und legt Weihegaben nieder. Die Kinder in der Oise umschreiten die Pierre de St. Vaast, um sich zu heilen. – Die wichtigsten Heilsteine sind aber die Pierres percées, meist Eingangsplatten mit Durchschlupföffnung von Dolmen. Da läßt man den Kranken den kranken Körperteil durchstrecken oder ihn selbst durchkriechen (s.d.). In den Vogesen und in vielen Alpengegenden der Schweiz werden kranke Kinder durch einen ausgehöhlten Eichenstamm gezogen. Das Durchkriechen durch eine »pierre percée« heilt auch Kopfschmerzen; durch den Dolmen von Ymaire (Seine-Inférieure) schlüpft man, um Nierenleiden zu heilen, durch den von Cressac (Creuse), um Kinder zu haben. Wo kein Loch vorhanden ist, kriecht man unter einem Tiere durch, ein Gebrauch, der in ganz Europa verbreitet ist.

    Daß in der christlichen Zeit der urgeschichtliche Steinkult noch ausgeübt wurde, geht aus den mittelalterlichen Texten hervor. Die Konzilien von Arles 452, Tours 567, Nantes 658 verbieten den Kult der Bäume, Quellen und Steine. Die Priester sollen alle Steine, die Gegenstand abergläubischer Verehrung sind, fortschaffen oder zerstören. Die Konzilien von Toledo 681/82 sprachen sich gegen die veneratores lapidum aus. Karl der Große gebietet 789, daß alle als Ketzer zu betrachten seien, die sich der Entfernung dieser Steine widersetzen. Eine Anzahl der Dolmen wurden in christliche Kapellen umgewandelt, so die von Plouaret (Côtes-du-Nord), St. Germain-sur-Vi enne bei Confolens. Anderswo hat man Menhire in die Kirche gebracht, um den abergläubischen Gebräuchen ein Ende zu setzen: Kirche von Bassecourt (Berner Jura), St. Wendelinskapelle (Sarmenstorf)8). Das beliebteste Mittel war das Aufrichten eines Kreuzes auf Menhiren und Dolmen. Wie zähe sich der Gebrauch des Durchstreckens kranker Gliedmaßen noch bis in die Neuzeit gehalten hat, geht aus der Anlage der St. Mauritiuskapelle in Schötz (Kt. Luzern) hervor, in der sich eine Sandsteinplatte westlich vom Hochaltare befand, mit einem 18 cm großen polygonalen Loch, das an den Kanten stark abgerieben war. Dieses diente den Pilgern dazu, kranke Gliedmaßen, Arme und Beine, in den darunter liegenden Hohlraum hinabzustrecken, der vom Volksmund »St. Morizen Grab« benannt worden war. Der Zusammenhang mit dem uralten Durchstrecken kranker Gliedmaßen durch die Pierres percées dürfte kaum geleugnet werden. Ein Volksbrauch aus dem Wallis, von F. Fankhauser mitgeteilt, ist nicht weniger bezeichnend: Noch 1765 wurde in Mase (Val d'Hérens) folgendes Mittel angewendet: Secret pour les enfants sujets à mâcher et à manger de la terre, du plâtre, du charbon etc. – Il faut, dit-on, les mener manger de la terre dans l'ossuaire, vulgò dans la Trébonna9). Diese Ossuarien dürften nichts anderes sein, als die Fortsetzung der urzeitlichen Dolmen, die merkwürdigerweise sonst im Wallis  noch nicht nachgewiesen werden konnten.

    Eine Anzahl Menhire heißen »pierres du serment«, weil man bei ihnen Eidschwüre ablegte. Auf den Orkneyinseln wurden diese bei dem sog. Odinsstein geleistet, wobei der eine Schwörende dem anderen die Hand durch den gelochten Stein hindurchreichte. Nach dem Volksglauben, daß solche Steine schwitzten, wenn ein Meineid erfolgt war, nannte man manche auch Tränensteine. Bei dem Felsen »Pierre Sortière« in der Oise werden Heiratskontrakte abgeschlossen. Der Menhir von Attiswil (Kt. Bern) heißt noch heute Freistein, offenbar, weil Verbrecher dort eine Zufluchtsstätte fanden.

    Die Vorstellung, daß diese Steine wie lebende Wesen anzusehen sind, ist in manchen Gegenden stark ausgeprägt. Sie wachsen oder nehmen ab. So sinkt »la pierre du champ dolent« alle hundert Jahre einen Zoll tief in den Boden. Die Steine von Carnac baden sich einmal im Jahre im Meer. Auch stehen sie mit Zwergen und Feen in Verbindung, von denen sie auch erbaut worden sind. Sie wohnen dort und tanzen und singen in der Nacht um sie herum. Einige werden mit dem Teufel in Beziehung gebracht oder mit Riesen, in deren Händen sie als Wurfgeschosse dienten und schließlich auch mit Heiligen. Die Steinreihen von Lestridiou (Finistère) gelten als das Werk von Maria Magdalena, die damit den Teufel austrieb. Anderswo knüpft sich die Vorstellung daran, daß ungehorsame Feen zu Stein verwandelt worden seien, weil sie nach der Zeit noch tanzten. Die Steinreihen von Carnac und Erdeven gelten als Soldaten des ungläubigen Königs Asar, die von St. Corneille zur Strafe versteinert wurden. Zum Schluß soll auch noch der Volksglauben erwähnt werden, daß Hochzeiten oder Hirten mit ihren Herden versteinert worden seien.

    Über den Volksglauben, der in England mit den Megalithen verknüpft ist, unterrichtet das Werk von Crawford, in dem eine Abhandlung von A. Evans über den Volksglauben des Steinkreises »Rollright Stones« (Oxfordshire) abgedruckt ist10). Einige Dolmen dieser Gegend werden mit Riesen in Zusammenhang gebracht (Giant's Stone, Cave), andere mit dem Teufel (Devil's Quoits, Devil's Den), auch die Erinnerung an Arthus fehlt nicht (Arthus's Stone) oder auf den Schmied Wieland zurückgeführt (Wayland's Smithy), während bei andern der Volksglauben bei der Namengebung im Spiele war, so The whispering Knights, The Spinster's Rock, The grey Mare and her Colts, The Countless Stones. Menhire heißen nach ihrer Gestalt Long Stone, Broad Stone, Hawk stone, oder nach Überlieferungen von alten Herrschern und Priestern King Stone, Queen Stone, Druid Stone. Ähnliche Namen finden sich auch für die Steinkreise, wie Rollright Stones oder King's Men, Five Kings, Druid circle, The Blind Fiddler, The Merry Maidens, The Bridestones, The Stripple Stones. Vom Long Stone bei Minchinhampton wird berichtet, daß der Stein sich bei dem Schlage der mitternächtlichen Stunde durchs Feld bewege. Bei andern wird noch hinzugefügt, daß sich diese Steine an die Flüsse begeben, um zu trinken und dabei treten versteckte Schätze zutage; wer sie aber zu holen versucht, der wird erschlagen, denn in der zwölften Stunde kehren die Steine zurück und töten den Schatzgräber. An andere Namen, wie Gwal-y-Filiast (Lager des Grauhundes) knüpft sich vermutlich die Vorstellung von einem Totenhund. Es wird erzählt, daß er bei nächtlichem Hahnenruf ans Meer gehe und darin wie ein Fisch herumschwimme. Der erwähnte Long Stone von Minchinhampton besitzt Heilwirkung, indem rhachitische Kinder durch seine Öffnung gezogen werden. In England gelten diese Steine für unverrückbar und jeder Versuch des Rückens vom Platze bringt Unglück. Nach dem Volksglauben liegen in den Dolmen von Blackquarries Hill Soldaten begraben. Diese Vorstellung von Dolmen als von Gräbern gefallener Krieger ist in England weitverbreitet. Von dem Steinkreis von Rollright erzählt man nach A. Evans folgende Sage: Ein König hatte sich mit seiner Heeresmacht aufgemacht, um ganz England zu erobern. Als er aber zum  Hügel von Rowldrich kam, erschien die Hexe, welcher der Boden gehörte. Der König war nur noch wenige Schritte vom Gipfel entfernt, von wo er in der Mulde das Dorf Long Compton erblicken konnte, als ihn die Frau anhielt mit den Worten: Nimm sieben lange Schritte und

 

                    If Long Compton thou canst see

                    King of England thou shalt be.

 

Schon wollte der König in einen Freudenruf ausbrechen, als vor ihm ein Erdhügel aufwuchs und die Hexe ihn und seine Krieger in Steine verwandelte. Die Hexe aber wurde zum Holunderbaum. Aber eines Tages wird der Zauber gebrochen, König und Krieger werden lebendig und erobern das ganze Land. Die Holunderhexe wacht noch heute über ihre Opfer. Wenn sie sich aber in Blüte befindet und geschnitten wird, vorzugsweise am Abend des längsten Tages, dann blutet sie und verliert ihre Zaubergewalt. Feen tanzen in der Nacht um den größten der Steine, den Kingstone. Ihm kommt überirdische Kraft zu. Deswegen schlagen die Soldaten, die nach Indien fahren, Stücke vom Stein los und brauchen sie als Amulette. Von den Kingstones und dem nahe liegenden Dolmen The Whispering Knights wird berichtet, daß sie mitternachts zu einer Quelle hinuntergehen und trinken. Um diese Zeit verwandeln sie sich wieder in Männer, reichen sich die Hände und tanzen. Deswegen heißen in Cornwall die Steinkreise Dawns-mên = Steintanz. Dort will die Überlieferung in ihnen Männer sehen, die zur Strafe für ihr Tanzen am Sonntag verwandelt worden seien. Niemand kann die Steine von Rollright zählen. Deswegen heißt der Dolmen von Aylesford The Countless Stones. The Whispering Stones sind Verräter an ihrem König, die dafür versteinert worden seien. Jeder Versuch, Steine aus ihrer ursprünglichen Lage zu entfernen, schlägt fehl; sie kehren in der Nacht wieder zurück. In Nennius, Historia Britonum 73, wird von einem Tumulus berichtet, auf dem sich ein Stein mit dem Fußabdruck des Hundes von Ritter Arthus befand, den er selber aufgerichtet hatte. Dann kommen Männer und tragen ihn in ihren Händen weg für einen Tag und eine Nacht, und am nächsten Morgen steht er wieder da auf dem Tumulus. An The Whispering Knights knüpft sich noch heute der Brauch, daß die Mädchen zur Zeit der Gerstenernte hingehen, um die Ritter flüstern zu hören.

    Neben den Dolmen mit dem Seelenloch sind auch noch die bronzezeitlichen Hausurnen aufzuführen, über die F. Behn gehandelt hat11). Bei ihnen wäre für die Anbringung eines Seelenloches kein Anlaß gewesen, da die Türe oder Öffnung vollauf genügte. Und doch ist an der Hausurne von Robbedale auf Bornholm und an derjenigen von Karaöjük in Kappadoki en das Seelenloch angebracht. Nach primitiven Jenseitsvorstellungen muß der Tote sein Totenhaus jederzeit verlassen können; deswegen wird in der Aschenurne, wie im Sarg eine besondere Öffnung angebracht. F. Behn verweist auf bronzezeitliche Särge aus Dänemark und Norddeutschland mit kleinem rechteckigen Loch, das für praktische Zwecke zu klein und nur aus solchen Vorstellungen heraus zu erklären ist. Zur Stützung gibt er die Szene aus dem »Grünen Heinrich« heran, wo Bd. II Kap. 7 in den Sargdeckel »der Sitte gemäß« ein Glasfensterchen mit Schieber eingefügt wird. Auf ähnliche Vorstellungen führt von Buttel-Reepen eine Anzahl Fenstergefäße zurück12). Im Gegensatz zu S. Reinach will er nur Graburnen, die zur Aufnahme von Asche oder Knochenresten bestimmt waren, als Gefäße mit Seelenloch gelten lassen; insbesondere die Gefäße von Velika Gorica, in denen die Seelenlöcher noch vor dem Brennen herausgeschnitten wurden. Als Nachklingen dieser Vorstellungen im heutigen Volksglauben erwähnt er den modernen Brauch, anläßlich der Taufe eines Kindes im Hause die Luftscheibe zu öffnen, um dem Teufel einen Ausweg zu schaffen, wenn er infolge der Taufe aus dem Körper entweiche. Wenn bei starkem Frost die Luftscheibe nicht geöffnet werden konnte, bediente man sich der Ofentüre.

1) Über Megalithbauten siehe Déchelette Manuel 1, 373–447; Ebert Reallex. s.v. Megalith-Grab. 2) Ebert Reallex. 8, 139. 3) V.H. Bourgeois Mégalithes le long du Jura suisse 1926 Taf. 2–6. 4) O. Tschumi Oberaargau. 1924. Titelbild. 5) S. Müller Nordische Altertumskunde 1, 461; 2, 261. 6) C. Schuchhardt Alteuropa2 68 ff. 7) S. Reinach Les monuments de pierre brute dans le langage et les croyances populaires Rev. arch. 1 (1893), 195. 325. 8) R. Bosch Urgeschichte 1932, 80. 9) F. Fankhauser Aus der Walliser Volkskunde des 18. Jh.s In Festschrift Louis Gauchat S. 422. 10) O.G.S. Crawford The long barrows of the Cotswolds. Gloucester 1925. 11) F. Behn Hausurnen 1924. 12) von Buttel-Reepen Über Fensterurnen 2, 251 ff.

[Lexikon: Megalithbauten. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 16402

(vgl. HWA Bd. 6, S. 89)]

Der Teufel machte einst eine Reise durch Schwansen; er überfraß sich dabei an Speck und M.beutel und mußte bei Breckendorf alles wieder von sich geben; die M.klöße wurden alle in Steine verwandelt, die

man dort häufig findet59)

[Lexikon: Mehl. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 16413

(vgl. HWA Bd. 6, S. 95)]

     21. a) M. im Liebeszauber: Für den bekannten Liebeskreiskuchen der Südslavinnen braucht man M., das in einem verkehrten Sieb gesiebt ist169). Für den Rundkuchen, durch den man den Menschen ansehen muß, um ihn liebestoll zu machen, nimmt man M., das am Mühlstein klebt170), oder man nimmt M. am Neumondsamstag, wenn drei Steine mahlen171); eine mißhandelte Bäuerin, die den Mann sich und dem Kinde geneigt machen will, muß sich Staubmehl aus drei Mühlen verschaffen172); auch soll man in Ungarn M. und Honig für den Liebeskuchen stehlen173).

[Lexikon: Mehl. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 16431

(vgl. HWA Bd. 6, S. 106)]

Eine Meineidsgeschichte wird aus Pottland berichtet. In der Nähe der Kirche von Bro finden sich ein paar merkwürdige Steine. Zwei Frauen stritten mit der Kirche um ein Stück Acker, welches diesen verliehen war. Als die Sache auf dem umstrittenen Platz entschieden werden sollte, thaten die Frauen Erde in ihre Schuhe und leisteten einen Eid, »dass sie auf ihrer eigenen Erde standen«. Aber kaum war der Meineid über die Lippen der Frauen gekommen, als ihre Körper zu den zwei Steinen verwandelt wurden, die noch bei der Kirche stehen.

[Lexikon: Meineid. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 16453

(vgl. HWA Bd. 6, S. 118)]

Das Entzaubern der Milch mittels glühend gemachter Eisengegenstände bedeutet letzten Endes ein Zurückgreifen auf die primitive Methode des Kochens durch im Feuer erhitzte Steine, die man in den M. hineinwirft, wie dies in manchen Gegenden Europas (Baskengebiet, Balkanländer) aus dem alten Hirtendasein noch im 19. Jh. bezeugt ist2). Noch heute pflegt man in Westpreußen, wenn die Milch nicht buttert, Steine aus den vier Himmelsrichtungen glühend in das »Butterfaß« zu werfen3), was für diesen Zweck natürlich widersinnig ist. In Frankreich wird die alte Methode des Kochens mittels glühend gemachter Kiesel zum Zwecke der Krankheitsheilung verordnet, so daß die Überleitung alten Gebrauchs zur abergläubischen Behandlung damit als streckenweise noch nachweisbar angesehen werden kann4).

[Lexikon: Melkkübel. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 16500

(vgl. HWA Bd. 6, S. 144)]

Daneben findet sich vielfach die Sage, daß die M.en in Steine verwandelt werden. Den Anlaß zur Sage kann der menschenähnliche Fels gegeben haben41). Umgekehrt weiß die Sage zu berichten, daß die M.en aus Steinen geschaffen sind42). Diese Über lieferung hängt mit den verschiedenen, selbständigen Flutsagen der Völker zusammen. Die griechische Sage von Deukalion und Pyrrha43) findet sich auch unter den südamerikanischen Indianern.

[Lexikon: Mensch. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 16511

(vgl. HWA Bd. 6, S. 149)]

Metalle, Erze. Ein alter Volksaberglaube ist, daß die Steine, solange sie unberührt unter der Erde sind, wachsen. Besonders gilt dies von den Erzen1). »Es wachse das Erz« heißt es in einem bekannten Bergmannsspruche. Noch zu Linnées Zeiten glaubte man, daß Erze und Steine in der Erde wüchsen.

[Lexikon: Metalle, Erze. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 16617

(vgl. HWA Bd. 6, S. 207)]

 

Über einen Hexenschadenzauber in Schleswig-Holstein berichtet Mensing: Hexen gossen unter Namensnennung einer Person M. auf heiße Steine; so wie die M. verdunstete, siechte die betreffende Person dahin326)

[Lexikon: Milch. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 16728

(vgl. HWA Bd. 6, S. 270)]

  Meist französischen Ursprunges sind die Erzählungen von der M.spendenden Kraft verschiedener Steine: Um M. zu bekommen, saugen die Frauen an den zitzenförmigen Stalactites in der Höhle von Las Manes (les Landes)501). Nach einer alten, von Grimm zitierten Sage ist in der Nähe von Verona im Tale Policella ein harter Fels, in dem man zwei Frauenbrüste abgebildet sieht; aus den Warzen tröpfelt immer Wasser; wenn die junge Frau mit diesem Wasser die Brüste wäscht oder bespritzt, geben die ausgetrockneten Brüste wieder M.502). Die Bäuerinnen gingen in den Wald bei Saint Laurent les-Macon und rieben nackt die Brüste an den Steinen, um Milch zu bekommen503).

[Lexikon: Milch. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 16749

(vgl. HWA Bd. 6, S. 284)]

Im Anfange des 19. Jh.s trugen die jungen Frauen in Vannes und Pontivy ererbte Steinkolliers, die M.reichtum bringen sollten505). Der Gebrauch des M.steines zur M.vermehrung ist von Plinius bezeugt: Galaxian aliqui galactiten vocant .... in attritu lactis suco ac sapore notabilem; in educatione nutricibus lactis fecunda506). Am Lechrain spielen die M.steine, Truden- und Blutsteine eine große Rolle: den M.stein, eine Art Alaunstein, gebrauchen die Hebammen, wenn die M. der Wöchnerinnen stockt. Dann streicht die Hebamme mit dem Stein über Brust und Schulter, damit sich die M. verteilt507).

[Lexikon: Milch. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 16750

(vgl. HWA Bd. 6, S. 284)]

  Im Hunsrück peitscht man die Milch an drei Abenden bei geschlossener Tür mit einer Sichel589), ebenso bei den Deutschamerikanern590) und im Saarland591). Noch wirkungsvoller ist natürlich eine glühende Sichel592) oder gar eine glühende Erbsichel593). Auch Nadeln werden verwendet594). Damit die Kühe immer Milch geben, werden drei Steine ins Butterfaß gelegt und mit heißem Wasser übergossen; unter das Faß kommt ein Kamm und ein Feuereisen595).

[Lexikon: Milchhexe. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 16841

(vgl. HWA Bd. 6, S. 341-342)]

Besonders M. rätselhafter Herkunft werden große Heilkräfte zugeschrieben. Dahin gehören die versteinerten Tiere der Urzeit, wie Ammonit, Belemnit, Echenit und andere Fossilien (s. dd.), der vom Himmel gefallene Donnerstein (s. Donnerkeil, Blitzstein), weiterhin Steine, denen das Mittelalter, z.T. im Anschluß an Überlieferungen aus dem Altertum, einen erträumten Zusammenhang mit der Tierwelt zuschrieb, wie Adlerstein, Hahnenstein, Rabenstein, Schwalbenstein, Schlangenstein, Drachenstein, Krötenstein, Krebsstein, Spinnenstein (s. dd.), auch Steine, die als nur unter besonderen Verhältnissen entstanden und gewonnen gedacht werden, wie die Blendsteine und der im Magen von Tieren sich findende Bezoarstein. Über die magische und Heilkraft der Erze, Metalle und Edelsteine vgl. oben 6, 207 ff. und die den einzelnen gewidmeten Artikel1).

[Lexikon: Mineralien. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 16899

(vgl. HWA Bd. 6, S. 374-375)]

Dem in der französischen Volksüberlieferung häufigen Motiv, daß gewisse Steine, besonders die sog. Druidensteine (les menhirs) zu bestimmten Stunden und auch zur Mittagszeit Leben gewinnen16), entspricht die Sage vom Teufelsstein in der Abtei und Kirche von Malmedy, der sich während des M.s dreimal herumdreht17) (s. Mitternacht § 2).

[Lexikon: Mittagläuten. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 16970

(vgl. HWA Bd. 6, S. 413-414)]

  Um M. läuten ferner versunkene Glocken (s.u.) und beginnen, namentlich in Frankreich, an ganz bestimmten Tagen, so z.B. in der Christnacht, Steine zu klingen und zu seufzen.

[Lexikon: Mitternacht. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 16988

(vgl. HWA Bd. 6, S. 424)]

Solche Steine gelten als Glücksbringer und üben auf ihren Träger und auf den, mit dem er zusammenkommt, angeblich heilsame Wirkungen aus, die sich besonders auf Charaktereigenschaften erstrecken4). Die Reihenfolge dieser zwölf Monatssteine ist heute folgende: Hyazinth (März), Ametyst (April), Jaspis (Mai), Saphir (Juni), Smaragd (Juli), Calcedon (August), Karneol oder Sarder (September), Sardonyx (Oktober), Chrysolith (November), Aquamarin oder Beryll (Dezember), Topas (Januar), Chrysopras (Februar). Brückmann und Theodor Körner (»Die Monatssteine«) führen die Steine fast in derselben Reihenfolge wie die Apokalypse an5). Die »aus den klaren Wassern des Paradieses gewonnenen Edelsteine« (Hertz, Abhandl. 123 vgl. 4)), entsprechen den Monatssteinen; dagegen führen Hovorka-Kronfeld und Stab andere Edelsteine als Monatssteine an6). Der mit den Monatssteinen verbundene Aberglaube war und ist verbreitet.

[Lexikon: Monatssteine. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 17076

(vgl. HWA Bd. 6, S. 472-473)]

Das Verwittern der Steine kommt vom M., der sie jede Nacht benagt (Wolf Beiträge 1, 247).

[Lexikon: Mond. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 17129

(vgl. HWA Bd. 6, S. 506)]

Müdigkeit. Die Indianer von Südamerika sehen das Gefühl der M., wenn es den Menschen überkommt, als das Werk böser Geister an1). Man hilft sich dagegen, wenn auf der Reise kein Wahrsager zur Hand ist, indem man sich Blut entzieht, sonst auch, indem man das Übel auf Steine, Pfähle oder auf Blätter überträgt2).

    Bei uns hilft gegen M. St. Meinrads Stein3), von Pflanzen aber das Johanniskraut4), Wegebreit5), vor allem aber Beifuß6), der auch sonst viele Schutzeigenschaften hat. Wer Eberwurz bei sich trägt, wird niemals müde, und wenn er noch so lange liefe7). Der Wolfszahn, von dem bereits Staricius berichtet8), wird dem Pferde umgebunden. Dann ermüdet es nicht9).

[Lexikon: Müdigkeit. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 17307

(vgl. HWA Bd. 6, S. 601)]

Ein Unwetter8) entsteht, wenn man Steine hineinwirft, die den Zorn der Seewesen erregen (s. Wettersee).

[Lexikon: Mummelsee. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 17344

(vgl. HWA Bd. 6, S. 620)]

  Es wird hier alles und jegliches, selbst Tiere, Pflanzen, Steine, Mineralien usw. mit der Tonleiter und ihren Intervallen in Beziehung gesetzt.

[Lexikon: Musik. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 17393

(vgl. HWA Bd. 6, S. 646)]

Aus dem tosend angeschwollenen Gebirgsbach ertönt herrliche M., dem Hörer fliegen aber auch Steine nach211)

[Lexikon: Musik. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 17413

(vgl. HWA Bd. 6, S. 660)]

Aber deshalb ist noch lange nicht die Doppelbedeutung von Wörtern der Ansatzpunkt des M. an sich. Es hieße doch die Dinge ganz auf den Kopf kehren, wollte man im Ernst meinen, das Deukalion-Motiv sei entstanden aus der Pararhizie der gleichklingenden Worte laes, d.i. Leute und laoi, d.i. Steine; sondern es wäre nicht ent standen, wenn nicht die Idee, welchen den Menschen auf irgendeine Weise mit der Erde in wesenhafte Verbindung brachte (Lehmmenschen: Peleus, Prometheus; Ameisenmenschen: die Myrmidonen des Aeakos) nach einer Auswirkung getrachtet hätte.

[Lexikon: Mythologie und Mythus. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 17548

(vgl. HWA Bd. 6, S. 737)]

Der französische Brauch, nachts beim Vorbeigehen an einem Friedhof sich dadurch vor Schaden zu sichern, daß man einen Stein hineinwirft201), erinnert an die weitverbreitete Sitte, Steine oder Reisig auf die Stätte zu werfen, wo  ein Mensch umgekommen ist oder begraben liegt202).

[Lexikon: Nacht. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 17633

(vgl. HWA Bd. 6, S. 789)]

Reizt man den N., indem man Steine nach ihm wirft71), auf ihn schießt72), den Hund gegen ihn hetzt73) oder sich nicht rechtzeitig vor ihm schützt, so stirbt man bald74) oder es fällt ein Hagel von Hirsch- und Pferdegerippen hernieder75), oder der N. nimmt den Spöttern alle Räder vom Wagen weg76), wirft Fleisch ins Fenster77), führt in die Irre78), schießt nach denen, die ihm nicht aus den Weg gehen79), dreht einem den Kopf um, daß das Gesicht nach hinten steht80), oder man muß ihm zu Diensten sein81). Er wird deshalb oft als Kinderschreck gebraucht82). Mitunter erscheint er als gutartiges Gespenst, das die Menschen beschenkt, wenn sie aus Mitleid für seine arme Seele beten83) oder seinen Hunden über den Graben helfen84), oder die Holzdiebe verjagt85).

[Lexikon: Nachtjagd, -jäger. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 17655

(vgl. HWA Bd. 6, S. 799-800)]

Nephrit (Nierenstein, Lendenstein). Griech. νεφρτης (von νεφρς = Niere), wissenschaftliche Bezeichnung des Steines, nicht aus dem Altertum übernommen.

    Es ist fraglich, ob die Griechen und Römer überhaupt den N. kannten. Vielleicht ist es der Callais des Plinius; eher noch kann mit dem Jaspis viridis der antiken und mittelalterlichen Quellen unser N. gemeint sein. Der Name des Steines tauchte erst auf, nachdem die Spanier im 16. Jh. bei den Ureinwohnern Amerikas ihn als Amulett vorfanden, das gegen Nierenschmerzen getragen wurde. Der N. verdankt also seinen Namen dem Glauben an seine Heilwirkung. Ein spanischer Arzt Monardes (gest. 1569) nennt ihn pietra de Yada (Nierenstein) und rühmt seine außerordentliche Kraft, Gries und Stein mit dem Urin auszutreiben. 1718 finden wir die deutsche Bezeichnung »Nierenstein« in den »Breßl. Natur- und Kunstgeschichten«1); 1735 behandelt ihn Zedlers Universallexikon s. vv. Griesstein, pierre nephritique und zitiert aus der Schrift des Boëtius de Boode »Le parfait Joualier«, allerdings mit Zweifel, die Wirkung des Steins bei Blasenleiden und Lendenweh, auch bei Epilepsie. Er wurde als Amulett am Halse und im Fingerring getragen, auf den Schenkel gelegt oder in der Nierengegend ins Kleid eingenäht2). Ende des 18. Jh.s beginnt der mit hohen Preisen bezahlte N. allmählich aus dem Handel und aus den deutschen Apotheken zu verschwinden. Zu Brückmanns Zeiten wurden Steine ganz verschiedener Art mit dem Namen N. belegt, z.B. der Malachit. In Ermangelung des echten »orientalischen« N.s verkauften die Apotheker eine feine Art des Specksteins unter seinem Namen3). Quenstedt (1863) nennt den N. einen nervenstärkenden Stein, dem man Heilkräfte bei Hüftweh zutraute, weshalb er lapis ischiaticus genannt wurde; aus der spanischen Benennung Yada entstand die französische Jade. Im allgemeinen verstand man unter N. einen grünlichen, serpentinähnlichen Stein, der durch sein fettiges Anfühlen wohltätig auf die Haut wirkte4). In alten Apothekenbeständen fanden sich noch 1874, wie Fischer feststellte, lapis nephriticus, der aber schiefriger Serpentin war, und eine Mixtur aus vier chemischen Bestandteilen, die als lapis nephriticus praeparatus bei Nierenschmerzen verwendet wurde.

    In China wird der N. heute noch als Amulett gegen Krankheiten getragen5).

[Lexikon: Nephrit. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 18018

(vgl. HWA Bd. 6, S. 1006)]

  Wenn ein O. nicht trägt, so legt man Steine auf seine Zweige und markiert damit die Früchte.

[Lexikon: Obstbaum. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 18348

(vgl. HWA Bd. 6, S. 1174)]

Demselben Zweck diente auch die Salbung heiliger Steine, Bäume, Götterbilder usw., die wir überall verbreitet finden24)

[Lexikon: Öl. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 18463

(vgl. HWA Bd. 6, S. 1240)]

(s.d., kehren, Kehricht, Staub, Glücksgreifen), Sand, Kies, Steine61), Salz (s.d. u. Salzhäufchenorakel), Lehm62), Ton63), Blei, Zinn (s. Bleigießen), Eisen.

[Lexikon: Orakel. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 18519

(vgl. HWA Bd. 6, S. 1266)]

Orendismus.

    1. Wort und Begriff. Unter O. versteht man den Glauben an unpersönliche, besonders wirkungsvolle Kräfte oder Mächte, die in körperlichen oder unkörperlichen, durch die Sinne wahrnehmbaren Objekten wirksam sind.

[Lexikon: Orendismus. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 18569

(vgl. HWA Bd. 6, S. 1294)]

Aber auch Tiere und Pflanzen können von dieser Kraft erfüllt sein, ebenso auch Holzklötze, Steine, Waffen und Ötlichkeiten.

[Lexikon: Orendismus. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 18573

(vgl. HWA Bd. 6, S. 1297)]

Beim Umzug um die Kirche sollen Steine nach den Haustüren der anliegenden Häuser geworfen worden sein11). Im Amte Ritzebüttel schleppen die Konfirmanden am Abend des Ostertages, nachdem die Ostereier verzehrt sind, alle zerbrochenen Gefäße auf einem geeigneten Platze zusammen und schlagen sie mit Knüppeln kurz und klein, während ein Knabe durch Peitschenhiebe um die Beine die andern von ihrem Zerstörungswerke abzuhalten sucht. Wenn alle Töpfe zerschlagen sind, gehts zum Osterfeuer12). In Wirklichkeit bezweckt das Scherbenmachen wie das Peitschenschlagen eine Austreibung der bösen Wintermächte.

[Lexikon: Ostern. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 18651

(vgl. HWA Bd. 6, S. 1342-1343)]

                 Die Stadt ist gebaut

                aus den allerkostbarsten

                Edelsteinen geistlicher Art,

                aus himmlischen Perlen.

                Die Grundfesten der Stadt,

                ihre Tore und Mauern

                sind die kostbarsten Steine,

                nämlich die vornehmsten Gottesstreiter

                und das einmütige Heer

                aller Heiligen,

                die in Tüchtigkeit

                und heiligem Leben

                des Königs der Stadt

                als Vasallenfürsten würdig sind.

 

                Sie ist im Viereck gebaut,

                so steht sie ewig.

[Lexikon: Paradies. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 18825

(vgl. HWA Bd. 6, S. 1440-1441)]

Sie schlitzen den Opfern mit Riesenackergeräten den Bauch auf und füllen Steine und Häcksel hinein60).

[Lexikon: Perhta. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 18912

(vgl. HWA Bd. 6, S. 1481)]

Außer Brunnen und Teich kommen als Wohnstätten für H. auch Berge107), Steine108) und Bäume109) vor.

[Lexikon: Perhta. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 18914

(vgl. HWA Bd. 6, S. 1483)]

Die Erinnerung an die mörderische Krankheit erhielt sich lange, z.T. bis heute und knüpfte sich an P.kapellen8), Votivbilder9), Steine und Kreuze10), Säulen11), Fahnen12), Münzen13) an.

[Lexikon: Pest. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 18943

(vgl. HWA Bd. 6, S. 1498)]

Die sog. P.steine an der Mauer der Stendaler Domkirche, die aus dem Jahre 1682 stammen, kann man ohne Gefahr für die Stadt nicht entfernen: Rochholz Sagen 1, 78. 11

[Lexikon: Pest. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 18945

(vgl. HWA Bd. 6, S. 1499)]

  Vgl. noch ein ganz andersartiges, ordalähnliches Orakel: Bei Diebstahl werden angeglühte und wieder abgekühlte Steine unter Namensnennung in Weihwasser geworfen, das beim Schuldigen aufzischt: Anhorn Magiologia 770; Montanus Volksfeste 117.

[Lexikon: Pyromantie. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 19780

(vgl. HWA Bd. 7, S. 414)]

Da langte eines Tages auf dem Kamp ein italienisches altes Weiblein an, um nach seinem Vieh zu sehen. Als es die große Trockenheit gewahrte, kniete es bei einem Stein betend nieder und betete so sehr, bis Wasser beim Steine herauszukommen anfing; seit diesem Tage hat diese Alm immer Wasser.

[Lexikon: Regen. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 20095

(vgl. HWA Bd. 7, S. 583)]

Auch Steine haben magische Zauberkraft. Im König Rother erweckt ein Zauberstein Tote wieder zum Leben, wenn man sie mit ihm reibt22). In Frankreich heilen Kieselsteine Kopfweh23); wenn man das Vieh mit gefundenen Steinäxten reibt, bleibt es gesund24). In der Lausitz werden mit den Echeniten, den versteinerten Schwanzenden eines prähistorischen Tintenfisches, den sogenannten Donnerkeilen, Bisse und Geschwüre gerieben, damit sie heilen25). Schließlich werden auch noch andere Gegenstände zu diesem Zauber verwandt: Maitau26), Wagenräder27), das Tuch, mit dem der Backofen ausgewischt wird28). Daß in diesen Beispielen die Zauberkraft im Gegenstand selber sitzt, erhellt aus einigen Zusätzen: Je größer der Stein ist, um so wirkungsvoller ist das R. mit ihm29); oder es gilt das Verbot, man darf sich an dem Tage, an dem der Heilzauber vorgenommen wird, nicht waschen30).

[Lexikon: reiben. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 20167

(vgl. HWA Bd. 7, S. 622)]

In der französischen Schweiz (Kanton Freiburg) und in ganz Frankreich ist der Glaube verbreitet, daß gewisse bemerkenswerte Steine, z.T. von phallischer Gestalt, auf die Ehe und die eheliche Fruchtbarkeit eine Zauberwirkung ausüben. Diese pierres de Mariage werden fast nur von weiblichen Personen aufgesucht, die sich zu bestimmten Zeiten an ihnen r. oder auf ihnen entlanggleiten und davon baldige Heirat52), Kindersegen53) oder eine leichte Geburt54) erhoffen (s. gleiten).

[Lexikon: reiben. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 20171

(vgl. HWA Bd. 7, S. 624)]

     5. Der Gedanke einer unmittelbaren Übertragung liegt auch vor in dem altgermanischen Brauche, beim Tieropfer den Opferstein55) oder den Ort des Dämons56), dem das Opfer gilt, mit dem Blut des Tieres

einzureiben. Hierzu stellt sich die französische Sitte, die wunderkräftigen Steine oder Heiligenbilder als Dank für geleistete Hilfe zu r.57). Wenn dagegen die deutsche Sage berichtet, daß Riesen im Zorn aus Steinen Flammen r.58), so ist dieser Glaube nur Symbol riesischer Kraft.

[Lexikon: reiben. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 20172

(vgl. HWA Bd. 7, S. 624-625)]

Der Begriff »Gott« ist so weit zu fassen, daß er auf alle überhaupt möglichen Gottesvorstellungen zutrifft, also auch auf Fetische aller Art, auf Steine, Klötze und Pfähle, die der Primitive mit irgend einerwirkenden Kraft erfüllt glaubt, auf Tiere und Pflanzen, denen ein Kult dargebracht wird, auf Menschen, die über besondere Kräfte verfügen, auf persönliche Götter und Dämonen, auf unpersönliche Kräfte, die in irgend einem Objekt wirken.

[Lexikon: Religion. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 20234

(vgl. HWA Bd. 7, S. 659)]

3. R.steine s. Spillsteine unter Spindel.

[Lexikon: Rocken. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 20409

(vgl. HWA Bd. 7, S. 754)]

  Bei Blutauswurf u.a. verwendete man im Altertum vor allem den Blutstein, eine Art r.en Eisenstein343). Von ihm sagt noch Tharsander (3, 271 f.): »Der Blut-Stein, zu lateinisch Haematites, hat den Nahmen von der Kraft das Blut zu stillen, welches ihm zugeschrieben wird. Einige dieser Steine sind dunkel-roth, andere purpurfarbig«. Noch heute wird in Albanien der Blutstein bei blutenden Wunden angewendet344). Früher wurde eine Menge solcher Steine, die fast alle heute noch in Herrenringen getragen werden, als Kriegsschutz angeboten (Rubin, Spinell, Karneol). So soll z.B. der Rubin, ins Fleisch eingesetzt, nach Ansicht der Inder vor Verwundung; schützen345). Auch in manchen Gegenden Deutschlands stillt man heute noch innere Blutungen, Blutstürze durch Trinken einer Lösung von Blutstein in Essig und lauer Milch346)

[Lexikon: rot. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 20550

(vgl. HWA Bd. 7, S. 831-832)]

Schalensteine, Näpfchensteine. Seit geraumer Zeit haben die Archäologen gewissen Steindenkmälern ihre Aufmerksamkeit zugewandt, die nach der Form der auf ihnen vorkommenden Zeichnungen und Vertiefungen Sch.- oder Näpfchensteine genannt werden. In Schleswig-Holstein vergleicht der Volksmund diese Vertiefungen mit einem Uhrglas; in Dänemark nennt man die Steine nach den Vertiefungen in einem Festgebäck aebleskivestene (Aepfelscheibensteine). Die Sch. sind verbreitet durch ganz Europa und sind auch in Asien und Nordamerika nachgewiesen. Zahlreich finden sie sich in Nord- und Westeuropa in den von Germanen in der Urzeit bewohnten Gebieten. Die roh eingegrabenen Zeichnungen kommen nicht nur auf freiliegenden einzelnen Steinen (erratischen Blöcken), sondern auch auf anstehenden Felsen vor. Auf skandinavischen Felsen sind mit den Schälchen figürliche Darstellungen untermischt. Wenn auch manche dieser Vertiefungen natürlichen Ursachen ihre Entstehung verdanken mögen, z.B. dem Wasser, das die weichen Teile auswusch, so weisen doch in den meisten Fällen bestimmte Merkmale, verbindende Linien, untermischte andere Zeichen darauf hin, daß eine künstliche Bearbeitung vorliegt. Ihre Bedeutung ist trotz mannigfacher Deutungsversuche noch nicht sicher bestimmt, doch wird man, solange keine bessere Erklärung sich findet, an einer religiösen Bedeutung der Näpfchensteine festhalten müssen, zumal oft das Radzeichen, das Sinnbild des Sonnenkultus der Germanen, mit den Näpfchen vermengt ist1). Wo, wie in Schleswig, die Näpfchensteine in prähistorischen Grabhügeln oder als Grabdecksteine vorkommen, ist wohl, wie Mestorf nachzuweisen versuchte, ihre Beziehung auf den Totenkultus (Opfermahl bei den Begräbnisfeiern) kaum anzuzweifeln2). Der Volksaberglaube verbindet mit den Näpfchensteinen mythische Vorstellungen, die sich in volkstümlichen Benennungen widerspiegeln. So heißen sie in Schweden elfstenar (Elfensteine), elfquarnar (Elfenmühlen), und man glaubt, daß unter ihnen Elben wohnten und sich der Grübchen bedienten, um ihr Mehl darin auszumahlen. Noch heutigen Tages wird in Schweden auf den Elbensteinen geopfert, indem man die Schälchen mit Fett salbt und irgendeine kleine Gabe (Nadel, Münze, Bändchen, Blumen) hineinlegt. Man tut das, um sich vor der Rache der unter den Steinen hausenden sehr empfindlichen »Kleinen« zu schützen, aber auch um bei Krankheiten (hauptsächlich Fieber, Hautkrankheiten) Heilung von ihnen zu erbitten. An Orten, wo kein Sch. in der Nähe bekannt ist, schleift man an den Mauern von Kirchen kleine Höhlungen aus; in den so ausgegrabenen Näpfchen an der Marienkirche in Greifswald fanden sich Spuren, daß Fett in sie gerie ben wurde; das Fieber wurde in sie von Kranken »hineingepustet«. Die Näpfchen an einer Kapelle in Kanton Wallis werden immer tiefer hineingeschliffen, weil das herausgeriebene Ziegelmehl Kranken als Medizin gereicht wird3). Von dem Näpfchenstein bei Göhren, dem sog. Buskahm (slav. Gottesstein), geht die Sage, die Seejungfern hielten auf ihm in der Johannisnacht Reigentänze ab; wenn heute eine Hochzeit gefeiert wird, begeben sich alle Hochzeitsgäste zu dem Steine und führen auf seiner Platte einen Reigentanz auf. Nach dem Näpfchenstein zwischen Schönebeck und Trampke sollen Riesen vom Sivalinsberge her Kegel geschoben haben4) (wahrscheinlich ein Erklärungsversuch, wie die runden Vertiefungen in dem Steine entstanden sind). Einer der gewaltigsten und schönsten Sch. ist der von St. Luc, in dem sich 360 kreisrunde Löcher befinden. Der Volksmund sagt, Feen hätten ihn aus Rache nachts auf St. Luc herabrollen wollen, sie hätten aber nicht vermocht ihn von der Stelle zu bringen, sie hackten ihre Absätze mit solcher Kraft hinein, daß die Abdrücke zurückblieben, und stemmten ihre Hüften so an, daß die Spuren davon an dem Steine haften blieben5).

[Lexikon: Schalensteine. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 20880

(vgl. HWA Bd. 7, S. 991-992)]

     S.n mit Ringzeichnung um den Hals78) werden von keinem Hunde angegriffen79).

    Alt und weitverbreitet ist die Vorstellung von dem heil- und zauberkräftigen S.nstein, dessen Herkunft aber ganz verschieden gedacht wird (s. a. oben A. 30. 31)80). Er ist entweder ein Edelstein im Kopf der S.81), oder er wird von der S. ausgespien82), oder von vielen S.n zusammen (vgl. Sagen A. 681) gemacht und bei ihnen gefunden (auch »S.n-Ei«) (A. 86; Zauber A. 303)83). Zuweilen ist der zauberkräftige Stein in der Krone84). Ein anderer S.nstein, wohl ein pharmazeutisches Präparat, ist früher medizinal verwertet worden. Adelung definiert ihn in seinem Wörterbuch (4, 118): »ein kleiner schwarzer Stein mit einem schmutzig weißen Fleck auf beiden Seiten, von welchem man irrig glaubt, daß er in S.n gefunden werde und das Gift an sich ziehe«. Etwas anders die »Schatz-Kammer der Kaufmannschaft« (Leipzig, Heinsius, 1741, II, 1287): »ein platter, ganz runder Stein, der so breit ist als ein Liard in Frankreich, jedoch bisweilen auch oval, dick in der Mitten und am Rande dünne, zart und von Farbe schwarz. Viele Geschichtschreiber merken an, daß dieser sich in dem Kopfe einer S.nart befinde ... Im Deutschen heißt sie Brillens. ... Allein die heutigen Scribenten wollen lieber glauben, daß dieser Stein (ein) Gemenge sei von allerhand wider den Gift dienlichen Materien: Solches werde von den Indianern zubereitet, und daraus dergleichen Küchlein zugerichtet, wie wir zu sehen kriegen. Dem sei wie ihm wolle, der Stein ist in gar viel Ländern hochgeachtet« (Folgt die Verwendung85)). Daneben galt der Serpentin (s. Zauber A. 260; Medizin A. 555 ff.) als S.nstein oder -ei (s. Anm. 83). Die Ähnlichkeit seiner Farbe mit der S.nhaut mag zu dieser Vorstellung und auch zu dem Namen: Serpentin von lat. serpens, griech. Ophites (zu ophis »S.«) geführt haben86). »Donnersteine« wurden zuweilen »S.nsteine« genannt87). Auch andere Amulette und Talismane aus Stein, Glas, Fossilien usw. werden als S.nsteine, - augen oder -eier bezeichnet88). In England sind »adderstones« Steine, die durch »Natterstich« ausgehöhlt sind; sie sind zauberkräftig89). Über den Edelstein, den die S. als Dank spendet, s.u. Sagen A. 638–640.

[Lexikon: Schlange. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 21142

(vgl. HWA Bd. 7, S. 1123)]

     Über den Stein im Kopf der S. s. Natur A. 81 ff.; Sagen A. 628 ff.; über andere »S.nsteine« (Serpentin usw.): Natur A. 86; Zauber A. 260. Vgl. weiter: Reichb. 29; Schatzkammer der Kauffmannschaft 2 (1741), 1287; Verwendung u. Wirkung ebd. 1288; Seyfarth Sachsen 260 (Kindern um den Hals gegen Krankheit u. Behexung); Pires de Lima Pedras de Cobra in: Lusa 3, 70 f. Hierzu eine briefliche Auskunft von Prof. Dr. J.A. Häfliger in Basel: »Der Lapis Serpentis oder magneticus oder Magnes venenorum, der Giftmagnet, soll von S.n aus Ostindien stammen; schwarze Farbe, linsenförmig, beidseitig mit gelblichem Fleck gezeichnet. Ob diese Steine na türlich oder künstlich sind, ist zweifelhaft«. S.nsteine werden angewendet: Gegen Gift555), Pest556), Wassersucht557).

[Lexikon: Schlange. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 21216

(vgl. HWA Bd. 7, S. 1169)]

verschiedene Steine, wie die Blutsteine (Hämatit, Jaspis, Heliotrop) und Schrecksteine (Serpentin, Bergkristall), Augensteine (Achate), Adler- oder Klappersteine, die an die lärmenden Crepundia und Glöckchen erinnern, welche die Römer als Anhängsel trugen38), endlich Korallen, Muscheln, Tierknochen, Tiernachbildungen wie Fischchen, Schweinchen39) u.a.

[Lexikon: Schmuck. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 21381

(vgl. HWA Bd. 7, S. 1259)]

Steine und Erde oder Wasser, das die Riesen aus ihren Sch.en schütten, werden zu einem Berg oder See83).

[Lexikon: Schuh. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 21487

(vgl. HWA Bd. 7, S. 1302-1303)]

Schwanstein, Adebarstein. Die großen Granitblöcke, die an der Küste von Jasmund zerstreut liegen, werden von den Saßnitzern S.e genannt. In ihnen verschlossen liegen die kleinen Kinder. Fragt ein Kind seine Mutter, woher die kleinen Schwankinder kommen, so lautet die Antwort: »Aus dem S.; der wird mit einem Schlüssel aufgeschlossen und ein Schwankind herausgeholt«. Andere Steinblöcke werden als Adebarsteine bezeichnet, auf denen der Storch die kleinen Kinder, nachdem er sie aus der Ostsee geholt hat, trocknet, bevor er sie den Müttern ins Haus bringt. Aus dem Adebarstein bei Gristow in der Nähe Cammins besorgt der Storch den Kindervorrat von Cammin. – Unter Adebarsteinen versteht man auch kleine, runde, glatte Steine von schwarzer oder milchweißer Farbe. Diese werfen die Kinder rückwärts über den Kopf und bitten dabei in einem Sprüchlein den Adebar um ein Brüderchen oder Schwesterchen1).

[Lexikon: Schwanstein. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 21707

(vgl. HWA Bd. 7, S. 1427)]

Um Liebe zu gewinnen trage man weiße Steine aus dem Magen eines s.en Hahnes bei sich oder lege die Zunge eines solchen unter seine eigene Zunge und spreche: »Wie der Hahn die Henne, so liebe mich die Tochter des N.N.«124).

[Lexikon: schwarz. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 21730

(vgl. HWA Bd. 7, S. 1441)]

Noch heute haut man in der Landshuter Gegend bei Unglück im Stall einer s.en Henne den Kopf ab, reißt drei Steine vom Stallpflaster auf und vergräbt die Henne hinein162).

[Lexikon: schwarz. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 21737

(vgl. HWA Bd. 7, S. 1446)]

Nach einer mir bekannten Sage aus der Grafschaft Glatz hat der Teufel die Schwefelhölzer erfunden; der letzte Feuersteinverkäufer, der seitdem seine Steine nicht mehr loswurde, warf sie dem Teufel wütend an den Kopf.

[Lexikon: Schwefel. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 21763

(vgl. HWA Bd. 7, S. 1458)]

Wie man sieht, handelt es sich um die Methode der Pyromantie, Blätter, Körner und andere organische Stoffe den Einwirkungen einer erhitzten Fläche auszusetzen (oben 7, 409); in einem Beichtzettel aus dem bayrischen Kloster Scheyern v. J. 1468 wird als Liebesorakel erwähnt, daß die Leute am Silvesterabend Schweinsborsten auf erhitzte Steine legen2)

[Lexikon: Sideromantie. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 22136

(vgl. HWA Bd. 7, S. 1661)]

Siegstein. Schade führt als im Altertum bekannte Steine, die ihrem Träger den Sieg verleihen sollten, an: victres, gagatromes, pirophilus1). Megenberg bezeichnet auch den Almandin als S.2). Die alten Germanen trugen S.e als dem Odin geweihte Amulette, z.B. Thors Hammer, wahrscheinlich auch Steine aus Rabennestern3). Der Rabenstein galt nach einer Sage auf den Faröer-Inseln als S.4). Bei den Angelsachsen galt der Achat als siegverleihender Stein5). Dem Calcedon und Alabaster wurden gleiche magische Kräfte zugeschrieben6). Auch zwei fossile Gebilde, der Sternstein und der Drachenstein, werden als S.e bezeichnet7). Grimm führt aus mittelalterlichen Quellen als S.e an: den unüberwindlich machenden Hahnenstein, den siegverleihenden Schlangenstein, den Diamant und den »künstlich heimlich wie Glas wie Erz gegossenen S. oder Siegelstein«8). Aus Glasfluß bestehen die sogenannten Alsensteine, genannt nach der Insel Alsen, wo das erste derartige Stück gefunden wurde, es sind frühmittelalterliche Gemmen, in die ein bis vier menschliche Figuren und allerlei Beiwerk in roher Arbeit eingeschnitten sind. Sie sind für eine Fassung eingerichtet und konnten wahrscheinlich auch zum Siegeln verwendet werden; allerdings hat man sie nie in einem Siegelring gefunden. Vermutlich wurden sie im Verborgenen getragen; sie erinnern an die S.e, die schon in der Sage von Wie land dem Schmied eine Rolle spielen9). Auch der Gottscheer shidlschtoin gehört hierher; denn das Wort ist aus der jüngeren, in Anlehnung an Siegel gebildeten Form Siegelstein infolge volkstümlicher Umdeutung entstanden. Es ist der alte zauberkräftige, siegverleihende Stein der germanischen Mythe, der in der Thidreksage ebenso vorkommt wie in heutigen Mythen der Faröerinseln und ausführlich von dem österreichischen Erzähler des Mittelalters, dem Stricker, beschrieben wird. In Gottscheer Märchen befindet sich der Edelstein in der Schlangenkrone; er ist schwer zu erringen, macht seinen Besitzer reich und gesund, löscht ihm Hunger und Durst und verleiht ihm beständiges Glück. Ist jemand rasch reich geworden, so sagt man, er hat den shidlschtoin. Man kann ihn auch dem Erben hinterlassen und der Tochter als Mitgift schenken. Nach der Gottscheer Volksetymologie heißt der Siedelstein so, weil alles Glück sich bei ihm »angesiedelt« hat10).

[Lexikon: Siegstein. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 22224

(vgl. HWA Bd. 7, S. 1709)]

Aber der Glaube, daß der Sp. Steine, die in das Nistloch gerammt sind, mit einem Kraut herausziehe, findet sich schon bei Aelian Hist. Anim. 1, 45: »Wenn man diesem Vogel den Eingang (zum Nest) mit einem Stein versperrt, und er vermuten kann, daß es damit auf ihn abgesehen ist, so holt er ein dem Steine feindliches Kraut, und legt dieses daran; hierauf springt der Stein, als ob er die Last nicht ertrüge, heraus«.

[Lexikon: Specht. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 22505

(vgl. HWA Bd. 8, S. 142)]

     3. Die Spill-(Spindel-)steine (auch Kunkel- oder Rockensteine)4) sind nach ihrer spindel- (rocken-)ähnlichen Gestalt benannt, sie erinnerten das Volk an die spinnende Holle = Perchta, die zugleich als Regen- und Nebeldämon galt, aber auch an andere mythologische Gestalten; die »hl. Bertha« bewässert das Land, indem sie ihren Rocken (s.d.) hinter sich herschleift, man muß da an das Bild einer aus der Ferne gesehenen Regenwolke denken, deren Erguß wie ein Schleppkleid auf die Erde herabhängt. Einzelne der genannten Steine scheinen als Grenzsteine verwendet worden zu sein. Der Sp.stein, der die uralte Grenze von Burgund bildete, wurde der Sage nach von der Holle selbst dahingetragen und aufgerichtet. Andere waren vielleicht Freisteine und dienten Verurteilten als Sitz.

[Lexikon: Spindel. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 22708

(vgl. HWA Bd. 8, S. 263-264)]

Stein I. Die St.e wachsen in der Erde wie die Pflanzen. Wohl heißt es manchmal: es gab eine Zeit, da alle St.e noch klein waren, sie wuchsen und wurden groß, bis der Heiland geboren ward; da standen sie in ihrem Wachstum still1). Aber noch heute hält das Volk an dem Glauben fest, daß alle St.e, so lange sie noch unberührt in der Erde liegen, beständig wachsen2). Den St.en schrieb man schon im Altertum eine geheime, besondere und unsichtbare Heilkraft zu. Die Mutter Erde erzeugt sie und reicht ihnen ständig frische und unverdorbene Kraft3). Aus ihr saugen sie ihre Heilkraft; deshalb wird bei ihrer Verwendung in der Volksheilkunde nicht selten betont, sie müßten lange an demselben Platze in oder auf der Erde gelegen4), d.h. die Kraft der Erde in sich aufgenommen haben.

    1) Dähnhardt Natursagen 2, 21; verwendet in einer Besprechung von Beulen: Schulenburg 97. 2)  Lemke Ostpreußen 2, 17 Nr. 27; s. Metalle Anm. 1. 3) Schindler Aberglauben 158; vgl. Dieterich Mutter Erde3 139 zu 66. 4) Grohmann 184 Nr. 1297.

    1. Krankheiten auf Steine übertragen. In der Volksheilkunde spielt das Übertragen von Krankheiten auf Tiere, Bäume usw. eine große Rolle (vgl. Berühren, Wegstreichen, Abstreifen, Durchziehen, Verspinden, Vernageln, Verpflöcken5)). So wird auch durch Berühren, Bestreichen, Umkreisen der leidenden Stelle mit einem unbearbeiteten, natürlichen St.e der Mensch von dem Übel befreit und es auf diesen übertragen6). Damit der nun an dem St.e haftende Krankheitsstoff nicht zurückkehrt oder auf einen anderen, der ahnungslos den infizierten St. berührt, übergeht, muß er dauernd von dem St.e entfernt oder abgeleitet oder schließlich der St. selbst beseitigt werden. Das erste geschieht durch Wegschwemmen des Krankheitsstoffes, indem man den benutzten St. in den Bach, aus den man ihn nahm, zurückwirft7), oder ihn unter die Dachtraufe legt, aus der man ihn holte8), oder indem man Wasser auf den St. schüttet9). Damit der Krankheitsstoff durch Lichtentziehung sich verflüchtigt oder auflöst, bringt man den mit ihm behafteten St. an einen möglichst verborgenen, dunklen Ort, z.B. unter den Dachboden10) – dorthin, wohin »weder Sonne noch Mond scheint«11), – legt man den St. so an seine frühere Stelle, daß die infizierte Seite nach unten kommt12). Den St. beseitigt man durch Vergraben13). Auf keinen Fall darf der von dem Leiden Befreite den benutzten St. wieder zu Gesicht bekommen; er wirft ihn deshalb, am besten rücklings, weit von sich und kehrt auf einem anderen Wege heim14). Wirksam ist es auch, bei oder nach der Übertragung des Leidens auf den St. zu spucken15); denn Ausspeien gilt nicht nur als zauberkräftige Abwehr, sondern stößt auch alles Schlimme aus, wie überhaupt dem Speichel eine heilkräftige Wirkung beigemessen wird16). Meistens ist mit der magischen Handlung eine diese verstärkende Beschwörung und Besprechung verbunden, welche nicht selten die Benutzung des St.es mit der zu beseitigenden Krankheit andeutet und verbindet17). Dazu treten allerlei Worte und Handlungen, die auch sonst mit Besprechungen verbunden sind (z.B. im Namen der Dreifaltigkeit, Gebete, Kreuzschlagen, dreimal Berühren, Stillschweigen, ungesehn usw.18)). Allgemein gefordert wird, daß man den St. nach seiner Benutzung wieder genau an die Stelle legt, an der er gelegen hat. – Es erübrigt sich, auf die zahlreichen einzelnen Belege näher einzugehen, da dasselbe in ihnen mit geringer Abweichung wiederkehrt; einige sind offenbar ungenau überliefert oder unvollständig, diese wurden unter die vollständigen, genauen, so weit es möglich war, in den Anmerkungen eingereiht; dort sind auch die einzelnen Leiden, die durch Übertragung entfernt werden sollen, angegeben.

    Beim Vertreiben von Warzen durch Berühren mit einem St., das bis ins Altertum hineinreicht, wird manchmal der benutzte S. nicht wieder an seine alte Stelle gelegt, sondern man erwartet, daß durch das Berühren des S.s der Krankheitsstoff auf andere sich überträgt. Man legt z.B. so viel S.e, als man Warzen hat, auf einen S. am Wege oder auf einen Brunnenrand (= Trog). Wer sie herunterstößt, bekommt die Warzen19). Wiederholt wird die Vorschrift erwähnt, die magische Handlung müsse bei abnehmendem Monde vorgenommen werden20). Besonders gilt das bei der Heilung des Kropfes, der mit dem kleiner werdenden Monde abnehmen soll. Man stellt sich dabei mit dem Gesicht gegen den Mond, bestreicht den Kropf mit einem S. und wirft diesen dann hinter sich21). Seltsamerweise wird dies auch bei zunehmendem Monde vorgenommen, ohne daß eine erklärende Besprechung beigefügt ist22).

    Wer an Zahnweh leidet, geht zu einer Frau, die »wenden« kann, sie führt ihn in den Keller, läßt ihn dort mit bloßen Füßen auf einen S. treten, fährt mit den Händen dreimal an seinem Körper abwärts und murmelt dabei etwas (Oberösterr.)23). In Pommern macht die Mutter ihrem Kinde das Zahnen leicht, wenn sie ihm die Brust das letztemal auf einem S. gibt und ihn dann, mit den Füßen schiebend, fortrollt24) (s. Hinterer). Wer sich beim ersten Gewitter mit einem S. dreimal vor den Kopf stößt, bleibt das ganze Jahr von Kopfschmerzen befreit (Schles.)25). Wenn jemand einem seine leiblichen Schmerzen klagt, so muß man sofort antworten: »Behalte du deine Schmerzen und klage sie dem S.« (Bran denb.)26). Auch Liebe kann auf einen S. übertragen werden: im Oberinntal küßt der Bursche, wenn er auf Arbeit wandert und von seinem Mädel Abschied nimmt, einen S. Sie nimmt ihn mit auf ihre Kammer und bewahrt ihn zu treuer Erinnerung, bis der Schatz im Herbst wiederkehrt27).

    In einer niederländischen Sage wird ein vielfarbiger Stein erwähnt, der seinen Träger fest machte, so daß das Schwert des Henkers ihn nicht verwunden konnte28). Das erinnert an jene S.e, die manche bei den Ordalien bei sich trugen, um im Zweikampfe obzusiegen. Die Kirche verbot dies als Beeinflussung der allein unter Gottes Macht stehenden Entscheidung29

[Lexikon: Stein I. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 22941

(vgl. HWA Bd. 8, S. 383)]

     2. Steine als Abwehrmittel gegen Unheil und Zauberei. Begegnet jemandem beim Ausgehen ein übles Vorzeichen, so muß er, um das drohende Unheil abzuwenden, einen S. auf den Weg werfen, ehe er nach Bemerken des Unheilzeichens noch Atem geschöpft hat. Dieser Aberglaube ist in Schlesien sehr verbreitet30). Damit eine über den Weg laufende Katze kein Unheil bedeutet, muß man über die Katzenspur drei S.e werfen oder auf einen S. spucken und ihn über die Stelle schleudern31). Läuft ein Hase durch das Dorf, so soll man ihm einen St. nachwerfen, damit kein Feuer ausbricht32). Läßt der Totenvogel (Eule) sich blicken, so verscheucht man ihn durch S.würfe33). Wenn hier Gespenstertiere durch S.würfe unschädlich gemacht werden, so schützt man im Samlande die Geflügelbrut durch S.werfen vorbeugend vor Raubvögeln. Man legt die Küchlein und drei S.e in ein Sieb, trägt dies hinaus, schüttet es aus und wirft den ersten Stein nach rechts mit den Worten: »Dat öss fer'n Storch«, den zweiten nach links: »Dat öss fer die Kreeg« (Krähe), den dritten geradeaus: »Dat öss fer'n Hafke« (Habicht). Bevor die junge Brut ins Freie gelassen wird, nimmt man drei S.e, wirft sie in die Höhe und ruft: »Hutsch ha, hutsch ha, du Kreegefoot (Krähenfuß), frett Klut und kleene Steen on lat mi meine Entkes (Gänskes u.a.) alleen«34). Sind die Kühe behext, so daß das Euter anschwillt, so bestreicht man die Geschwulst mit einem S. und legt ihn dann dorthin, wo er gelegen hat (Mecklenb.)35) (vgl. Donnerkeil). Gibt eine Kuh blutige Milch, so melkt man sie auf einem aus dem Bache genommenen S. und wirft dann diesen wieder in den Bach (Bern)36) (vgl. Wegschwemmen). Hat ein Tier das Schwinden, so bestreicht man das betreffende Glied im zunehmenden Monde dreimal mit einem S. und legt ihn dann wieder an seinen Ort (Westböhmen)37). Hat ein Vieh »Wehnen« (Krampfadern), so bestreicht man den Schaden dreimal kreuzweise mit einem aus der Dachtraufe genommenen S. und legt den S. dann so hin, daß ihn weder Sonne noch Mond bescheint38). Damit die Kuh trächtig bleibt, fährt man ihr mit einem unter der Dachtraufe weggenommenen S. im Namen der Dreifaltigkeit dreimal über den Rücken und legt den S. dann wieder an den alten Platz39). Hat ein Vieh Ungeziefer, so reibt man zwei S.e bis zum Heißwerden aneinander, wirft sie über das Vieh hinweg und trägt sie dann auf den Acker (Biesental)40). In Mecklenburg nimmt man an einem Donnerstage vor Sonnenaufgang drei Läuse von der behafteten Kuh, legt sie auf einen S. unter der Dachtraufe und schlägt sie mit einem dort ausgebrochenen S. tot, den man dann an seine frühere Stelle legt41). Will die (verhexte) Milch nicht buttern, so legt man zwei S.e von einem Kreuzwege auf das Butterfaß oder wirft glühend gemachte, von drei Grenzen genommene Felds.e hinein (Schles.)42). Wird das Kalb von der Kuh weggeführt, so wirft man einen S. auf den Boden, dann brüllt die Kuh nicht nach dem Kalbe und gibt viel Milch (Böhm.)43). Oder man legt ihr einen S. in die Krippe; dann leckt sie daran und brüllt nicht mehr (Schles.)44). Damit die Sau heimfindet, legt man einen S. auf den sie getreten ist, in den Barren (Oberpfalz)45). Gegen Hexerei im allgemeinen gießt man in Mecklenburg unter einen aufgehobenen bestimmten S. jedes Jahr stillschweigend etwas »swarten Däg« (Teig) oder »Franzosenöl« und legt dann den S. wieder genau an seine Stelle46).

    Mit S.en glaubt man eine reiche künftige Ernte herbeiführen zu können. In Ostpreußen beschwert man die letzte Garbe mit S.en, damit das Getreide im nächsten Jahre »schwer« werde47). Auch legt man dort mit den ersten drei Garben S.e ins Fach48). In Masuren setzt man einen großen S. auf das Kohlbeet und vermeint, die Kohlköpfe würden dann so groß und hart wie der Stein49). Verbreitet ist der Glaube, es sei den Obstbäumen förderlich, wenn man auf sie (zwischen die Äste) S.e legt; dann glaubt man sicher auf eine gute Obsternte im nächsten Jahre rechnen zu dürfen50). Die Christnacht gilt als besonders geeignet für das Vornehmen dieses Brauches51). In ihr regt sich ja nach dem Volksaberglauben in den Stämmen ein neues Leben52). Mannhardt deutet den Brauch auf die »Schwere der erhofften Fruchtfülle«53). Das Volk meint, unfruchtbare (verdorrende) Bäume durch sol ches Auflegen von Steinen zum Fruchttragen bringen zu können54). Sie sollen »zur Strafe dennoch eine Last tragen, wenn sie keine Frucht tragen wollen«55). Legt man unter eine Nuß einen S., so wird der Nußbaum bald Früchte tragen56). – Im Wachholder wohnt eine gewaltige Kraft gegen jedwede Zauberei und böse Menschen57). Durch S.auflegen kann man diese sich nutzbar machen, um einen Dieb zu stellen; man legt einen S. auf den Busch (darunter die Hirnschale eines Übeltäters), spricht einen Zauberspruch und läßt den S. so lange den Ast drücken, bis der Dieb das Gestohlene wieder an seinen Ort bringt. Dann trägt man den S. an seinen alten Ort und läßt den Zweig in seine frühere Lage zurückkehren58). Im Egerlande verderben böse Menschen die ganze Frucht eines Erbsenfeldes (und wird keine Frucht von diesem Felde beim Kochen weich), indem sie die ersten Erbsenblüten abreißen und zwischen zwei Kiesels.e legen59).

[Lexikon: Stein I. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 22947

(vgl. HWA Bd. 8, S. 387)]

     3. Steine im Orakelwesen. Unter den von Burchard von Worms verbotenen heidnischen Bräuchen findet sich folgendes Krankheitsorakel: vor einem Krankenbesuch heben manche Leute S.e auf und suchen, ob darunter etwas Lebendiges (Mücke, Ameise, Wurm) liegt; ist dies der Fall, so genest nach ihrem Glauben der Kranke, andernfalls stirbt er60). Mannhardt deutet dies, sie sähen nach, ob die insektenartig gedachten Krankheitsgeister schon aus dem Körper des Leidenden wieder unter den Stein zurückgekehrt seien61). In dem ältesten Denkmal des Volksglaubens der deutschen Siedler in Schlesien finden sich S.e in einem Eheorakel: Mädchen nehmen fünf S.e, geben jedem einen Namen, legen sie dann ins Feuer und werfen sie, wenn sie abgekühlt sind, ins Wasser; welcher S. dann knistert, zeigt an, welchen Mann sie bekommen werden62). In Oldenburg gräbt das Mädchen einen S. in die Erde und pflanzt darüber irgend eine Pflanze; wächst diese, so wird sie geliebt und geehelicht. Einen ähnlichen Brauch berichtet Mühlhause aus Hessen63). Stößt das Mädchen auf dem Wege zum Tanze an einen S., so steht ein Heimführer in Aussicht (Erzgeb.)64). Wer beim Ausgehen unversehens an einen S. stößt, wird am selben Tage noch die Liebste sehen (Westböhmen); oder: dem wird die Reise nicht gut ablaufen (Lübeck)65). Rollt auf dem Kirchgange Brautleuten ein S. entgegen, so bedeutet es Böses66). Wer heimkehrend unterwegs an einen S. stößt, wird mit Sehnsucht erwartet67). Fällt ein S. vom Dach, so stirbt bald jemand im Hause (Tirol)68). Stößt man beim Gehen an einen S., so liegt dort ein Musikant (Trompeter) begraben (all gem.)69). Man sucht diese Redensart aus der Zeit zu erklären, wo die unehrlichen Leute, zu denen die Tanzmusikanten gehörten, vor der Stadt auf dem Felde begraben wurden70). S.e soll man nicht nach Hause tragen, denn das bedeutet Unglück (Voigtland)71). Spielen kleine Kinder mit S.en, dann kommt teuere Zeit (Schles., Brandenb., Thür.)72). Wer Gewinn-Nummern sicher wissen will, legt einen auf der Agneswiese gesuchten S. betend ins Wasser des Brünnleins und steckt ihn dann hinters Kopfkissen; so »wird er jede Woche fünf Nummern ablesen können, die gezogen werden«73).

[Lexikon: Stein I. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 22950

(vgl. HWA Bd. 8, S. 388-389)]

     4. Mit S.en sucht man das Glück zu bannen. Burchard von Worms verbot als heidnischen Aberglauben, »die Tische um des neuen Jahres willen mit S.en zu bereiten« (belegen); vermutlich sollte das die Stär ke des im neuen Jahre erhofften Glückes kennzeichnen oder durch Zauber herbeiführen74). In Oberschlesien wirft man an den Vigilien vor Weihnachten dreimal S.e in die Höhe, nimmt sie dann in die Kirche mit und läßt sie nach dem Gottesdienst dort liegen; das soll Glück bringen75). Von einigen S.en soll das Wohl des Hauses abhängen. Als man z.B. einen Stein bei einem Hause auf Amrum ausgrub, herrschte kein Friede mehr; sobald er wieder versenkt wurde, ward es ruhig76). Der Münchenstein im Hofe des Ritterguts Wendhausen darf nicht beschädigt noch entfernt werden, da das Heil des Gutsbesitzers und seines Viehes davon abhängt77). Von gewissen S.en heißt es, daß sie, sobald man sie anderswo hinlegt, in kurzer Zeit an den alten Platz zurückkehren78). Wenn die drei S.e, die Heinrich I. in die Mauern von Goslar einmauern ließ, herausfallen, steht das Weltende bevor79). Manche S.e schwitzen bei Temperaturveränderungen. Das Volk brachte das mit bevorstehenden Ereignissen in Verbindung. So soll der Grabstein des Papstes Silvester III. durch Schwitzen das Ableben des jedesmaligen Papstes anzeigen80). Wenn der S., der auf der Gruft des Grafen Kolowrat im Augustinerkloster Rocow liegt, zu schwitzen anfängt, stirbt jemand aus der gräflichen Familie81). In Lübeck mußten früher ankommende Fremde sich auf den »Prüfs.« setzen; schwitzte er, so waren sie nicht aus sätzig82). Die Beobachtung, daß in der Vertiefung eines S.es sich immer etwas Wasser hielt, veranlaßte die Sage vom »Tränens.«83). Im Bergischen Lande behaupten manche Leute, bestimmte S.e bluteten, wenn man mit einer Nadel hineinsticht84). Cäsarius von Heisterbach erzählt von einem S., der angeblich die Eigenschaft besaß, daß jeder, der seinen Kopf darauf legte, sofort einschlief85). Aus der Heidenmauer am Odilienberge holen Leute sich zu Bauten wenigstens einen S., da man solchen S.en eine besonders festigende Kraft zutraut86). Wenn es im Frühjahr zum ersten Male donnert, soll man etwas Schweres, z.B. einen S., eine Strecke lang tragen; dann erlangt man ungewöhnliche Stärke87). Wer einen S. auf dem Kreuzwege zu einer Martersäule trägt, hebt sich keinen Bruch oder Leibschaden und wird stark88).

[Lexikon: Stein I. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 22952

(vgl. HWA Bd. 8, S. 390)]

Stein II. 1. Einzelne auffallende S.e. Viele S.e fallen durch ihre Größe, ihre Form oder ihre Lage auf und geben so Veranlassung zu Sagenbildungen. Große S.e, die so daliegen, als seien sie hingeworfen, sind von Riesen geschleudert worden (s. Riesens.). Der lectulus Brunhilde auf dem Taunus ist das Bett der schlafenden Walküre1). Ein S. in der Nähe der Straße von Perlin nach Welzin ist aus der Luft gefallen und hat eine untreue Braut im Hochzeitswagen zerschmettert2). Auf dem Turm der Burg Reineck liegt ein großer S., die Stiege ist zu eng, als daß man ihn hier hätte hinauftragen können; Hexen haben ihn durch die Luft heraufgebracht, und so oft man ihn auch herunterwarf, die Hexen brachten ihn nachts immer wieder nach oben3). Unter dem Breundels. liegt ein Schatz vergraben4), und der S. mit den sieben Ecken im Riesengebirge verbirgt Gold die Menge5). Den niedersächsischen Schäfers. hat ein Schäfer den Berg hinaufgewälzt, um die Geliebte zu erringen6). Unter dem Bibels. auf dem Ochsenfelde (nach anderer Überlieferung unter anderen S.en) sitzt Barbarossa7).

[Lexikon: Stein II. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 22954

(vgl. HWA Bd. 8, S. 390-391)]

2. S.e, die besondere Spuren aufweisen, haben diese durch Gottheiten, Heilige oder teuflische Wesen erhalten.

    a) Die sogen. Odinsflisor in Öland waren ursprünglich ein S.; Odin legte das Gebiß seines Pferdes darauf, von dessen Schwere brach der S. in zwei Teile; eine andere Fassung erzählt, Odin wollte sein Pferd anbinden und stach deshalb mit dem Schwert ein Loch in den S., das Pferd riß sich los, und der S. sprang auseinander8).

    b) Heilige besitzen die Eigenschaft, S.e zu erweichen und Spuren darauf zurückzulassen9). Auf dem Herrgottss. bei Hendelhammer hat sich der Leib Jesu in sitzender Form abgedrückt, als er dort ruhte10). Bózestopka (= Gottesfüßchen) heißt ein großer S. bei Schwetzin; der Abdruck der Fußsohle mit den fünf Zehen darauf rührt von Christus her11). Im Kreise Putzig liegt zwischen drei Grenzhügeln ein S. mit dem Abdruck eines linken Füßleins und einem kleinen Löchlein rechts daneben; hier ist Gott mit seinem Stabe gestanden, um den Streit dreier Brüder zu schlichten12). Auf dem S.tritt vor der Türe der Lorettokapelle zu Bürglen ist der Fußeindruck der Muttergottes zu sehen, die hier stehend durch Läuten Hexen verscheuchte13). Bei Rimbach an der Fulda ruhte die Jungfrau Maria mit dem Jesuskindlein auf einem S. aus, er hat heute noch die Gestalt einer Lagerstätte14). In Tirol zeigt ein S., wo der heilige Jakob betete, den Abdruck seines Kopfes und seiner Hände15), ein anderer, wo der heilige Cassian betete, den Abdruck seiner Knie16). Ein Engel in Gestalt eines Armen, der vom Klosterpförtner zu Olsberg abgewiesen wird, drückt seine Hand in den S. neben dem Tor und hinterläßt ihre Spur17).

    c) Eine Menge von S.en, die der Teufel geworfen hat, zeigen den Eindruck seiner Hand oder seines Fußes18). Eine große Hand mit sechs Fingern ist auf einem S. am Wege beim Kuhturm zu Leipzig abgedrückt19). Der Teufelss. bei Wiesenthal (Altpreußen) zeigt den Abdruck eines Pferde- und eines Hühnerfußes, ein andrer im Kreise Carthaus den eines Hufeisens und der fünf Finger des Teufels20). Fußspuren von Hexen zeigt der Hexens. in Bauen21), der zu Volligen die Eindrücke des Rückens und der Krallen der Hexe, die ihn herbeitrug, um ihn auf die St. Annakapelle zu stürzen22). In der Mark tanzten Höllengeister auf einem S., der von der Höllenglut weich wurde, so daß Hände und Füße sich abdrückten23). Die Spur eines Hufeisens auf dem Hufs. bei Gois rührt vom Rosse des wilden Jägers her24). Auf dem Kartenstein in Westpreußen sind 16 Vertiefungen in Kartenblattgröße; der Teufel hat hier die Karten hineingehauen, als dort Hütejungen während der Kirchzeit spielten25). Manchmal rühren die Spuren von elbischen Wesen her, von Feen26), von Erdmännchen27), von einem Wesen mit Gänsefüßchen28).

    d) Das S.erweichen ist manchmal ein Wunder, das irgend einen Ausspruch bestätigt oder widerlegt. Viele Spuren sind hervorgerufen durch die Worte eines Feldherrn, die etwa lauten: »So gewiß (oder: so wenig) als mein Pferd in diesen S. treten und ich mit meinem Schwert hineinhauen kann, so gewiß (oder: so wenig) werden wir siegen«29). Den Karls, bei Haste (Osnabrück) hat Karl der Große nach einem ähnlichen Ausspruch mit einer Rute mittendurch geschlagen30). Die Fußspur im S. erweist die Unschuld einer Angeklagten, die in diesem Sinne schwört31). Ein Meineidiger wird entlarvt durch den Dreifingers., in dem seine Schwurfinger sich abdrücken32), ein anderer dadurch, daß sein Fuß in den S. einsinkt33). Das Einsinken mit den Füßen kann auch die Strafe für einen begangenen Frevel sein34). – Die tiefen Löcher in einem S. in der Mark sind die Spuren der Hammerschläge eines Burschen, der sein in den S. verwünschtes Mädchen vergebens zu befreien suchte35).

[Lexikon: Stein II. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 22957

(vgl. HWA Bd. 8, S. 392-393)]

     3. Manche Sagen knüpfen sich an künstlich angebrachte Wahrzeichen an S.en, die nicht mehr verstanden werden. Der mit großen Nägeln beschlagene S. bei Finzingen (Albstädt) bedeutet, daß dort der Mittelpunkt der Erde ist36). Meist handelt es sich um in den S. eingehauene Bildnisse. Der Brotlaib auf dem Zeichens. bei Waidhofen erinnert daran, daß ein frommer Hirtenknabe hier einen Laib Brot fand37), und der auf dem Grabmal im Kirchhof zu Hofen bei Cannstadt an die harten Bedingungen, die die Schweden den Eingeschlossenen in Schloß Hofen stellten38). Hufeisen und Kreuze an einem S. in Niedersachsen bezeugen, wie ein Sachse von den feindlichen Franken frei kam39). Der S. mit der ausgehauenen Hand auf dem Marktplatz zu Boitzenburg bezeichnet die Stelle, wo ein Mädchen wegen Kindsmords enthauptet wurde40). Ein S. verrät die Mörder eines Priesters, indem sich die Figur eines Meßmantels darauf bildet41). Dazu kommen die vielen S.kreuze, sowie die S.bilder an Stadtmauern, Kirchen und Häusern. Die Beispiele für die Erklärungen natürlicher und künstlicher Spuren an S.en ließen sich ins Ungemessene vermehren. Insbesondere erregen auch die Aufmerksamkeit S.e, die die Form von Lebewesen haben: man denkt hier an S.verwandlung (s.d.).

    36) Kuhn u. Schwartz 215. 37) Mailly Niederösterreich 82 Nr. 158. 38) Birlinger Volksth. 1, 155. 39) ZfVk. 7 (1897), 135 f. 40) Bartsch Mecklenburg 1, 425 f. 41) Heyl Tirol 57 Nr. 14.

    4. Beseelte S.e. Das Auffällige, das vielen S.en anhaftet, hat zu allen Zeiten und überall den Glauben erweckt, sie seien Lebewesen, oder ein Lebewesen stecke in ihnen. So haben viele S.e die Fähigkeit, sich zu bewegen. Bei der Siedlung Vík im Dorfe Oyndarfjord stehen zwei S.e, die immer hin- und herwackeln42). Im Riesengebirge ist ein S. von 15 Ellen im Umfang 30 Schritte aufwärts vorgerutscht43). Ein S., auf den man sich setzt, ist nachher zur Seite gerückt, ohne daß man es merkt; am andern Morgen ist er wieder an der alten Stelle44). Manche S.e drehen sich45), manchmal um Mitternacht46), manchmal beim Mittagsläuten47), mitunter nur ganz allmählich48). Ein runder, glatter S. auf einem steinernen Kreuz in Westfalen, den eine Frau für ihren Käsetopf mit nach Hause nimmt, tanzt immerfort im Topfe auf und ab, bis sie ihn an seinen Platz zurückbringt49). Zuweilen hat die Bewegung des S.es eine bestimmte Bedeutung: wer am Weihnachtsmorgen vor Sonnenaufgang einen S. wackeln sieht, Brosamen darauf streut und dabei die drei heiligsten Namen sagt, findet im Boden Geld50); einen Schatz kann man heben bei Gloggnitz in Niederösterreich an Allerseelen, während ein S. sich dreht51), und eine S.platte, die einen Schatz verdeckt, hebt sich von selbst bei der Mitternachtsmesse an Weihnachten52). Der S.grund vor dem Altar wankt, als ein Ritter die große Hostie wie der Priester verlangt53). Über S.e, die immer wieder an die alte Stelle zurückkehren, s.o. Ein S. in der Nähe von Karlsburg (Siebenbürgen) bewacht am Eingang den Schatz in einer Höhle und zwängt denjenigen ein, der hineingehen will54). S.e öffnen sich, um verfolgte Menschen schützend aufzunehmen55). Mitunter sprechen S.e: einem S., der auf den Teufel rollt, ruft ein anderer zu: »Bruder, soll ich hinabkommen?«56). Die zwei steinernen Löwen am Haupteingang der Pfarrkirche zu Bozen brüllen zur Zeit der Weihnachtsmette57); von schreienden S.en weiß auch die Bibel58). Über weinende S.e s.o. In manchen S.en befinden sich Geister: der Geist im S. droht dem, der daran stößt, ihn das nächstemal zu zerreißen59); klägliches Winseln, das man bei S.en hört, weist auf Menschen, die hineinverwünscht sind60). S.e können gebären61); im Kaukasus befruchtet der Satan einen S., das Kind wird später herausgeschnitten62), und in einem Märchen aus Hessen gebiert eine Gräfin einen S., den man im Keller mit dem Schwert zerhaut, so daß das rote Blut herausfließt; nach sieben Tagen liegt an seiner Stelle ein schönes Mägdelein63). S. a. Kinders. Bei den verschiedensten Völkern sind die Menschen aus S.en entstanden64); vgl. die griechische Sage von Deukalion und Pyrrha65). Mythische Wesen aus S.en erklärt Naumann66) als Totendämonen, das steinerne wäre dann aus der Totenstarre entstanden (s. Versteinerung).

[Lexikon: Stein II. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 22961

(vgl. HWA Bd. 8, S. 395)]

     5. Opfer und Kult.

    a) Ursprünglich handelt es sich bei der S.verehrung wohl um Fetischismus. Meist kommen S.e von auffallender Größe und Gestalt in Frage. Diese ursprüngliche Deutung wird dann vergessen, und Verehrung und Opfer gelten nun den Geistern oder den Seelen Verstorbener, die man sich in oder unter dem S.e weilend dachte67). Die Verehrung unbehauener S.e läßt sich schon im Altertum nachweisen, bei den Griechen, Ägyptern, Semiten, Kleinasiaten und auch bei primitiven Völkern68). Besonders verehrt werden Meteors.e, die vom Himmel gefallen sind. Im Udvarhelyer Stuhl (Siebenbürgen) fiel 1851 ein S. vom Himmel; er öffnete sich, u. eine Schrift lag darin, die mit dem Weltuntergang drohte, wenn das Volk sich nicht bessere. Der S. schloß sich dann wieder, und das Volk wallfahrtet jetzt scharenweis hin69). Bei bestimmten S.en war die Dingstätte, wo Gericht abgehalten und geopfert wurde70). In der Lausitz befinden sich an der böhmischen Grenze heidnische S.altäre; das Johannisfeuer wird dort abgebrannt, und noch vor zwei Jahrhunderten beteten dort alte Leute bei Sonnenauf- und -untergang71). Auf dem Gäßlis. (Kt. Glarus) sollen die Frauen am ersten Tage des Wiedererscheinens der Abendsonne gesponnen haben, um den Frühling zu begrüßen und zu feiern72). Kirchliche Verbote bestätigen den S.kult, bei dem Feuer angezündet wurde, und die S.opfer73). In christlicher Zeit werden diese heiligen S.e mitunter zu Teufelss.en; der S. zwischen Groddeck und Belno wird bald Opfers., bald Teufelss. genannt74), und auf dem Teufelss. bei Lana (Tirol) hält der Teufel Schwarzschule für Hexerei75).

    b) Vielen heiligen S.en schreibt man Wunderwirkungen zu. Arnold von Harff (25) berichtet von einem S. mit einem Loch bei einer Kirche in Rom, wer da seine Finger hineinsteckte und falsch schwor, dem fielen sie ab. Die Richtigkeit des Eides erweist auch ein S. in der Bretagne; der Angeklagte umschreitet, ein Gebet murmelnd, dreimal den S. und wirft sich dann gegen ihn; rührt sich der S. nicht von der Stelle, so ist der Beklagte unschuldig76). Solche Umwandlungen des S.es sind vielfach bezeugt, heute noch in Irland77), auf den Hebriden und in Schottland78), sie werden dem Laufe der Sonne folgend vollzogen. 1836 treffen wir die dreimalige S.umwandlung in Poitiers am Tage der heiligen Radegonde; die Leute küssen danach den S. und bekreuzigen sich79). Ist hier der Zweck der Umwandlung nicht mehr klar, so haben wir mehrfach Belege, wo man dabei Heilung von einer Krankheit erwartet. Häufig ist dieser Ritus mit einem Quellkult verbunden (s. Brunnen). In Beury gehen die Kranken, nachdem sie den heiligen Martin angerufen und aus seiner Heilquelle getrunken, dreimal um einen zwei Meter langen S., der auf steinernen Sockeln ruht; hierauf kriechen sie in die Höhlung unter dem S. und versuchen zu schlafen. Gelingt ihnen dies, so sind sie sicher, geheilt zu werden80). Ein S. in der Gironde mit engen Öffnungen half noch in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts gegen Rheumatismus; neunmal umschritt ihn der Kranke, dann steckte er den Kopf in eine der Öffnungen, und man stieß ihn an den Füßen vollends hindurch81). In Bosnien und in der Herzegowina umgehen kranke Leute zuerst dreimal den S., dann setzen sie sich oder legen sich darauf; beim Weggehen lassen sie Geld zurück82). Daß die Kinder gut gehen lernen, führt man sie in der Gascogne neunmal um den S. von Grybère83), und zum gleichen Zweck reibt man sie bei der Kapelle des heiligen Samson bei Lannion an einem S. von Manneslänge und läßt sie dann dreimal die Runde um ihn machen, indem man Gebete spricht84). Mit einem Quellkult ist der Brauch in Pertshire in Schottland verbunden, wo der Kranke drei S.haufen je dreimal umwandeln und jedesmal einen S. hinwerfen muß85). Um Kinder, deren Gesäß sich nicht normal entwickelt, zu heilen, wirft man in das Loch des großen S.es von Saint-Benoît bei Poitiers eine ungerade Anzahl von Münzen und setzt dann den kleinen Kranken darauf; ähnlich verfahren die Mütter mit krummbeinigen Kindern bei Saint-Maurice, doch muß der nächste Vorübergehende die Gabe nehmen, niederknien und beten86). Auch noch anderen Zauber soll die S.umwandlung bewirken: damit ihre Söhne bei der Auslosung zum Militärdienst eine gute Nummer zögen, wallfahrteten Mütter der normannischen Bocage zum Pierre Djallon, legten einen Zweig darauf und gingen neunmal rückwärts um den S. herum87); einen anderen S. umwandeln junge Ehemänner, um nicht von ihren Frauen getäuscht zu werden88).

    c) Neben diesen Umwandlungen treffen wir häufig das Umtanzen des S.es. Da und dort ist es bereits auf Feen89) und Hexen90) übertragen; aber solche Opfertänze, die meist als Fruchtbarkeitsriten aufzufassen sind, haben sich bis in die jüngste Vergangenheit erhalten. In Frankreich verließen die Frauen vor Sonnenaufgang ihre Häuser und umtanzten, einander an den Händen fassend und Schreie ausstoßend, bis gegen Morgen den S. Hirmen91). Knaben und Mädchen tanzten um den S. bei Fouvent le Haut92), ebenso an Fastnacht in Hartmannsweiler93) und auf dem Feldberg im Taunus94). Das Gleiche tun in der Auvergne die jungen Eheleute des Dorfes La Moulède95), und noch deutlicher wird die Beziehung zur Fruchtbarkeit bei der S.umtanzung der jungen Burschen bei der Kirche von Poubeau, die dabei ihren Penis in der Hand hielten96), und bei Saint-Laurent- les-Màcon entkleideten sich die Frauen bis zum Gürtel, rieben ihre Brüste am S., um Milch zu bekommen, oder den Unterleib, um schwanger zu werden, und umtanzten den S. mit allerhand obszönen Gebärden97). Bei Carnac entkleideten sich die Eheleute, die schon mehrere Jahre verheiratet waren und keine Kinder bekommen konnten, bei dem S., und der Mann verfolgte das Weib so lange um den S. herum, bis sie sich ihm ergab98). Ganz deutlich wird der phallische Charakter des S.kults, wenn Mann oder Frau ihr Geschlechtsteil an dem S. reiben, um Kinder zu bekommen99). In diese Reihe gehören auch die zahlreichen Gleits.e (s. gleiten). In Plouér (Côtes- du-Nord) rutschen die Mädchen, die bald heiraten wollen, auf dem bloßen Gesäß den S. hinunter; kommen sie unten an, ohne sich die Haut aufzureißen, so geht ihr Wunsch bald in Erfüllung. Das Gleiche tun die Mädchen in Locmarique (Bretagne) in der Nacht des 1. Mai und die jungen Frauen in Basses-Alpes, um fruchtbar zu werden. In Montault (Ille-et-Villaine) mußten die Mädchen nachher ein Stück Stoff oder Band als Opfergabe auf den S. legen. Etwas abgeschwächt finden wir den Brauch im wallonischen Belgien, wo die jungen Leute bei der Kapelle Notre- Dame de Ride-Cul auf Reisigbündeln abrutschen, und bei Hyères legen die Mädchen einen Myrtenstrauß oben hin; ist er nach acht Tagen noch oben, so heiraten sie bald, ist er abgeglitten, müssen sie noch warten100). Bei Niederbronn (Unter-Elsaß) hat das roh ausgehauene Idol einer gallorömischen Gottheit mit einer der Vulva entsprechenden trichterförmigen Höhlung im Schoße zugleich eine Gleitfläche und oben eine Art flacher Mulde wie einen Sitz, von wo aus der Abrutsch geschehen sein wird101), und in der gleichen Gegend begießen die Frauen, die Mütter werden wollen, nachts die zahlreichen Schalensteine der umliegenden Berge mit Wasser aus der Mineralquelle und legen ein Opfer in die Schalen102). Eine merk würdige Verquickung des Fruchtbarkeitsritus mit dem Glauben an den Kinderst., unter dem die neugeborenen Kinder versteckt sind, haben wir bei Benzenschwyl im Aargau: dort mußte die Hebamme den »Kindlistein« auf dem bloßen Gesäß hinuntergleiten, worauf sie an den S. klopfte und ihr das Kind von unsichtbaren Händen übergeben wurde103).

    d) Zu den sogen. Regens.en wallfahrtet man, umschreitet und umtanzt sie, um Regen herbeizuführen104). In Cominges in Languedoc sind auf einem Hügel S.e aufgerichtet, bei deren leisester Berührung Donner und Regen losbricht105).

[Lexikon: Stein II. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 22968

(vgl. HWA Bd. 8, S. 399-400)]

5. Für kultische Handlungen benützt man gerne S.geräte, da die Phantasie die überwundene Kultur mit dem Schimmer des Ehrwürdig-Zauberhaften umgibt und auch der Glaube vorherrscht, der Zauber könne nur glücken, wenn die Handlung immer in den gleichen Formen und mit den gleichen Mitteln vor sich geht106).

[Lexikon: Stein II. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 22969

(vgl. HWA Bd. 8, S. 400-401)]

Steinbeil. Zu den ständigen Vorkommnissen in Gräbern und Verwahrfunden der jüngern Steinzeit gehören die Steinbeile. Ihr Vorkommen in der Nähe von Quellen läßt jedenfalls vermuten, daß sie als Weihegaben an Quellgottheiten niedergelegt worden sind. Darstellungen von geschäfteten Steinbeilen in den unterirdischen Totengrüften der Marnegegend sind offenbar aus ähnlichen kultischen Vorstellungen heraus erwachsen1). Auf endneolithischen Dolmen der Bretagne und Grabplatten finden sich ebenfalls solche Darstellungen in Form von geschäfteten Steinbeilen2).

    Im französischen Volksglauben werden die Steinbeile in Verbindung mit dem Gewitter gebracht. Deswegen heißen sie dort »pierres de foudre«, »pierres de tonnerre«, im Elsaß Donneräxte, Donnerbeile, Donnersteine oder Strahlsteine, in England »thunderbolts«. In der Gegend der Loire-Inférieure sollen Riesen einst bei dem Pont d'Os mit diesen Donnersteinen eine Schlacht geliefert haben. Die Vorstellung von ihrem Ursprung im Gewitter ist in Frankreich noch lebendig. Mit dem Blitz fallen sie in den Boden, bis in die Tiefe von neun Fuß, aus dem sie allmählich herauswachsen. Wer ein Steinbeil findet, verwahrt es sorgfältig in Felsklüften, am Fuße von Bäumen und an Marksteinen. Oftmals gelten sie als Talismane gegen den Blitz, doch wird ihnen in der Gironde auch eine schädliche Wirkung zugesprochen. Deswegen werden sie tief in die Erde eingegraben (Gironde), zwischen zwei Steinen zermalmt (Iles de la Manche) oder die Schneide schartig gemacht (Alpes Maritimes). In Lothringen unterscheidet man kalte und warme Donnersteine; die ersteren löschen die Feuersbrunst, die letztern verursachen sie.

    Aber nach allgemeiner Auffassung bilden die Steinbeile für Menschen und Tiere ein mächtiges Schutzmittel. Deswegen werden sie in die Grundmauern der Häuser eingemauert. Meistens werden sie unter deren Eingang gelegt, sowohl bei Wohnhäusern wie bei Ställen. Im Morbihan werden sie auf dem Dache wie Blitzableiter aufgestellt. Aber auch im Innern der Häuser finden sie ihren Platz, besonders unter dem Herde oder in dessen Nähe. Gelegentlich wurden sie in Silber gefaßt. Eine flache Jadeītaxt in Silberfassung liegt im Britischen Museum. In einem Kellerloch eines Hauses in Seengen (Kt. Aargau) fand sich ein Steinbeil eingekeilt3). Im Stalle sind Mauerlöcher oder Krippen die beliebten Verwahrorte, und die Steinbeile sollen vor Krankheiten, wie Schafspocken bewahren. Das Steinbeil wird auch auf dem Leib getragen und schützt vor Blitzschlag, Krankheiten. Nach einem Volksglauben im Elsaß kann man sich durch Einverleiben eines Steinbeilsplitters übernatürliche Kräfte verschaffen. Die Verwendung aber von Steinbeilen bei alltäglichen Arbeiten wirkt gefährlich. Sie dürfen nicht als Wetzsteine gebraucht werden, da sonst jede Verletzung einen tödlichen Ausgang nimmt. Andererseits besitzen sie Heilkraft, sind also doppelwertig. Mit ihnen werden Blutungen gestillt und Frauenleiden gemildert. Die Geburt wird erleichtert, indem man leicht den Leib der Gebärenden damit berührt. Wasser, in das ein Steinbeil geworfen worden ist, erhält Heilkraft. Der Besitz eines Steinbeils verleiht dem Träger Zauberkraft. In Corscul (Côtes- du-Nord) wurde den Sterbenden ein Steinbeil zur Umarmung gereicht. Im Gebiete von Morbihan wurden die mit den Steinbeilen verwandten Beilhämmer »marteaux bénits« genannt, weil sie nach dem Volksglauben dazu gedient hatten, die zu langlebigen Greise zu töten. Diese Vorstellung, vielleicht auf urgeschichtliche Gebräuche zurückgehend, scheint noch um 1845 nachgewirkt zu haben. Die Anwohner der Montagne de Mané-Guen wußten zu erzählen, daß die lebensmüden Greise sich früher auf dessen Gipfel begeben hätten, wo ihnen ein Druide mit einer heiligen Keule ein Ende bereitet habe. In der christlichen Zeit habe man einen geweihten Hammer verwendet, mit dem vorzugsweise Frauen erschlagen worden seien. Aber auch das Mitgeben von Steinbeilen ins Grab wurde bis in die Neuzeit geübt. Nach der herrschenden Auffassung brauchte der Tote das Beil, um den Weg zu erkennen, wenn er zu seinen Verwandten zurückkehrte4).

    Mit der Einführung der Metalle trat offenbar keine Änderung in der Bewertung der Beile ein. Immer noch erscheinen sie in großer Zahl in Gräbern und Verwahrfunden. In Salez bei Sennwald fanden sich in drei Reihen 60 Äxte nebeneinander gelegt5). Der Verwahrfund von Ringoldswil (Kt. Bern) weist neben einem dreieckigen Dolch neun Bronzeäxte verschiedener Form auf6). Unzweifelhafte Weiheäxte sind dünne Bronzeäxte, mit Gold und Bernstein verziert, die aus Skogstorp im westlichen Södermanland stammen7). Den sicher kultischen Charakter der Bronzeäxte bezeugen deren Abbildungen auf skandinavischen Grabkammern und Felsenzeichnungen; dort spielt sie eine Rolle bei rituellen Kämpfen und Vermählungsszenen, offenbar als Sinnbild von Fruchtbarkeits- und andern Gottheiten8).

    Aber auch in die Eisenzeiten hinein dauerte die Vorstellung von der Heilkraft der Steinbeile und Beilhämmer. So hat man in Oberschlesien in eisenzeitlichen Gräbern fünfeckige Beilhämmer gefunden. Einer dieser Beilhämmer in Messingfassung im Dorfe Lugnian, Kreis Oppeln, wurde lange Zeit zu Heilzwecken an Nachbarn ausgeliehen und wanderte erst in das Museum Beuthen, als der letzte Besitzer nicht mehr an die Heilwirkung glaubte9). Waren so noch in der Eisenzeit eigentliche Steinbeile als Amulette gelegentlich noch im Gebrauch, so wurde die Vorstellung von der unheilabwehrenden Kraft der Äxte auf die Eisenäxte übertragen. Eine Anzahl derartiger Gebräuche hat P. Aebischer für den Kanton Freiburg nachgewiesen10). Bei drohendem Gewitter und Hagel wird die Axt vor dem Hause aufgestellt, mit der Schneide nach oben (Praroman, Montagny, Orsonnens, Pont-la- Ville). Oder es kommt vor, daß man sie auf den Scheitblock legt. Fällt ein Hagelkorn auf die Schneide und wird gespalten, so hört der Hagel bald auf. Auch in Frankreich besteht der Brauch, ein schneidendes Werkzeug, Axt oder Sichel, mit der Schneide nach oben aufzustellen. In Montagny werden zwei Äxte kreuzweise aufgestellt, mit der Schneide in die Luft. In der Lenk (Berner Oberland) wird heute noch bei Gewittern die Axt mit der Schneide nach oben in die Dachtraufe gelegt als Schutz gegen Blitzschlag. Bei der sog. Bergbesetzung (Alpaufzug) im Amt Saanen wurde bei dem Bergtürchen das offene Messer mit der Schneide nach oben aufgestellt, mit einem Brettchen gedeckt und das Vieh darüber hinweggejagt. Das heißt man »über das offene Messer umziehen«11). Dadurch sollten die Tiere vor Blitzschlag und Krankheit geschützt werden.

    So hat sich im Volksglauben die unheilabwehrende Kraft der Axt und der Axtschneide aus der Urzeit bis auf unsere Tage erhalten.

[Lexikon: Steinbeil. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 22976

(vgl. HWA Bd. 8, S. 404)]

Steingeräte. Auf deutschem Volksboden beschränken sich die abergläubischen Vorstellungen, die sich an Steingeräte knüpfen, im wesentlichen auf gelochte und ungelochte Steinäxte und Hämmer, die als Donnerkeile (s.d.) aufgefaßt wurden. Über ihre Entstehung verbreitete sich des Happelius Kleine Weltbeschreibung und der Pastor Leonhard David Hermann befaßte sich in seiner »Maslographia« Breslau 1711 außer mit den vorgeschichtlichen Tongefäßen und andern Funden ausführlich auch mit ihnen. Die Steine mit Löchern sollen einschlagen und brennen, aber die glatten und schlichten nur Göller sein, heißt es dort1). Die Anwendungen sind im neuzeitlichen Aberglauben wesentlich die gleichen wie damals, und auch die Vorstellungen über ihr Herkommen stimmen über Europa hinweg weitgehend überein, wobei die germanische Mythologie und Gedankengut der antiken Naturphilosophie die gemeinsame Grundlage abgegeben haben dürften.

[Lexikon: Steingeräte. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 22983

(vgl. HWA Bd. 8, S. 406)]

Steinhaufen1), Steinopfer, Steinwerfen. Der Brauch, einen Toten mit Steinen zu bedecken, war bei den Germanen nicht unbekannt. Weinhold berichtet, daß die Leichen Erschlagener, wenn es nicht bedeutendere Männer waren, bei den Nordgermanen unter Steinhaufen begraben wurden, und erinnert dabei an die Steinhaufen über der Ruhestätte Erschlagener in deutschen Wäldern, auf welche jeder Vorübergehende einen Stein wirft2). Im westlichen Deutschland kommen solche Steinhaufen seltener vor, im katholischen Westfalen und in den katholischen Teilen Süddeutschlands wurde die als altheidnisch verpönte Sitte des Steinwerfens durch den christlichen Brauch, Unglücksstätten durch Sühnekreuze oder Marterln zu kennzeichnen, fast ganz verdrängt. Häufiger findet sie sich im Osten Deutschlands3). So ist der Steinhügel bei Hedesum (Föhr) dadurch entstanden, daß jeder, der des Weges kam, einen Stein zu dem Haufen warf, zum Gedächtnis eines Predigers, der während der Reformationszeit durch einen Sturz vom Pferde tödlich verunglückte4). In der Nähe von Reichstadt (Nordböhmen) erhebt sich unter einer mit einem Kreuz geschmückten Kiefer ein Haufen von Kieselsteinen, der durch Zuwurf von Vorübergehenden vermehrt wird. Dort brachte vor mehr als 50 Jahren ein Fleischerbursche seine Geliebte um5). Auf der Wordener Heide an der Landstraße von Falkenburg nach Kallies ist ein Steinhaufen zu sehen; hier ist jemand erschlagen worden6). Zwischen Jütrichau und Tornau bei Zerbst wurde am Anfang des 19. Jahrhunderts ein Scherenschleifer ermordet. Vorübergehende warfen seitdem Steine auf die Mordstelle7). Unweit des Dorfes Markgraf-Pieske liegt ein Nobiskrug genannter Hügel, der durch Zuwurf seitens der Vorübergehenden immer höher wird. Dort soll ein Mord geschehen sein8). Südlich von Markirch oberhalb Erkkirch liegt mitten in einer Waldlichtung ein ziemlich großer Haufen Steine. Man erzählt, daß dort ein Mädchen begraben liegt, das von ihrem Geliebten erschlagen wurde. Sitte ist, daß jeder Vorübergehende einen Stein aufnimmt, ihn auf den Haufen wirft und dazu ein Vaterunser betet9). Über das Grab einer hingerichteten Kindesmörderin warf man einen Haufen Findlingssteine10). Haupt erwähnt als in der Lausitz übliche Sitte, an Stellen, wo jemand gestorben oder begraben ist, aus Steinen, zu denen jeder Vorübergehende einen Beitrag gibt, nach und nach einen Hügel zu bilden; solche Hügel nennt man den »Toten Mann«11). Im Isergebirge soll der Brauch, Mordstellen mit Steinen zu bewerfen, noch in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gang und gäbe gewesen sein12).

    In allen bisher genannten Stellen handelt es sich um Menschen, die auf außergewöhnliche, gewaltsame Weise aus dem Leben geschieden waren. Es fragt sich nun, weshalb man gerade diese Leichen mit Steinen bedeckte. Es gibt dafür zwei Deutungen. Einmal wollte man durch diese Kennzeichnung den Ort des Unglücks nicht in Vergessenheit geraten lassen. Dann aber war es die Furcht vor den wiederkehrenden Toten, die dazu trieb. Zu den gefährlichsten Toten aber gehören nach einem bei allen Völkern anzutreffenden Glauben, die gewaltsam oder plötzlich ums Leben gekommenen Menschen13). Sie finden keine Ruhe im Grabe; sie wollen zurückkehren, um für die jähe Abkürzung ihrer Lebenszeit sich auf Kosten der Menschen schadlos zu halten. Deshalb durfte der auf freiem Felde oder im einsamen Walde gefundene Leichnam nicht unbestattet liegen bleiben. Damit er »Ruhe habe« und um sich selbst vor dem Leichendämon zu schützen, legte man über ihn eine schwere Steinschicht, die ihn festhielt; und je höher sie aufgeworfen wurde, desto fester gebannt war der Tote. Deshalb trugen Umwohnende der unheimlichen Stätte und ebenso alle Vorübergehenden einen Stein zur Erhöhung des Haufens bei, und schließlich wurde der seit alters geübte Brauch zur feststehenden Sitte, die auch ohne Kenntnis des ursprünglichen Zweckes bei jeder auftretenden Gelegenheit wieder im Volksgedächtnis emportauchte14). Man vergleiche dazu folgende Ste len: Ist wo ein Totschlag geschehen, so darf man nicht vorübergehen, ohne einen Stein (eine Handvoll Erde, einen Zweig) auf die Stelle zu werfen, sonst hat der Tote »keine Ruhe«15). Unter einem Steinhügel bei Friedland ruht ein armer Handwerksbursche, der von einem Strolche ermordet wurde. Noch heute hält der vorübergehende schlichte Landmann es für heilige Pflicht, einen Stein darauf zu werfen, damit der Geist des Erschlagenen »Ruhe habe«16). Jeder in Adolfing Neuverheiratete mußte eine Fuhre Schutt auf den verrufenen Grabhügel eines angeblich im Heidenglauben verstorbenen Obersten fahren, damit »er nicht wiederkehre und recht tief in die Erde zu liegen komme«17). Auf die Leiche eines berüchtigten Diebes aus Klingnau, der sich im Gefängnis erhängt hatte, warf man einige Fuder Steine, damit er »ja nicht wieder auferstehe«18). Auf den Fleck, wo der berüchtigte Jäger Hoperli, der sich an einen Holzbirnbaum erhängt hatte, verscharrt wurde, vergaß kein Vorübergehender einen Stein zu werfen, damit der Unhold nicht »gleich wieder hervorkommen könne«, wenn ihn etwa der Teufel wecken sollte19). In Gottschee errichtet man an Orten, wo ein Unglück geschehen ist, einen Schotterhaufen, damit »der böse Dämon nicht herausfahre und neues Unheil anstiften könne«20). Solche Stätten galten als beschrien, und nur mit Scheu und Angst ging man an ihnen vorüber. »Es ist noch nicht lange her«, sagt Witzschel, »daß jeder, der an einem beschrienen Orte vorbei kam, Steine« (oder was er sonst in die Hand bekam) darauf warf, damit »kein Unkundiger zum Schaden seines Leibes oder gar seiner Seele ihn betrete«21).

    Mit der Steinwurfsitte hat am meisten Zusammenhang der Brauch, Mordstellen mit einem oder mehreren Steinen zu bedecken22). Strackerjan führt einige solcher Fälle an23). In Niederdeutschland wurden Selbstmörder zuweilen so beerdigt, daß man auf ihr hügelloses Grab drei Steine setzte, einen zu Häupten, einen zu Füßen und einen dazwischen24). Aus Anhalt wird berichtet, daß man auf dem Lande noch in neuerer Zeit auf das Kopfende des Grabes, auch ehrlich Verstorbener, große Steine und Findlinge wälzte25). Der gleiche Brauch bestand in Mecklenburg26). In Ostfriesland wird auf das Kopfende des fertigen Grabhügels ein Ziegelstein gestellt27). Um die armen Seelen im Grabe zurückzuhalten, legt man in Hessen einen großen Stein darauf28). Damit sie nicht zu ihrem Kinde zurückkehre, breitet man auf das Grab einer Wöchnerin in Hessen, Baden, Bayern eine Windel und beschwert sie an den vier Ecken mit Steinen29). Auch in diesen Fällen schwebt der ursprüngliche Gedanke vor, den Toten zur Ruhe zu zwingen. Auf den Volksglauben, man könne durch St. die Wiederkehr eines Toten verhüten, geht vielleicht zurück, daß vor der Beerdigung eines wenig beliebten Finanzers im Riesengebirge seine Verwandten alle Steine aus der Nähe des Grabes entfernten, damit niemand aus, Groll dem Toten einen Stein nachwerfen könne30). Auch die Wiederkehr eines noch Lebenden sucht man auf gleiche Weise zu verhüten: So wirft man dem Abdecker, der ein gefallenes Stück Vieh geholt hat, einen Stein nach, damit er nicht wiederkomme31).

    Kahle bezeichnet das Steinw. unklar als ein Opfer, dessen Ursprung wahrscheinlich in der Furcht vor dem Toten zu suchen sei; auch F. Kauffmann vertritt in seinem Buche »Balder, Mythus und Sage« die Ansicht, daß die Sitte des Steinw.s aus dem alten Opferwesen stamme, ohne recht anzudeuten, welche Art des Opferwesens er meint. Die richtige Deutung des Steinw.s dagegen ist die primitive Art der Bestattung verbunden mit dem Gedanken, sich so vor dem Leichendämon zu schützen32). Wohl aber kann man von Steinen sprechen, die als Opfer elbischen Geistern gegeben werden. So rollen Kinder vom Hämmerle regelmäßig durchlöcherte Steinchen oder solche, auf die die Sonne ihr Gesicht gebrannt hat, an einer steilen Stelle als Gabe für die Urschel herab; eine Strecke weiter unten legen sie auf den Remselstein je zwei bis drei durchlöcherte Hornknöpfe, sog. Remsele, für die im Urschelberge wohnende alte Urschel hin. In eine Grube auf dem Hörnle, einem Vorhügel des Urschelberges, wirft jeder Vorübergehende einen Stein und sagt: »Wir wollen den Nachtfräulein ein Opfer bringen«33). Auf dem Steige zur Zerzeralp (bei Burgeis im Vintschgau) heißt ein Platz »Zu den wilden Fräulein«. Dort befindet sich ein Steinh. Kinder, die zum erstenmal auf die Alp gehen, müssen hier Steine aufheben, sie anspucken und mit den Worten: »Ich opfere, opfere dem wilden Fräulein« auf den Haufen werfen. Wer es unterläßt, setzt sich großer Gefahr aus34). In den Wasserfall beim Dorfe Krimmel wirft jeder Vorübergehende einen Stein, um den Wassergeist günstig zu stimmen und vor Unfall bewahrt zu sein35). Wer nicht in den Brunnen auf dem Tomberge (Bez. Köln) fallen will, muß einen Stein hineinwerfen36). Ebenso wird der Geist an der Querchkuhle bei Weingarten in der Eifel durch ein Steinopfer beschwichtigt37). Auf frühere Steinopfer für die Unterirdischen weisen die zahlreichen mit Steinen gefüllten Querxlöcher in der Schweiz hin38). In allen diesen Fällen handelt es sich also um ein Opfer, um Dämonen sich günstig zu stimmen39). Am Füllegraben beim Zobten wurden früher auf eine bestimmte Stelle Steine geworfen, angeblich um den dort hausenden wilden Jäger zu bannen, wahrscheinlich aber um ihn durch das Opfer zu versöhnen40).

    Aber dieses Steinw. mit dem Zwecke, Dämonen sich günstig zu stimmen, wandelte sich später zum Ausdruck des Abscheus und Hasses. So warf man früher auf die sog. Sau am Zobtenberge, ein uraltes, vom Volke für heidnisch gehaltenes Steingebilde, Steine mit dem Rufe: »Sau, da hast du ein Ferkel«. Um es vor Vernichtung durch diese Steinwürfe zu schützen, stellte man es vor der neuen Zobtenbaude auf. Auch die vom Volke für heidnische Götzenbilder gehaltenen Steinbilder »Jungfer und Bär« am Hauptbergwege weisen deutliche Spuren von Steinwürfen auf41). Das erinnert an das sog. Heidenwerfen, dessen bekanntestes Beispiel die Venus von Trier ist42). Auch die Beschädigung des Steinbildes der bösen Anna von Helmstett durch Steinwürfe gehört hierher; vielleicht geht sie auf die Verehrung einer Schutzheiligen durch Steinopfer zurück43). Aus solcher Umkehrung der ursprünglichen Verehrung lassen sich auch westfälische Kinderspiele und das Schonholdenschmeißen im Lüdenscheidschen zurückführen, das an den Brauch bei den Tiroler Fräulein erinnert44).

    Auch christlichen Heiligen werden in katholischen Gegenden Steine als Opfergaben dargebracht. Wenn z.B. die Wallfahrer zu Ehren St. Wolfgangs zu seiner Gnadenstätte Steine heraufschleppen, so handelt es sich dabei neben der beschwerlichen Bußübung sicher um ein Opfer. St. Wolfgang am Hange des Falkensteins hat seit Jahrhunderten Steinopfer empfangen, und man staunt über den langen, riesigen Wall, zu dem sie angewachsen sind45). Auf dem Britzgenberge bei Illfurt lagen früher bei der Kapelle des Sundgauheiligen Präjektus Steine aufgehäuft, welche die Wallfahrer aus der Ebene hinaufgetragen hatten46). Vor der Kreuzigungsgruppe bei Weißenstein erhebt sich ein mächtiger Steinh., der noch heute von Wallfahrern vergrößert wird47). Bei Kruzifixen legen auch sonst Wallfahrer Steine nieder, so bei Meransen auf den Querbalken des Kruzifixes; dasselbe wiederholt sich bei einem höher gelegenen Bildstöckel48). Bei Maria-Eck legen die Wallfahrer Nummuliten zum Opfer hin49) (vgl. Fossilien). Auch die Herrgottssteinchen, welche die Kinder in Bildstöcke legen, sind Opfer für die Mutter Gottes50). In der Oberpfalz warf man an Martersäulen und Totenkreuze Steine51). An das Steinkreuz auf dem Wege von Münster (Schweiz) nach Neudorf warfen bei den Prozessionen Jungen Steine52). Im Walde bei Oberlohma (Egerland) liegen am Fuße von Bäumen, an die ein Marienbild geheftet ist, Steinhäufchen, zu denen jeder Vorübergehende einen Stein zu legen pflegt53).

[Lexikon: Steinhaufen, Steinopfer, Steinwerfen. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 22993

(vgl. HWA Bd. 8, S. 412)]

steinigen (s. a. Steinhaufen).

    Die St.ung, ihrer Natur nach eine Todesstrafe zu gesamter Hand, d.h. eine Strafe, die als Ächtung vom Volke selbst vollstreckt wurde, ist den germanischen Rechten nicht sehr gewöhnlich; sie ist mit Anbinden an einen Pfahl bei den alten Franken und Sachsen, ferner angelsächsisch und skandinavisch überliefert, hier verbunden mit Teeren, Federn und Gasselaufen1). Wie aller Strafvollzug hat auch der des St.s ursprünglich einen sakralen Charakter besessen, als wohl einen Ausgestoßenen, unrein Gewordenen aus der Ferne zu töten und zugleich den verruchten Körper zu belasten2). Daneben findet sich ein zauberkräftiges St. in alten Fruchtbarkeitsbräuchen, wenn etwa der westfälische Erntehahn oder der »Wasservogel« an Pfingsten gesteinigt werden3). Die Handlung des St.s erscheint ebenso beim Todaustreiben, wo seine heiligende Kraft deutlich wird, wenn es heißt, daß der, welcher die Puppe traf, im gleichen Jahr nicht sterben werde4). Vgl. Kegelspiel 4, 1199 ff. 1209. Der Zauber des gemeinsamen Tötens, ohne Berührung des Opfers, und die Absicht der Abwehr und des Opfers stärken solche und ähnliche Handlungen5). In diesem Sinne dürften in Bosnien und Montenegro noch im 19. Jh. Hexen gesteinigt worden sein6). Doch ist im Orient, zumal in semi tischen Gebieten7), das St. eine beliebte Form der Lynchjustiz gewesen. In der Antike ist sie eine seltenere Strafart, die offenbar als Sühnenopfer und Gegenzauber auch einen sakralen Ursprung genommen hat8). Für die Antike und den Orient ist das Steinewerfen ein geläufiger Ausdruck des Fluches, der Verwünschung9), der vereinzelt auch bei uns, so in Oldenburg bis Ende des 18. Jh.s, am Gründonnerstagabend gegen die Haustüren der Juden mit Kieselsteinen geübt worden ist10). Dem entsprach vielleicht auch das dt. »Heidenwerfen«, ein St. römischer Götterstatuen zu Trier11) und ähnlich erscheinende Bräuche zu Hildesheim und Halberstadt um Lätare12); hier könnte auch ein Zusammenhang mit dem Frühlingszauber des St.s beim Todaustreiben bestehen, oder es ist ein Abwehrzauber wie der rituelle Steinwurf, der auf der Mekkawallfahrt gegen den Teufel ausgeführt wird13). S. a. Steinopfer. Steinwurf als Abwehrhandlung gegen einen Toten vgl. Steinhaufen. Steine werfende Geister s.o. 3, 479.

[Lexikon: steinigen. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 22997

(vgl. HWA Bd. 8, S. 414)]

Steinverwandlung. Verwandlung in Stein scheint teilweise eine präanimistische Umschreibung für den Tod in Märchen und Sage1) zu sein. Der bei vielen dieser Sagen2) auftretende Zug, daß der Stein durch Blut wieder zum Leben erweckt werden kann, zeigt, daß es sich um einen Toten handelt. Eine besondere Ursache für Entstehung von Versteinerungssagen sind merkwürdige, z.B. menschenähnliche Steingebilde.

    Die Verwandlung in Stein geschieht in den meisten Fällen als Strafe für ein Vergehen, sei es nun, daß der Frevler selbst, oder eine Sache, z.B. Brot, das verunehrt wurde, in Stein verwandelt wird. Voraus geht gewöhnlich ein Fluch; Donner und Blitzstrahl folgen dem Frevel auf dem Fuße. Die allermeisten Sagen sind christlich stilisiert: Gott ist es, der den Frevler straft. Sie werden erzählt als abschreckendes Beispiel für Sonntagsentheiligung, Verunehrung von Brot, falschen Schwur usw. Bei Riesensagen finden wir oft eine Versteinerung durch die aufgehende Sonne.

    Die wichtigsten Typen von Versteinerungssagen seien im folgenden kurz aufgeführt3):

    Entheiligungen, Entweihungen:

    Drei Jäger jagten am Fronleichnamstage während des Gottesdienstes. Einer ermahnte die zwei anderen, beim Ertönen der Böllerschüsse niederzuknieen, sie lachten ihn aber aus. Da wurden die zwei Frevler in Stein verwandelt; der dritte kam davon4). Südlich von Lutschariberg schossen drei Jäger, weil Wallfahrer die Gemsen verjagt hatten, auf die Kirche. Deshalb wurden sie in Stein verwandelt5).

    Eine Frau, die am Sonntag im Flachs arbeitete, wurde von Kirchgängern verwünscht und zu Stein verwandelt. Noch jetzt zeigt man zu Woidieten einen Stein in Gestalt einer gebückten Frau6). Eine ähnliche Sage: Eine Frau wurde beim Flachsjäten vom Gewitter überrascht. Sie sagte vermessen, sie wolle nicht weggehen, auch wenn sie zu Stein verwandelt würde. Das geschah; wenn man mit Hacke oder Beil auf den Stein haut, blutet er7).

    Drei Schwestern waren an Mariä Himmelfahrt in die Heidelbeeren gegangen und wurden von einem Venediger Manndl, das Gold suchte, verflucht und versteinert. Der Manndl erlöste so sich, indem er sie an seiner Stelle dem Bösen übergab8). Vor dem Festtage der hl. Jungfrau mähte eine Magd Gras; während des Aveläutens fluchte sie anstatt zu beten und spottete noch, als ein Geisterzug vorbeizog. Ein Männchen aus diesem Zuge verspottete sie und sie wurde zu Stein9). Auf dem Eichberg bei Budow waren Eltern und Kinder Sonntags nach Nüssen gegangen und zur Strafe in Stein verwandelt worden. Später, als die Steine zu Kegeln verarbeitet wurden, bluteten sie10). Ein Bauer fuhr am Sonntag vormittag Heu, blieb im Sumpfe stecken, fluchte und wurde zu Stein verwandelt11). Die steinernen Driften (= Heuhaufen) in Asten: Ein Bauer machte am Sonntag Heu, deshalb wurde er versteinert12). Weil am Karfreitag getanzt wurde, wurde eine ganze Stadt versteinert13). Kirchgänger verwünschten zwei Kinder, mit denen der Teufel Karten gespielt hatte14).

    Eine Frevlersage aus dem Jahre 1905: in Ostpreußen ging ein Bauer, der sich über zu große Regenfälle geärgert hatte, aufs Feld, um den lieben Gott totzuschießen. Wegen dieses Frevels wurde er versteinert. Man konnte ihn nicht begraben, denn er war nicht von der Stelle zu bringen. Bei dieser Sage, die Ende Juli 1905 im ostpreußischen Osterode plötzlich auftauchte, gelang es allerdings nicht, ein Steingebilde zu finden, an das sich die Sage hätte anknüpfen können15).

    Brot entheiligt und zu Stein verwandelt: Sage von Frau Hütt in Tirol: Eines Tages ließ sie ihren Sohn, der in Schlamm gefallen war, mit Brosamen reinigen. Daraufhin entstand ein furchtbares Gewitter, und Frau Hütt wurde versteinert16). Hütebuben, die trockenes Brot als Frühstück erhalten hatten, verunehrten es, schlugen es mit Peitschen, traten darauf, deshalb in Stein verwandelt17). Drei Männer sagten beim Brotessen: Wenn der Leib Christi im Brote ist, so soll dieses Brot, wenn wir hineinstechen, bluten. Da versteinerten sie18).

    Das Brot Hartherziger versteinert: Ein Bettler kam zu Schiffsleuten und bat um Brot. Sie verspotteten ihn aber und sagten: Unsere Ladung besteht nur aus Steinen. Da verfluchte sie der Bettler, und ihr Brot und Fleisch wurde zu Stein19). Bes. in Westfalen ist die Sage bekannt, daß zur Zeit großer Teuerung eine arme Frau, die ihre Schwester für sich und ihre Kinder um Brot bat, hartherzig abgewiesen wurde mit den Worten: Wenn ich Brot hätte, wollte ich, daß es zu Stein würde. Das geschah auch20). 1579 wurde einem Dortmunder Wucherer alles Brot versteinert. Als er es anschneiden wollte, floß Blut heraus21). Zu Landshut in der Kirche des hl. Castulus wird ein Stein in Gestalt eines Brotes gezeigt. Davon die Sage: Der Heilige erbat ein Almosen von einer armen Frau, diese wollte ihm ihr letztes Brot geben, die Tochter aber wollte erst noch ein Stück abbrechen, daraufhin versteinerte das Brot22). In Danzig wurde ein Mönch von einer armen Frau um ein Brot gebeten; er sagte, er habe keins, sondern nur einen Stein, um die Hunde damit zu vertreiben. Zur Strafe wurde sein Brot wirklich zu Stein23). Frau Holle wurde von einem Schäfer um Brot gebeten; als er es verweigerte, wurden er und seine Herde zu Stein24).

    Versteinerung von Liebespaaren, unglücklich Liebenden, Hochzeitsgesellschaften u.a.: Bei Kramsach im Unterinntale liebte die Tochter eines Ritters einen armen Jäger. Dieser wurde von dem Vater des Mädchens mit Hunden aus der Burg gehetzt und ertrank im See. Das Mädchen stürzte sich ihm nach. Ihre Leichen konnte man nicht finden, denn sie waren zu Stein verwandelt worden25). Der Ritter von Chammerau wollte die Tochter eines Müllers vergewaltigen, setzte ihr durch den Fluß Regen nach. Mitten im Fluß wurde er versteinert26). Bei der Wartburg ist ein merkwürdiger Felsen, den das Volk deutet als Mönch und Nonne, die sich liebend umfingen und zur Strafe versteinert wurden27). An den Hans-Heiling-Felsen knüpft sich die Sage: Hans Heiling habe ein Mädchen geliebt, das aber nachher einen anderen geheiratet habe. Am Hochzeitstage versteinerte der Teufel auf Geheiß des Hans Heiling die ganze Gesellschaft28). Die Bridfnarhoger (= Hügel der Hochzeitsgesellschaft) auf Sylt: Ein Mädchen, das trotz seines Treugelöbnisses mit einem anderen Hochzeit hielt, wurde mit der ganzen Hochzeitsgesellschaft zu Stein29). Die drei spitzigen Jungfrauen: Mädchen, die täglich Wasser aus der Brenz holen mußten, fingen eine Liebschaft an und blieben zu lange fort; sie sind zu Stein geworden, weil ihre Herrin sie verwünschte30). Der versteinerte Mensch bei Diesbar: Ein Räuber, der unglücklich liebte, wurde zu Stein, als er sich vom Felsen stürzen wollte31). Auf dem Jaufen wur den Prinzessin und Rosengarten wegen ihrer sträflichen Kälte gegen Freier versteinert, nachdem ein Ritter an gebrochenem Herzen gestorben war32). Der Brautstein bei Lychow: Eine Hochzeitsgesellschaft versteinert, weil die Musikanten während des Gewitters nicht aufhörten zu spielen33).

    Versteinerung von Mördern: Die steinerne Agnes von Reichenhall ist eine Sennerin, die ihr Kind mordete34). Der rote Schuh: Ein Vater, der sein Kind ermordete, verlor seinen Schuh, der zu Stein wurde35). Gespensterspuk im Rautal: An einer Dolomitenwand ist ein riesiger Steinmönch. Er ist versteinert, weil er eine wälsche Mörderbande ins Land geführt hat36). Bei Malborghet wollte im Kriege 1809 ein Österreicher seinen eingeschlossenen Landsleuten ein Zeichen geben, wurde aber niedergemacht und sein jüngstes Kind in der Kapelle getötet. Wegen dieses Frevels sind die Franzosen versteinert37).

    Versteinerte Tänzer: Der Adamstanz bei Wirchow in der Mark Brandenburg: Eine Anzahl junger Leute führten an Pfingsten einen Nackttanz auf und wurden versteinert38). Ein Bursche, der am Hexentanz teilnahm, wurde versteinert39). Öfters gilt ein Steinkranz für die Leichen versteinerter Tänzer40).

    Andere Freveltaten: Eine Magd, die den Herrn über seine Frau belogen hatte, wurde zu Stein, da sie geschworen hatte, Gott möge sie zu Stein wer den lassen, wenn sie gelogen habe41). Eine Frau zweifelte an der Richtigkeit der Waage eines Fischers. Er schwur, er wolle zu Stein werden, wenn etwas nicht stimme. Das geschah auch42). Ein Schäfer mit seiner Herde wurde versteinert, weil er am Sonntag sehr geflucht und gelogen und seine Lüge mit der Erklärung bekräftigt habe, er wolle zu Stein werden, wenn seine Worte nicht wahr seien43). Bei einem Streit zweier Gemeinden um ein Stück Land beschwor der älteste Mann der Gemeinde, daß das Stück seinem Dorf gehöre. Weil er falsch geschworen, wurde er zu Stein44). Das versteinerte Ehepaar: Ein Mann lästerte Gott, als seine Frau starb; als ihn der Pfarrer zurechtwies, sagte er, wenn er wirklich Unrecht habe, solle Gott ihn und seine Frau zu Stein werden lassen45). Mönch und Kriegsknechte des Teufelssteines: Mönch und Kriegsknechte, die zusammen gespielt und getanzt hatten, wurden von einem Abt verflucht und versteinerten46). Die hl. Barbara hat den Hirten zu Stein verwandelt, der ihren Verfolgern ihren Weg verriet47). Die Eulenmutter: Auf der Straße nach Zell liegen zwei große Steine, die Anlaß zu folgender Sage gaben: Eine Mutter sandte ihre zwei Kinder täglich aus, um zu betteln. Sie verpraßte das Geld und ließ die beiden Kinder hungern. Als die Kinder um Essen baten, verfluchte die Mutter sie, worauf die Kinder (!) zu Stein wurden48). Ein Bauer fuhr mit sechs Ochsen eine schwere Ladung; als sie von der Straße abwichen, verfluchte sie der Bauer und das ganze Gespann wurde zu Stein49). Auf dem Felde von Damsdorf hüteten zwei Schwestern die Schweine, die eine stickte dabei, dessen wurde die andere überdrüssig und verwünschte sie. Die Stickerin wurde zu Stein; als man den Stein sprengen wollte, blutete er. Ihn wegzuschaffen war nicht möglich wegen seiner Schwere50). Der versteinerte Mehlsack: Ein Müllerknecht verwünschte einen Mehlsack, der ihm wiederholt vom Wagen gefallen war zu Stein51). Ein Schäfer wünschte seine Herde in Unmut zu Stein. Als seine Frau die versteinerte Herde sah, sagte sie: wenn nur auch du und dein Hund zu Stein würdest. Auch dieser Wunsch ging in Erfüllung52).

    Der Geißelstein: Bei einer Überschwemmung ertranken die beiden Söhne des Grafen von Geißelstein. Der Vater spähte von einer Stelle solange nach den Söhnen aus, bis er auf dem Platze zu Stein wurde53). In Wiesenstein wurden viele Frauen der Hexerei angeklagt, sie baten den Himmel um ein Zeichen ihrer Unschuld, worauf die Anklägerin zu Stein wurde54). Ein Graf wurde durch den Wind, den er geschmäht hatte, versteinert, später aber wieder erlöst55). Ein Edelmann, der sein Hab und Gut durchgebracht hatte, mußte schließlich betteln gehen; dort, wo er und seine Familie vor Hunger zusammenbrachen, wurden sie zu Stein56).

    Versteinerte abgelöste Stilglieder eines Haarsterns (Encrinus liliiformis) werden als versteinerte Rosenkranzperlen des hl. Hyazinth gedeutet57). Im Grimmschen Märchen vom treuen Johannes wird dieser zu Stein und kann nur durch Blut von Kindern wieder lebendig gemacht werden58).

    Versteinerung von Riesen, Zwergen (vgl. oben Frau Hütt, Hans Heiling): Sage vom König Serles: Wo jetzt die Riesenpyramide Serles steht, herrschte früher der Riesenkönig Serles. Er fiel mit seinen Hunden in friedliche Herden ein. Einst schlug dabei ein Hirte einen der Hunde des Königs, der ein Schaf erwürgt hatte. Da ließ der König alle Hirten und Herden zerreißen, und wurde zur Strafe mit seiner Frau und seinem Ratgeber versteinert59). Ähnlich ist König Watzmann ein versteinerter Riesenkönig60): am Strande der Saale wohnte ein gottloser Riese, der schlug seine Mutter, darauf erfolgte unter Donner und Blitz seine Versteinerung, sein kleiner Finger wuchs aus dem Grabe heraus, das ist der Fuchsturm61). Der zu Stein erstarrte Riese: In der Nähe der Bründlenalp ist die Dominikhöhle. Vor ihrem Eingang steht eine große riesige Steinfigur. Der Riese habe immer die Schweizer zur Wehr aufgerufen, wenn der Feind ins Land gekommen sei. Als einmal eine Schlacht zwischen Schweizern ausbrach, sei er vor Schreck ver steinert62). Der Mönch: Auf dem Drachenfels steht ein Felsen in Gestalt eines den Berg hinaufklimmenden Mönches. Dies soll ein Riese sein, der mit einem Zwerge um den Besitz des Drachenfelses gestritten habe. Von Zwergen überlistet, verfluchte er sich und wurde zu Stein63). Der Spitzberg in der Oberlausitz soll die versteinerte Keule eines Riesen sein64).

    Sehr zahlreich sind die Sagen von Riesen, die von der aufgehenden Sonne versteinert werden. Wenn den Riesen Jötunn der Sonnenstrahl trifft, wird er zu Stein65); ebenso die Riesin im Liede von Helgi Hjörwardsson66). Der hl. Olav verflucht den Riesen Trolle, der dem Christentum feindlich war, in Klippen67). In Böhmen bei Elnbogen wurde Zwerge, als sie Hochzeit feiern wollten, von einem Geisterbanner versteinert68).

[Lexikon: Steinverwandlung. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 23017

(vgl. HWA Bd. 8, S. 425)]

Die klassische Formulierung dieses auf S. beruhenden Steinglaubens findet sich bei den Orphikern: »Alles, was Wurzeln leisten können, das leisten auch die Steine. Jene haben zwar eine große Kraft, aber eine größere die Steine. Was willst du mit einer ausgelebten Wurzel noch anfangen? Steine aber sterben nicht. Unter Kräutern gibt es nützliche und schädliche. Unter den Steinen aber wirst du schädliche schwerlich finden. Willst du daher als Held kühn durch alles Gewürm schreiten, mit dem Siderit bewaffnet wirst du nichts zu befürchten haben, wenn dir auch das Unheil haufenweise begegnet«3).

[Lexikon: Suggestion. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 23341

(vgl. HWA Bd. 8, S. 593)]

Über die altgermanischen T.vorstellungen fehlt es noch an einer zusammenfassenden Arbeit. Einem Kenner der altgermanischen Religion wird beim Lesen des Lehmannschen T.werkes mancherlei aus der germanischen Überlieferung einfallen. So setzen etwa die Maori auf Neuseeland zu Beginn der Feldbestellung in ihre Äcker zur Unterstützung des Ernteerfolgs roh behauene Steine, 12–18 englische Zoll groß, die t. sind, d.h. als mit Mana erfüllt gelten, und lassen sie bis zur Ernte dort. Dadurch werden die Felder tabuiert, d.h. mit fruchtbarer Kraft erfüllt19). Ähnlichen Sinn hatten die phallischen Figuren, die in Norwegen und Dänemark gefunden wurden: sie waren in die Äcker vergraben oder auf die Felder gesetzt worden, um sie fruchtbar zu machen20).

[Lexikon: Tabu. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 23415

(vgl. HWA Bd. 8, S. 634)]

  Für die deutsche Sprache wird das Wort zum ersten Mal durch Sperander A la Mode-Sprach der Teutschen (1728) 722 verzeichnet: »Talisman, ein metallenes Zauberbild; item eine besondere unter gewissen Constellationen oder Aspekten derer Sterne auf Steine oder Metall gemachte Figur, deren sich einige abergläubische Leute zu allerhand widernatürlichen Würckungen bedienen und solche am Hals tragen«. Aber in der gelehrten Literatur war das Wort schon viel früher gebräuchlich, so verwendet Jos. Scaliger12) das Wort öfters in seinen Briefen, und Salmasius sprach bereits in seiner Ausgabe der Scriptores Hist. Augustae (1620) die Herleitung des Wortes von τέλεσμα aus.

[Lexikon: Talisman. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 23459

(vgl. HWA Bd. 8, S. 660)]

     a) Beim Menschen heilt der T., der je nach dem von Leichensteinen36) – nach anderer Vorschrift darf er nicht von Leichensteinen stammen, sondern muß aus den Vertiefungen der groben auf den Kirchhöfen herumliegenden Steine genommen werden37) –, Rosen38), Roggen, der noch nicht blüht39), Weizen40) oder Gänseblümchen41) oder in der Nähe eines Flusses gesammelt sein muß42), Sommersprossen43), Augenleiden44), Fieber und Krämpfe45), krumme Beine46) und erfrorene Glieder47).

[Lexikon: Tau. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 23515

(vgl. HWA Bd. 8, S. 688)]

Durch das Christentum seien die alten (Grab-) Steine in Steinkreuze umgewandelt worden, galten aber noch immer als Sitz des Toten.

[Lexikon: Totenkult. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 24213

(vgl. HWA Bd. 8, S. 1082)]

Heilzauber: Asche, aus einem T. gebrannt, wurde im Getränk gegeben als Heilmittel32). Einer vergrub an drei Orten Totenköpfe, legte vier Steine darauf und vier Ruten darüber; damit könne er gesund machen und töten33). Trinken aus einem Heiligenschädel galt als heilend34). Trinken aus einem Mannschädel macht fest wie Stahl35). Wein, durch einen T. gegossen, dient als Mittel gegen Trunksucht36). Gepulverte Hirnschale wird gegen Fallsucht eingegeben37), ebenso gegen Fieber38) und andere Leiden39). Irrsinnige läßt man aus einem T. trinken40). Gegen Kopfschmerzen drückt man einen T. an den Kopf41). Bettpisser sollen einen T. in ihren Strohsack stecken42).

[Lexikon: Totenschädel. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 24237

(vgl. HWA Bd. 8, S. 1093)]

Trudenstein. Trud, Trut, Drud, mhd. trute bedeutet ein gespenstisches Wesen aus der Sippe der Maren und Alpdrücker. Die Lautform des Wortes ist dunkel; stellt man mhd. trute zu dem Adjektiv traut, so wäre drude ein Euphemismus, wie etwa griech. Eumeniden1). T. nennt das Volk in Oberdeutschland Steine auf Höhen, wo diese Unholdinnen sich zu versammeln pflegten, um zu beraten, welche Menschen von ihnen gequält, getreten (gedrückt) werden sollten2). Ein durch Lage, Gestalt und reichen Sagenkranz besonders ausgezeichneter T. befindet sich auf dem Dillenberge bei Langenzenn in Mittelfranken; er war vielleicht ein germanischer Opferstein3).

    Den Namen T. führen aber auch Steine, die als Schutz gegen böse Geister verwendet werden. Ihre mineralogische Beschaffenheit und Größe ist gleichgültig; meistens sind es abgeschliffene Flußgeschiebe. Die Hauptsache ist, daß sie von Natur, nicht künstlich, durchlocht sind, gleichviel ob in der Mitte oder am Rande; auf dieser Durchlochung beruht allein die schützende und abwehrende Kraft, die man den T.en zuschreibt4). Ihr Vorkommen ist bisher nachgewiesen in der Mark, Mecklenburg-Schwerin, auf Rügen, in Hessen, Schwaben, der Schweiz, in Salzburg (Schweden, Holland); es ist aber anzunehmen, daß sie auch in den Zwischengebieten vorkommen5). In Schwaben führen die T.e auch den Namen Schrattensteine, Truttelsteine, daneben kommt Krottenstein und Alpfuß vor; im Schweizer Jura heißt es, mit diesen Steinen müßten die Härdmandli (Zwerge) ihre Kornähren ausmahlen; in Schweden heißt der Drudenstein Alfquarner (Elfenmühle)6). Nach dem Volksglauben schützen die T.e gegen die Trude, Nachtmare, Hexen, Schrätteln und den Alb, besonders gegen das von ihnen veranlaßte scheußliche, quälende Alpdrücken7). Vor allem leiden darunter die kleinen Kinder in der Wiege, die oft nachts große Beulen davon bekommen, so daß sie nicht schlafen und gedeihen können8). Auch die Pferde im Stalle werden nachts von den Druden schwer geplagt; oft findet man morgens ihre Mähnen und Schweife so in Zöpfe verflochten, daß man sie kaum auseinanderbringen kann9). Das einzige Gegenmittel ist der T.n; man zieht durch das Loch ein Bändchen oder einen Riemen und hängt ihn in der Stube, an der Wiege, an den Fenstergittern des Pferdestalles auf. Alte Hebammen besitzen solche Steine und leihen sie Weibern zum Schutz ihrer Kinder10). Im Aargau und in Schwaben nimmt das Landvolk T.e mit ins Bett, um sich vor dem Alp zu schützen11). In Schwaben bindet man den Truttelstein (Schrattenstein) in ein Säckchen und trägt dies als Schutz gegen Behexung am Halse12). Besonders gefährdet ist die Wöchnerin; in Bayern werden deshalb T.e an ihr Bett gehängt; dann kann die Trud nicht an sie und das Kind herankommen; Hebammen führen solche Steine stets bei sich13). Gibt eine Kuh keine Milch oder fließt gar Blut aus dem Euter, so ist sie verhext; man melkt dann eine Zitze durch das Loch des Trudensteins (vgl. Donnerkeil, Kuhstein). Gesner (1554) erwähnt diesen abergläubischen Brauch zuerst14). 1678 kommt er in dem Prozeß gegen den Zauberer Jaggel im Salzburgischen zur Sprache15). In der Volksheilkunde fand der T. Verwendung gegen den »Alpstich«, eine Art Pneumonie, die durch Behinderung der Atmung zum Tode führen kann; der stechende Schmerz galt als vom Alp verursacht16) (vgl. Alpschoß s.v. Belemnit).

[Lexikon: Trudenstein. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 24400

(vgl. HWA Bd. 8, S. 1175)]

II. Im Abwehrzauber. 1. Bewegungen um Personen herum. Dem Bräutigam wird ein Gefäß mit Wasser dreimal um den Kopf geführt12). Um das Brautpaar werden Lichter geschwenkt13). In Indien werden um den Kopf des Kindes sieben Steine siebenmal herumgeschwungen14). Um die Person oder den Gegenstand, den man schützen will, schwenkt man Erde im Kreis h.15)

[Lexikon: um, herum. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 24615

(vgl. HWA Bd. 8, S. 1300)]

6. Stein- (Berg-, Terminalgötter-) kult. Zunächst wird die fruchtbarmachende Kraft der Felsen und Steine in Anspruch genommen. Kühe, die schwer trächtig werden, führt man dreimal um den Grenzstein28). Überreste der Verehrung von Grenzgottheiten sind öfter in solchen Begehungen erhalten. Bei der Grenzbegehung führte man die Knaben, damit sie den Grenzstein besser im Gedächtnis behalten sollten, am Ohr um den Stein herum und besiegelte das Ganze mit einer tüchtigen Ohrfeige29). Um ein Stück neu gekauftes Vieh vor Behexung und Krankheit zu bewahren, führt man es in Schlesien auf dem Heimweg vom Markt um den letzten Hügel, der sich an jeder Waldecke befindet, dreimal herum30). In Schweden pflegt man gekauftes Vieh dreimal gegen die Sonne um einen »erdfesten« Stein zu führen, damit es sich nicht nach seinem früheren Platze zurücksehne31).

[Lexikon: umführen, umtragen. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 24648

(vgl. HWA Bd. 8, S. 1317-1318)]

f) Die U. im Kult von Felsen und Bergen. Steine vermögen menschliche (und tierische) Fruchtbarkeit zu bewirken. Im Aargau holt die Hebamme das Kindlein, indem sie an den Kindli- oder Tittistein klopft und pfeifend dreimal um ihn herumgeht36). In Württemberg führt man Kühe, die schwer trächtig werden, in den Nachbarort zum Farren und läßt sie dreimal um den Grenzstein gehen37). Auf ehemals keltischem Boden ist die U. von Steindenkmälern als Fruchtbarkeits- und Heilritus üblich38).

[Lexikon: umwandeln, Umwandlung. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 24737

(vgl. HWA Bd. 8, S. 1365-1366)]

     Wie bei vielen anderen Völkern galt auch bei den Germanen vor allem der Phallos als magisches Fruchtbarkeitssymbol. Nach Adam von Bremen 4, 26 thronte in Uppsala Fricco-Freyr, der Gott der Fruchtbarkeit, cum ingenti priapo. Noch in geschichtlicher Zeit sind besonders am Unterrhein und in Oberdeutschland Figuren mit großem Phallos bezeugt, von denen u.e Frauen Mutterglück erflehen zu können hofften38). In Antwerpen war das mit einem Opfer von Blumen und Kränzen verbunden, während bei einem solchen in einer verlassenen Kapelle in Brabant stehenden Götterbild u.e Frauen ein wenig von dem Phallos abschabten und es in einem Glas Wasser einnahmen39). Neben den menschengestaltigen Figuren bezeugen die sog. weißen heiligen Steine (schwed. stenkloten) den über die ganze Erde hin verbreiteten Phallosdienst40). Auf einem Schalenstein bei Niederbronn (Unterelsaß) befindet sich das merkwürdige, roh in Stein ausgehauene, kultisch-sexuale Idol der »Liese«, das als gallorömische Gottheit angesehen wird41). Zu solchen Steinen wandten sich sterile Frauen42). Im alten Athen rutschten die Mädchen mit nacktem Gesäß auf den Gleitsteinen43).

[Lexikon: unfruchtbar. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 24815

(vgl. HWA Bd. 8, S. 1412)]

Überhaupt sollen Schlangenfett und Eidechsenköpfe67), auch mit Eidechsenfett bestrichene Steine die Fähigkeit haben, unsichtbar zu machen68). Aber auch die Ameisen werden öfters zur Erlangung der Unsichtbarkeit verwandt. In einem an einem Donnerstag gelegten Ei findet sich, wenn es neun Tage lang in Mist oder einem Ameisenhaufen lag, ein unsichtbarmachender Stein69). Verbrennt man Ameisen lebendig und siebt sie dann durch, so erhält man ebenfalls einen dreieckigen Stein in drei Farben: Weiß, Grün, Rot. Auch ihn muß man in einen silbernen Ring fassen und am Finger tragen, um nicht gesehen zu werden.

[Lexikon: unsichtbar. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 24906

(vgl. HWA Bd. 8, S. 1458)]

Veilchenstein. Es ist ein aschgrauer Stein oder besser ein rötliches Moos, das fest an den Felsen haftet, als ob die Steine aufblühten, er haucht Märzveilchenduft aus. Er findet sich auf steinigen Gipfeln der Sudeten.

[Lexikon: Veilchenstein. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 25053

(vgl. HWA Bd. 8, S. 1539)]

     Viele jener großen Tiermenschen oder Menschentiere aus der Altjiranga-Zeit-Periode, der mythischen Urzeit, haben sich zuletzt noch in Steine verwandelt; sie sind in die Erde gegangen, wo sie auch heute noch sichtbar sind, die Konfiguration der Landschaft bestimmen und in leiblicher Gegenwart und spiritueller Einflußnahme an dem Leben ihrer Geschöpfe teilnehmen. Als Miß Olive Pink das Gebiet eines der nördlichen Arandastämme in Begleitung des Häuptlings dieses Klans durchforschte, zeigte ihr dieser die noch heute sichtbaren »Ahnen«. »Diese arumba arumba (wörtlich: Doppel-Geister, Großväter väterlicherseits) waren die materiellen Beweise, daß diese Ahnen einst auf Erden gelebt hatten, oder Beweise ihrer Taten und ebenso ihrer Gegenwart, d.h. der Gegenwart des Ew gen an ihnen ..... Da war auch die Blaues-Känguruh- Mutter und ihr Kind ... 2 Stücke blauen Felsgesteines, die sich aus dem sandigen Bett eines Wasserlaufes erhoben«. An anderen Orten zeigte man ihr die Ahnengeister in Gestalt von Bäumen11). Eine Legende der Loritja erzählt, daß die tukutita, die »ewigen Ungeschaffenen«, ursprünglich Menschengestalt hatten. Eines Tages erschien ein böses Geistwesen und machte Jagd auf sie. Sie ergriffen zunächst die Flucht und nahmen dazu Tiergestalt an, als Kängurus, Emus, Adler. Nachdem dieser Übeltäter beseitigt war, nahmen viele der tukutita wieder Menschengestalt an, aber sie behielten die Fähigkeit, nach Belieben die Gestalt des Tieres anzunehmen, dessen Namen sie trugen. Zuletzt, am Ende ihrer vielen Wanderungen, verwandelten sich die Körper der tukutita in Bäume, Felsen oder Holz- und Steintjurungas12). Eine ähnliche Vorstellung scheint dem Glauben an die Unnerêrdschen und »witte Wîwer« zugrundzuliegen, Dämonen, die sich durch deutlich erkennbare Beziehungen zur Pflanzenwelt auszeichnen und unter der Erde hausen13).

[Lexikon: Verwandlung. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 25236

(vgl. HWA Bd. 8, S. 1625-1626)]

 

Nach einer Sage der Quiché wurden die ältesten Tiere durch die Sonne in Steine v.t64). Ähnlich erzählen skandinavische Mythen, wie Gott Thor den weisen Zwerg im Frage- und Antwort-Wettkampf, in dem ihm sonst nicht beizukommen war, so lange hinhält, bis die Sonne in den Saal scheint und der Schwarzelbe zerspringt. Der Riese Atlas wird durch den Anblick der Gorgo versteinert und in das Gebirge v.t, das seinen Namen trägt.

[Lexikon: Verwandlung. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 25252

(vgl. HWA Bd. 8, S. 1637)]

  Sonstiges: Kesselartige Vertiefungen sind dadurch entstanden, daß sich Holzweibchen auf die Felsen setzten, als die Steine noch weich waren62).

[Lexikon: Waldgeister. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 25614

(vgl. HWA Bd. 9, S. 61)]

W.e Steine, als Amulett am Hals getragen, gelten in Syrien als Schutzmittel gegen den bösen Blick54)

[Lexikon: weiß. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 26127

(vgl. HWA Bd. 9, S. 341-342)]

Merkwürdig der folgende Aberglaube: Wenn man Baldriansaft mit dem Pulver des Steines mischt, so hat dieses Mixtum compositum zweifelsohne die Kraft, ein damit bestrichenes Tier trächtig zu machen und es ein Tier seiner Art von schwarzer Farbe gebären zu lassen, mit dem man jeden, dem man es vor die Nase hält, augenblicklich zu Boden werfen kann35). Ähnlich: Das Kraut Nephta (Nepeta cataria, Katzenminze) wird mit einem Steine vermischt, den man im Neste des W.s findet; reibt man nun mit der hieraus entstandenen Mischung einem beliebigen Tiere weiblichen Geschlechts den Bauch, so wird dasselbe in Folge dessen trächtig und wirft nach einiger Zeit ein ganz schwarzes Junges; legt man hingegen die nämliche Mischung in einen Bienenstock, so bewirkt sie, daß die Bienen niemals auswandern36)

[Lexikon: Wiedehopf. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 26559

(vgl. HWA Bd. 9, S. 567)]

so Erzbischof Rembert von Bremen vor dem Normannenkampfe; da drückten sich die Kniee des Betenden im Steine ab115). Die schwarze Margret, von Feinden umringt, sagt, ebensowenig werde sie entkommen, als der Fuß ihres Pferdes in den Stein einsinke116), der Führer bei Bellingen in der Altmark zweifelt: sie würden siegen, so gewiß sein Pferd in den Stein trete117), und beide Male geschieht das Zeichen. General Witte auf dem witten Feld zwischen Malgarten und Engter118), Karl d. Gr. am Karlstein bei Hohe119) bangen: so wenig sie mit der Reitpeitsche den Stein zerspalten können, – und spalten ihn doch und siegen. Auch bei Siebeneichen im Lauenburgischen glaubt der Führer, daß sein Roß eher den Stein durchstampfe120), im Geismarwald bei der Mindener Glashütte, daß er eher den Stein einsitze121). In einer niedersächsischen Sage träumt der Heerführer, so gewiß sein Pferd den Stein eintrete und er mit dem Schwert hineinhaue, werde er siegen122). Diese Gewißheit spricht sich dann aus: wir siegen, so wahr ich mein Pferd aus diesem Stein tränken kann (Wendenschlacht)123), als mein Pferd in diesen Stein eine Spur schlägt (Bornhöved, schwarze Margret)124), so wahr Karl über den Karlstein bei Rosengarten herüber und hinüber setzt und ihn mit dem Schwert spaltet125). Am Hünengrab bei Sievern: so wahr, als Karl in den Stein sieben Kreuze haue und sein Pferd eine Roßtrappe trete126). Der Hoyerstein am Grafenrain bei Welpesholz trägt Fingerspuren; Graf Hoyer von Mansfeld hat vor der Sch. gesagt:

 

                Ich, Graf Hoyer, ungeboren,

                habe noch nie eine Schlacht verloren.

                So wahr ich greife diesen Stein,

                auch diese Schlacht muß meine sein127).

 

    Diese Sage deutet auf eine verblaßtere zurück. Im Krieg zwischen Jüten und Sachsen war der Jütenanführer so stark, daß er in Steine griff und schrieb128).

[Nachträge: Schlacht. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 27706

(vgl. HWA Bd. 9N, S. 189)]

Von einer warnenden Inschrift, die auf einem bei Kolberg in der Ostsee liegenden Steine stehen soll, erzählt eine pommersche Sage110). Nach badischem Glauben haben die ungeborenen Kinder, die unter einem Stein wohnen, einen Zettel um den Hals, auf dem der Name ihrer künftigen Eltern geschrieben ist111).

[Nachträge: schreiben, Schrift, Geschriebenes. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 27899

(vgl. HWA Bd. 9N, S. 303)]

Aus dem 13. Jh. wird von schlesischen Mädchen berichtet, daß sie die Namen der Burschen auf Steine schreiben, diese erhitzen und dann in kaltes Wasser werfen; wessen Stein dabei knistert, den heiratet das Mädchen1059

[Nachträge: schreiben, Schrift, Geschriebenes. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 28013

(vgl. HWA Bd. 9N, S. 374)]

im Streit zweier R., auch zweier R.familien, geworfenen Steinen oder Felsblöcken1872). Sie werden um die Wette, als Mannheitsprobe geschleudert1873). Der Steinwurf galt menschlichen Gegnern1874), Kirchen und Klöstern (s.u. § 30), Burgen, Häusern und Ortschaften1875). So werden zahlreiche Steine und Felsblöcke, vorzüglich in Norddeutschland, auf R.würfe zurückgeführt, oft ohne nähere Angabe eines Grundes1876). Oder ein großer Felsblock ist ein aus einem R.schuh geschütteltes Steinchen1877); aus dem R.stiefel geschütteter Sand hat einen Hügel oder Berg gebildet1878). Ein großer Stein ist einem R. zwischen die Zähne geraten und ausgespuckt worden1879), s. a. § 29. Ein Hügel ist gar nur die von R.schuhen abgestreifte Erde1880), der Fegedreck einer R.frau1881). Das Siebengebirge sind die von den Spaten abgeklopften Erd- und Felsbrocken, als 7 R. das Rheintal aufgegraben1882). Ebenso ist bei der Ausgrabung eines Wasserlaufs ein Hügel entstanden1883). Hier begegnet noch eine Art R.baumeistersagen, wenn 3 R.frauen in einer Nacht einen Schloßberg erbaut haben1884), 9 R.weiber in einer Nacht eine »Schwedenschanze«1885). Ungewollte Bauleistung: ein R.mädchen hat in seiner Schürze Sand tragen wollen und diesen ganz oder teilweise daraus verloren; so wird die Entstehung der Insel Hven erklärt und vieler Hügel auf Rügen und Norddeutschland1886), ebenso von Dämmen, Schanzen, Brücken, Seen (aus denen der Sand geholt worden), Wegen und Straßen. Auch hier tritt später der Teufel ein1887). Einzelne Steine sind gleichfalls in Schürzen (oder an seidenen Fäden) von R. an ihren Platz

getragen worden1888). Gegen die Leiche eines R. staute sich die Elbe und bildete die Inseln bei Hamburg1889).

[Nachträge: Zwerge und Riesen. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 29198

(vgl. HWA Bd. 9N, S. 1131)]

 

 

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